Neugraben/Harburg. Nach dem 2:0-Derbysieg gegen den Harburger SC können sich die Bezirksliga-Fußballer aus Hausbruch wohl nur selbst bremsen.
„Jetzt müssen wir nur noch drei von fünf Spielen gewinnen, dann steigen wir in die Landesliga auf“, sagte Trainer Morris Avsar nach dem 2:0 (0:0)-Derbysieg seiner Bezirksliga-Fußballer von der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT) gegen den Harburger SC (HSC). Das sollte bei einer Bilanz von 13 Siegen und nur zwei Niederlagen in den 15 bisherigen Saisonspielen der Bezirksliga fünf doch zu schaffen sein. Zumal die kommenden Gegner nicht zu den Spitzenteams der Liga zählen.
HSC in Lauerstellung muss auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen
Und weil des einen Freud häufig auch des anderen Leid bedeutet, müssen die Fußballer vom Rabenstein nach der Derbyniederlage am Jägerhof wohl endgültig von den eigenen Aufstiegsträumen Abstand nehmen. „Die Ausgangslage war schon vor dem Anpfiff nicht günstig für uns“, sagte HSC-Trainer Alexander Reckewell. Seine Mannschaft hatte vor dem Anpfiff nicht nur zwei Punkte weniger auf dem Konto, sondern auch schon zwei Spiele mehr absolviert. Jetzt ist der HSC gegenüber dem neuen Tabellenführer HNT weiter zurückgefallen. Reckewell vergleicht die Lage mit der des HSV in der 2. Bundesliga. „Wir befinden uns entspannt in Lauerstellung und warten ab, ob sich noch eine Chance ergibt.“
Nach der 1:0-Führung für die HNT nach einer Stunde durch den besten Torschützen der Liga, Zana Demir, versuchte der HSC nochmal alles, das Spiel zu drehen. Aber sein Team sei durch den Rückstand mental angeschlagen gewesen. Alexander Reckewell: „Da wussten alle, es ist gelaufen“. Besonders bitter: Eine Stunde lang hatten die Rabensteiner bei ihren erfolglosen Angriffen sieben Eckbälle erzielt. Und dann macht die HNT aus einem Eckstoß das 1:0 durch Zana Demir mit dem Kopf.
In vier Wochen alle Chancen in der Liga und im Pokal verspielt
„In vier Wochen haben wir alles verspielt“, sagt Reckewell rückblickend. „Zuerst sind wir im Viertelfinale des Lottopokals durch eigenes Versagen im Elfmeterschießen gegen Hamburger Berg ausgeschieden, dann haben wir gegen den anderen Titelanwärter Altona 93 verloren und nun dieses so wichtige Derby gegen die HNT.“ In der neuen Saison wollen Reckewell und der HSC aber erneut angreifen.
„Nächste Woche wird der neue Kunstrasenplatz auf dem Rabenstein eröffnet. Dann können wir unsere Heimspiele endlich wieder auf eigener Anlage austragen. Die große Mehrheit der Spieler hat für die kommende Saison bereits zugesagt“, sagte Reckewell, dessen Team ein Jahr lang auf die Sportanlage an der Baererstraße ausweichen musste. Auch kurzfristig gibt es trotz des Leistungsknicks Grund zur Freude. „Nach Saisonende machen wir mit 16 Leuten eine Mannschaftsausfahrt nach Bulgarien“, verkündete Trainer Reckewell.
HNT hat einen Punkt Vorsprung und zwei Nachholspiele in der Hinterhand
Während der Harburger SC also auch in der Saison 2022/2023 wohl wieder in der Bezirksliga antreten muss, sind die Weichen bei der HNT Richtung Landesliga gestellt. Der neue Tabellenführer ist nämlich auch gegenüber der zweiten Mannschaft von Altona 93 im Vorteil; die HNT führt die Tabelle mit einem Punkt mehr und zwei Spielen weniger gegenüber dem einzigen verbliebenen Konkurrenten an.
Das etwas skurril anmutende Restprogramm stellt die HNT vor keine unlösbaren Probleme. Jeweils zweimal heißen die Gegner TuS Finkenwerder (7. Platz) und Rot-Weiss Wilhelmsburg (5. Platz), als dritter Gegner ist der Tabellenvorletzte Vorwärts Ost zu Gast am Jägerhof.
HNT-Trainer appelliert in der Pause an die Stärke seiner Mannschaft
Im Derby war die HNT zu Beginn die spielbestimmende Mannschaft, doch Zana Demir, Nikita Naj und Martin Naj konnten beste Möglichkeiten in der ersten Halbzeit nicht nutzen; auch weil HSC-Torhüter David Gosciniak einen guten Tag erwischt hatte. „In der Pause habe ich meinen Spielern dann eingebläut, dass sie die Ruhe bewahren und geduldig bleiben müssen. Sie sollten darauf vertrauen, dass sie die beste Mannschaft der Liga sind und das Spiel deshalb noch für sich entscheiden werden“, sagte Morris Avsar.
Nach einer Stunde wechselten er und Trainerkollege David Aslan drei neue Spieler ein. Avsar: „Das hat noch einmal neue Energien freigesetzt.“ Zwei Minuten später versenkte Zana Demir mit seinem 19. Saisontor den Ball zum 1:0 im HSC-Tor. Torschütze des 2:0 (83.) war mit Curtis Engelmann einer der drei zeitgleich Eingewechselten.
Nach schwierigem Beginn 2018 mittlerweile eine Erfolgsstory
Geduld und Disziplin waren zunächst nicht die herausragenden Tugenden der HNT-Fußballer, die sich 2018 zusammenfanden und anstelle der in der Kreisliga aktiven ersten Herren der HNT an den Start gingen. In der ersten Saison wurden ihnen nach einem Spielabbruch Punkte abgezogen und Trainer David Aslan wegen unsportlichen Verhaltens für zwei Jahre gesperrt.
Schon in der zweiten Kreisliga-Saison änderte sich das Bild vollkommen. Mit zunehmender Disziplin kamen die sportlichen Erfolge. Als Corona die Spielzeit im Frühjahr 2020 abrupt stoppte, stand die HNT bei 19 Siegen und drei Unentschieden. Zusätzlich zum Aufstieg in die Bezirksliga gewann das Team den Fairness-Pokal und stellte mit Zana Demir (32 Tore) den Torschützenkönig. Das Prunkstück der Mannschaft ist inzwischen die Abwehr, die in 15 Spielen erst 18 Gegentore zuließ. „Auf dem Weg in die Landesliga können wir uns jetzt nur noch selber schlagen“, ist Trainer Morris Avsar überzeugt.