Hamburg. Am Treidelweg startet aufwendige Sanierung der historischen Kaimauer. Wenn sie tragfähig ist, könnte dort ein Beachclub eröffnen.

Beachclubfans aus Harburg und Umgebung trauern noch immer dem Veritas Beach im Harburger Binnenhafen nach. Der beliebte Anlaufpunkt zum Feierabend musste im Herbst 2015 schließen, weil die Stadt das Baugrundstück vermarkten wollte. Hamburgs größte Strandkneipe sollte um die Ecke an den Treidelweg ziehen. Nach mehreren Jahren Vorlauf starten jetzt die aufwendigen Bauarbeiten an der historischen Kaimauer, um das Gelände für einen Beachclub-Betrieb herzurichten.

Damit könnte eine scheinbar unendliche Geschichte doch noch ein glückliches Ende finden. Für 5,5 Millionen Euro wird die Kaimauer auf 280 Metern Länge jetzt saniert: Die rund 100 Jahre alte Kaimauer muss laut Denkmalschutzamt erhalten werden. Sie muss sich aber nicht mehr selbst tragen. Landseitig wird eine Spundwand gesetzt, an der sie aufgehängt wird. Zur Wasserseite werden mehrere Leitern montiert, flankiert von massiven Holzpfählen. Auf dem Wasser sollen sogenannte Reibepfähle schwimmen, die beim Anlegen Boote und Kaimauer schützen.

Ehemaliger Betreiber hofft auf attraktive Rahmenbedingungen

Auf der Fläche zwischen der festgesetzten Klappbrücke über den Östlichen Bahnhofskanal und dem Betriebsgelände des Handelshofs soll neues Strandleben entstehen. Allerdings ist der ehemalige Betreiber von Veritas Beach, der Harburger Gastronom und Veranstaltungsmacher Heiko Hornbacher, noch nicht sicher, ob er am geplanten Ausschreibungsverfahrens teilnehmen wird. „Ich warte erst einmal ab, welche Rahmenbedingungen die Stadt setzt“, sagt er. „Der Binnenhafen hat sich stark verändert. Hier wohnen jetzt viele Leute, so dass Lärmschutz eine größere Rolle spielt. Womöglich müssten wir um 22 Uhr schließen. Zudem soll es einen öffentlichen Weg am Wasser geben, mit Liegeplätzen für Schiffe.“

Blick auf den früheren Beachclub am Veritaskai. Dort, wo die Schiffe liegen, befindet sich der Treidelweg.
Blick auf den früheren Beachclub am Veritaskai. Dort, wo die Schiffe liegen, befindet sich der Treidelweg. © Unbekannt | Lutz Kastendieck

Einen Beachclub zu betreiben, sei nicht einfach: „Um elf Uhr regnet es, um 15 Uhr scheint die Sonne. Woher sollen Sie plötzlich das Personal nehmen? Ich hatte den Vorteil, Leute aus anderen Betrieben abziehen zu können“, sagt der Gastronom. Nur wenn die Bedingungen attraktiv seien, könne er ein zweites Mal in Vorleistung gehen, um die Strandbar mit Imbiss neu zu erfinden.

Hornbacher hatte direkt nach Schließung vom Veritas Beach einen Pachtvertrag mit der Stadt abgeschlossen und wollte 2016 auf der kleineren Fläche am Treidelweg nahtlos einen neuen St(r)and­ort schaffen. Damals galt die Kaimauer als standsicher; nur landeinwärts bestand die Gefahr, dass der Boden etwas nachgibt. Das Problem schien lösbar.

Für millionenschwere Grundsanierung fehlte zunächst das Geld

Die Ausstattung des Beachclubs war bereits umgezogen, ein Architekt beauftragt, Personal angeheuert, als ein zweites Gutachten im Frühjahr 2016 zu dem Schluss kam, dass die Kaimauer doch nicht ausreichend tragfähig ist. Eine millionenschwere Grundsanierung war nötig, und dazu fehlte zunächst das Geld. Zudem war das Denkmalschutzamt einzubeziehen, denn der Binnenhafen gilt als „historisch geprägtes Stadtgebiet“, dessen „Charakter als ehemaliges Hafengebiet“ erhalten werden soll.

Dank neuer Haushaltsregeln stand 2018 erstes Geld zur Verfügung. Die Planung der Sanierungsmaßnahme konnte beginnen. Sie musste aufgrund der hohen Investitionssumme jedoch europaweit ausgeschrieben werden. Das geschah im Herbst 2018.

Im Sommer 2019 wurde die Vorplanung weitgehend abgeschlossen. Die Schiffe, die jahrelang am Kai lagen, mussten umziehen. Das Terrain wurde auf Kampfmittel untersucht, der Kai leer geräumt, erste Baumaterialien abgeladen. In diesen Tagen wird die Baustelle eingerichtet. Bis die Arbeiten an der Kaikante von einem Ponton aus Fahrt aufnehmen, werde es aber noch ein, zwei Monate dauern, kündigt Bezirkssprecherin Sandra Stolle an.

Frühestens 2023 kann das Strandleben beginnen

Der Bezirk rechnet damit, dass die Arbeiten im September 2022 abgeschlossen sein werden – zu spät für eine Beachclub-Saison im kommenden Jahr. „Ich bekomme immer noch Hunderte E-Mails mit Anfragen, wann es weitergeht“, sagt Heiko Hornbacher. „Mal sehen, was die Stadt haben will. Wenn das für mich interessant ist, werde ich das auch machen.“

Das geplante Projekt eines 19-stöckigen Hotels der Marke Plaza Premium liegt derzeit auf Eis.
Das geplante Projekt eines 19-stöckigen Hotels der Marke Plaza Premium liegt derzeit auf Eis. © Primo PR | www.datenland.de

Über das ehemalige Beachclub-Gelände weht der Bausand. Das Grundstück liegt brach, ist eingezäunt und wartet darauf, dass die Lorenz Gruppe dort einen 19-stöckigen Hotelturm baut, mit einer Glasfassade, die in der Sonne wie ein Kristall glitzert. So wurde das Projekt im November 2016 vorgestellt. Dann musste umgeplant und ein neuer Betreiber gesucht werden. Als dies und die langwierigen Verhandlungen mit dem Bezirk um die Gestaltung der Außenflächen zur Jahreswende 2019/20 allmählich in trockenen Tüchern war, übernahm die Corona-Pandemie die Regie. Nun liegt das Hotelprojekt auf Eis.