Buchholz. Frauen stehen nach der 22:27-Niederlage gegen den Thüringer HC punktlos auf letztem Platz. Doch die wichtigen Spiele kommen erst.
Eine deutlich bessere Hinrunde als vor Jahresfrist hatten sich die Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten für ihre zweite Saison in der 1. Frauen-Bundesliga vorgenommen. Im Herbst 2020 benötigten die Spielerinnen viele Monate, um sich nach dem Aufstieg an die höheren Anforderungen der höheren Liga mit mehr Geschwindigkeit, mehr körperlicher Härte und besseren Torhüterinnen zu gewöhnen. Erst nach einem starken Saisonendspurt gelang der Klassenerhalt. Jetzt ist es eine lange Verletztenliste, die dem Team aus dem Landkreis Harburg zu schaffen macht.
Marleen Kadenbach kurz nach der Rückkehr schon beste Werferin
Es fehlt an sogenannten „Shooterinnen“, die auch mal leichte Tore aus dem Rückraum erzielen können. Mit Jessica Inacio (Fußverletzung), Louise Cronstedt (Grippe) und Marleen Kadenbach (Finger-Operation) fehlten zuletzt drei Kandidatinnen für diese Rolle. Zumindest Kadenbach ist wieder zurück, soll vorsichtig aufgebaut werden, zeigte gegen den Thüringer HC als beste Torschützin aber eine vielversprechende Leistung. Erschwerend für die Luchse kommt der Ausfall der Spielmacherin und langjährigen Erstligaspielerin Kim Berndt hinzu. Die 31-Jährige plagt sich mit einer Fingerverletzung herum. Eine zunächst befürchtete Operation ist vom Tisch.
Unter diesen Vorzeichen ist es wenig verwunderlich, dass die Handball-Luchse das Parkett auch im sechsten Saisonspiel als Verlierer verließen. Im Heimspiel gegen den mehrfachen deutschen Meister und Pokalsieger Thüringer HC gab es vor 200 Zuschauern am Mittwochabend eine 22:27 (13:15)-Niederlage. Buchholz 08-Rosengarten steht mit 0:12 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz, dem einzigen direkten Abstiegsplatz.
Wichtiges Heimspiel am 20. November gegen den VfL Oldenburg
Eine Situation, die dem Geschäftsführer zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Schweißperlen auf die Stirn treibt. „Wir haben uns zusammengesetzt und erkannt, dass es bis Dezember schwer wird, Punkte zu holen. Wahrscheinlich werden wir auch am 29. Oktober in Neckarsulm verlieren. Wichtiger wird das Heimspiel gegen Oldenburg am 20. November“, sagt Sven Dubau.
Der VfL Oldenburg fuhr mit einem Auswärtssieg in Blomberg seine ersten beiden Punkte ein. Vom 20. November bis Weihnachten macht die Frauen-Bundesliga Pause, weil die Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Spanien aktiv ist. Mehr als fünf Wochen Zeit, um Verletzungen auszukurieren und anschließend in fünf weiteren Hinrundenspielen bis Ende Januar 2022 Punkte für den Klassenerhalt einzufahren.
Spielerinnen der Oberliga-Mannschaft sollen schneller integriert werden
„Ohne echte Rückraumwerferin müssen wir unsere taktische Ausrichtung umstellen. Wir versuchen mehr über die Außen, über das Eins-gegen-eins und die zweite Welle zu kommen“, sagt Sven Dubau. Schneller vonstatten muss auch die Integration von Spielerinnen aus der zweiten Luchse-Vertretung (Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein) gehen. Katharina Kaube (25) hat Sophie Löbig als zweite Torhüterin neben der etablierten Zoe Ludwig verdrängt. Die 20 Jahre alte Linkshänderin Anika Kilian, die einst für Mainz 05 spielte, konnte sich schon als Torschützin auszeichnen und auch die ebenfalls studienbedingt nach Hamburg gezogene Sophie Hartstock (24) findet sich langsam in der 1. Bundesliga zurecht.
Auf dem Transfermarkt hat der Luchse-Geschäftsführer einmal zugeschlagen. Über einen Berater wurde ihm die aus Estland stammende Alina Molkova angeboten. „Sie hat drei Tage bei uns mittrainiert. Relativ schnell haben wir mit dem Trainerteam entschieden, dass wir sie verpflichten wollen“, erzählt Sven Dubau, „vor allem in der Kooperation mit dem Kreis ist sie stark.“ Weitere Neuzugänge sind nicht zu erwarten. „Wir haben einen Kader von 22 Spielerinnen. Das reicht auch irgendwann“, so Dubau.
20 sehr gute Minuten sind gegen den Tabellenvierten zu wenig
Was nicht reichte zu einem zählbaren Erfolg, waren die 20 guten Minuten, die die Handball-Luchse im Spiel gegen den Tabellenvierten aus Thüringen zeigten. „Die ersten 20 Minuten haben wir vor allem von außen nicht getroffen“, sagte Trainer Dubravko Prelcec. Aus dem Positionsangriff ging gegen die baumlange Defensive der Mannschaft des langjährigen THC-Coaches Herbert Müller ohnehin kaum etwas.
Erst als Katharina Kaube für Zoe Ludwig ins Tor wechselte und Marleen Kadenbach auch offensiv Akzente setzte, wurde es besser. Den Fünf-Tore-Rückstand (3:8, 5:10, 7:12) ließen die Gastgeberinnen bis zum Pausenpfiff auf zwei Treffer schmelzen, unter anderem dank eines spektakulären Kempatrick-Treffers zwischen Evelyn Schulz und Alexia Hauf.
Mit Julia Herbst droht die nächste Spielerin langfristig auszufallen
Nach dem Wechsel hielten die Luchse weiter voll dagegen und ärgerten den Favoriten. 15:16 und 16:17 – der Ausgleich wollte nicht gelingen. Auch nicht, als Zoe Ludwig bei 17:18 einen Siebenmeter parierte. Vielmehr war es nach 40 Minuten vorbei mit der Herrlichkeit des Schlusslichts. Der Thüringer HC spielte nun seine Klasse aus und sorgte bei 22:17 und 25:20 für die Vorentscheidung. Zu allem Überfluss verletzte sich Julia Herbst bei einer Torwurfaktion am rechten Sprunggelenk und musste vom Feld geführt werden (54.). „Sie wird uns mit Sicherheit lange fehlen“, so Sven Dubau.
„Die Konstanz über 60 Minuten ist noch nicht vorhanden. Wir müssen es schaffen, länger das Tempo hoch zu halten“, so Trainer Prelcec. „Was wir mitnehmen können in die wichtigen Spiele nach der WM-Pause, um diese zu gewinnen, ist die Hingabe.“
Alle Tore: Marleen Kadenbach (6/2), Evelyn Schulz (4), Alexia Hauf (3), Natalie Axmann, Sarah Lamp, Maj Nielsen, Antonia Pieszkalla (alle 2) und Alina Molkova (1)