Ramelsloh. Mit dem Wingfield-System hofft der MTV Ramelsloh, noch mehr Kinder und Jugendliche für Tennis begeistern zu können.
Viele Sportvereine haben während der Corona-Pandemie Mitglieder verloren, vor allem im Bereich der Kinder und Jugendlichen. Eine der wenigen Ausnahmen bilden Tennisvereine, im Landkreis Harburg konnte etwa die Hälfte sogar zulegen. Die Gründe: Weil in Hamburg eine Zeit lang strengere Infektionsschutzregeln als in Niedersachsen galten, buchten viele Spielerinnen und Spieler Zeiten in den Tennishallen im südlichen Umland, und traten in die Vereine ein. Dazu ist die Infektionsgefahr beim Tennis generell geringer als bei Kontaktsportarten.
Künstliche Intelligenz hält Einzug in die Tennishalle
Die Tennisabteilung des MTV Ramelsloh möchte den Rückenwind gern nutzen, um diesen ersten kleinen Tennis-Boom seit vielen Jahren nachhaltig zu festigen. Dafür hat der Verein in digitale Technik investiert. Neuerdings kommt das innovative System Wingfield in der Tennishalle an der Ohlendorfer Straße zum Einsatz. Wingfield ist ein kameragestütztes System, das auf Künstlicher Intelligenz (KI) basiert. Mit ihm ist es möglich, komplette Tennisspiele aufzeichnen, auszuwerten und damit auch für die Trainingsanalyse einzusetzen.
„Das System ist unheimlich flexibel und vielfältig“, berichtet André Ambrosius, Finanzvorstand des MTV Ramelsloh. Es besteht aus drei Kameras, von der eine an der Wand hinter dem Tennisfeld montiert ist, die anderen beiden sind zusammen mit der Technik in einem Netzpfosten eingebaut. „Eine innovative und vor allem platzsparende Lösung“, so Ambrosius. Die Anschaffungskosten betragen etwa 7000 Euro, hinzuzurechnen sind Kosten für die Installation.
Anschaffungskosten etwa 7000 Euro, zuzüglich der Installation
Die Sparkasse Harburg-Buxtehude hat den MTV Ramelsloh mit einer Spende in Höhe von 2500 Euro unterstützt. Marcel Corsi, neuerdings Leiter des Beratungscenters in Maschen, ließ sich vor Ort die Einsatzmöglichkeiten von Tennis-Regionstrainer Chris Böhm sowie den MTV-Vorstandsmitgliedern Nadine Becher und André Ambrosius erklären.
Mit der Wingfield-Match-Validierung können Spieler flexibel zu offiziellen Leistungsklassen-Matches antreten. Die Wingfield-KI prüft, ob das Match regelkonform ablief und leitet das Ergebnis automatisch an den Deutschen Tennis-Bund (DTB) weiter. Ein Vorteil liegt für André Ambrosius auf der Hand: „Die Tennisspieler können nun zu jeder Zeit ihre Spiele austragen. Sie müssen lediglich den Platz buchen und die App starten – der Rest geht fast von allein. Das ist besser für die Spieler und auch für uns als Verein. Dadurch, dass sich nicht alles am Wochenende ballt, sind die Plätze gleichmäßiger ausgelastet.“
Regionstraining mit 40 Nachwuchstalenten aus drei Landkreisen
Die Möglichkeit, das System als Analysetool im Training einzusetzen, ist wichtig für Chris Böhm. Er ist einer von drei Regionstrainern der Region Süderelbe innerhalb des Tennisverbands Niedersachsen-Bremen (TNB). Böhm trainiert in Ramelsloh etwa 40 Talente aus den Kreisen Cuxhaven, Stade und Harburg.
„Das System eröffnet mir als Trainer ganz neue Möglichkeiten im Kinder- und Jugendtraining. Mit der App kann ich gemeinsam mit den Spielern direkt auf dem Platz die Übungen auswerten und Verbesserungshinweise geben. Für eine qualifizierte Nachwuchsförderung ist das überaus wertvoll“, sagt Chris Böhm. Bei einem Pressetermin demonstrierte er die Einsatzmöglichkeiten mit seinen Schützlingen Marie Bischof (TC Stelle) und Philip Ohlert (MTV Ramelsloh).
MTV-Tennisabteilung hat 130 Mitglieder und hofft auf Zuwachs
Der MTV Ramelsloh erhofft sich von der Investition, noch mehr Nachwuchsspieler für den Tennissport zu begeistern. „Aktuell haben wir 130 Mitglieder in der Tennisabteilung und weiterhin guten Zulauf. Allerdings möchten wir noch mehr Kinder und Jugendliche begeistern“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Nadine Becher. „Die Spende der Sparkasse hat uns sehr dabei geholfen.“
„Alles, was nach zwei Jahren Pandemie hilft, Kinder und Jugendliche zur Bewegung und zum Sport zu motivieren, ist wertvoll. Beim MTV Ramelsloh spürt man die Begeisterung für den Tennissport, für den Nachwuchs und für innovative Wege. Das ist großartig und wird von uns als Sparkasse gern unterstützt“, so Sparkassen-Mitarbeiter Marcel Corsi, selbst leidenschaftlicher Hobbysportler.
Die Tennishalle von 1993 wurde 2019 modernisiert
Eine lange Tradition hat Tennis in Ramelsloh. 1993 wurde die Vier-Feld-Tennishalle an der Ohlendorfer Straße gebaut. 2019 ist sie grundlegend renoviert worden, erhielt unter anderem eine innovative LED-Lichtanlage. Ebenfalls seit 2019 bildet der MTV Ramelsloh eine Spielgemeinschaft mit dem Tennis-Club (TC) Ramelsloh für Damen-, Herren- und Jugendspieler.
Die meisten Aktivitäten im Sommer finden auf der Tennisanlage an der Horner Straße 28 statt. Auf der naturgeprägten Anlage gibt es die Möglichkeit, nach dem Sport im selbstbewirtschafteten Blockhaus zu entspannen. Hallenplätze können von jedermann, auch ohne Vereinsmitgliedschaft, gebucht werden unter www.mtv-ramelsloh.de.