Henstedt-Ulzburg. Sie spielte in Norderstedt und Henstedt-Ulzburg – und erreichte nun mit den HL Buchholz 08-Rosengarten das Final-Four-Endspiel.

Es ist schon eine merkwürdige Situation, in der sich Rückraumspielerin Marleen Kadenbach und ihre Handball-Luchse Buchholz 08-Rosengarten momentan befinden. Da ist auf der einen Seite die Saison in der Handball-Bundesliga der Frauen, in der der Aufsteiger zwei Spieltage vor Schluss noch um den Klassenerhalt kämpft. Andererseits endete der Siegeszug des Teams von Trainer Dubravko Prelcec im DHB-Pokal erst im Endspiel des Final Four: Gegen die SG BBM Bietigheim gab’s nach großem Kampf eine 22:27 (13:11)-Niederlage.

Vorläufiger Höhepunkt ihrer Karriere

Für „Milli“, wie Kadenbach von den Mannschaftskolleginnen gerufen wird, war es der vorläufige Höhepunkt ihrer Handballkarriere. Diese startete bereits im Kindesalter und nahm mitunter einen steilen Verlauf: JSG Alstertal/Norderstedt, SV Henstedt-Ulzburg, CH Canyamelar Valencia und eben HL Buchholz 08-Rosengarten – so lauten die Stationen der gebürtigen Hamburgerin.

„Seit ich laufen kann, habe ich in der Halle gestanden“, erinnert sich die 23 Jahre alte Studentin an die Anfänge ihrer Karriere. Bis 2015 stand sie für die JSG Alstertal/Norderstedt unter anderem in der A-Juniorinnen-Bundesliga auf dem Feld. Kadenbachs Potenzial blieb nicht unentdeckt, was zu Einsätzen in der Hamburger Auswahl und der Teilnahme am DHB-Länderpokal führte.

„Zu der Zeit bin ich immer mit Maren Gajewski in einem Team aufgelaufen. Wir sind dann auch gemeinsam nach Henstedt-Ulzburg gewechselt, um in der 3. Liga zu spielen. Uns verbindet eine enge Freundschaft, auch wenn wir mittlerweile nicht mehr im gleichen Verein aktiv sind.“

Positive Erinnerungen an die Zeit beim SVHU

Vor allem die ersten Spielzeiten im Erwachsenenbereich bei den Frogs-Ladies sind der großgewachsenen, wurfstarken Rechtshänderin noch gut in Erinnerung. „Ich hatte ein wahnsinniges Glück mit den Trainern. Amen Gafsi, Frank Hamann und Sven Rusbült haben einen großen Anteil an meiner Entwicklung zur Bundesligaspielerin.“

Auch das familiäre Umfeld in Hen­stedt-Ulzburg sei ein Grund gewesen, warum sie sich dort so wohl gefühlt habe. „Es war eine tolle Zeit, und ich verfolge die Ergebnisse des Teams bis heute. Höhepunkte beim und mit dem SVHU waren 2017 der Sieg im Landespokal und das enge Saisonfinale gegen den TV Oyten im Kampf um die Meisterschaft. „So etwas vergisst man nicht.“

Halbjähriges Intermezzo in Valencia

Als „exotische Erfahrung“ beschreibt Marleen Kadenbach ein halbjähriges Gastspiel in Spanien. Im Rahmen ihres Studienganges International Management zog es sie 2018 für ein Auslandssemester nach Valencia, zum Erstliga-Club CH Canyamelar. „Die Leistungsdichte war dort viel geringer als in Deutschland. Vielleicht drei Teams spielen auf internationalem Niveau, aber die meisten Mannschaften haben eher deutsches Zweit- oder Drittligaformat. Mit Valencia standen wir im Tabellenkeller“, berichtet Kadenbach.

Mit der weiblichen A-Jugend-Mannschaft der JSG Alstertal/Norderstedt gewann Marleen Kadenbach 2015 den Hamburger Pokal.
Mit der weiblichen A-Jugend-Mannschaft der JSG Alstertal/Norderstedt gewann Marleen Kadenbach 2015 den Hamburger Pokal. © Unbekannt | Thomas Maibom

Trotzdem sei das Intermezzo auf der iberischen Halbinsel lehrreich gewesen. „Die meisten spanischen Handballerinnen sind klein und dynamisch, das ist in Deutschland anders. Ich konnte mich mit Nationalspielerinnen messen, und zum Auswärtsmatch auf Gran Canaria sind wir geflogen.“

Der nächste Schritt in Marleen Kadenbachs Karriere folgte mit dem Wechsel zu den Handball-Luchsen Buchholz 08-Rosengarten, die 2019 noch zweitklassig waren. „Wir wollten in die Bundesliga aufsteigen und waren bis zum Abbruch der Spielzeit durch Corona auf einem guten Weg. Es hieß dann zunächst, dass es keine Aufsteiger geben werde“, erinnert sich Kadenbach, „letztlich hat es aber doch geklappt. Auch dank der Unterstützung unserer Sponsoren.“

Sportlich läuft es nach einer Eingewöhnungsphase im Oberhaus für Kadenbach gut. „Das war am Anfang ein ganz schönes Abenteuer für mich, aber ich habe Blut geleckt. Mit der Zeit haben wir gemerkt, dass der Klassenerhalt realistisch ist, auch wenn wir einige Big Points vergeben haben.“

In den verbleibenden Partien gegen Mainz 05 und den Buxtehuder SV gehe es nun darum, möglichst viele Punkte zu holen und Frisch Auf! Göppingen auf dem Relegationsrang abzulösen.

In der Bundesliga geht’s gegen den Abstieg

Besonders das letzte Saisonspiel, ausgerechnet das Derby bei Kooperationspartner Buxtehuder SV, verspricht Hochspannung. Marleen Kadenbach: „Ich hoffe, dass sich die Situation im Abstiegskampf bereits vor dieser Partie entscheidet und kein Geschmäckle entsteht.“

Im nationalen Pokal-Halbfinale trafen die Handball-Luchse aus Buchholz auf die HSG Blomberg-Lippe und zogen sensationell mit 22:19 (13:12) ins Endspiel ein. Dort war der Bundesliga-Zweite SG BBM Bietigheim in der Schlussphase einen Tick abgezockter.

„Ich finde immer noch keine Worte dafür, was in Stuttgart passiert ist. Ein Traum ist für mich in Erfüllung gegangen“, sagt Marleen Kadenbach, „auf uns sind wahnsinnig viele Eindrücke eingeprasselt. Der Erfolg gegen Blomberg-Lippe hat sich angefühlt wie der Pokalsieg. Trotz der Niederlage im Endspiel sind wir nicht enttäuscht, da wir das Match lange offengehalten haben.“

Anschließend gab’s für sie Glückwünsche auf allen Kanälen. „Mein Handy hat geglüht. Ich habe im Leben noch nie so viele Nachrichten erhalten – darunter auch unzählige aus Henstedt-Ulzburg.“

Sportliche Zukunft ist offen

Ob Marleen Kadenbach auch in der Serie 2021/2022 für die Handball-Luchse auf Torejagd gehen wird, ist noch offen. „Langfristig möchte ich weiter in der Bundesliga spielen, aber im Falle eines Abstieges würden wir auch die 2. Bundesliga rocken“, gibt sich „Milli“ kämpferisch. Entscheidender sei für sie aber die berufliche Perspektive: „Ich möchte meinen Master im Immobilienmanagement machen und muss schauen, an welchem Standort das möglich ist.“