Harburg. Im Asklepios-Klinikum können bis zu 350 Harburger geimpft werden, wenn Impfstoff da ist. Warum der Start mit einer Panne begann.
Der Startschuss fiel am Montagmorgen: Ab sofort verabreichen Mediziner im Asklepios-Klinikum Harburg (AKH) den Impfstoff gegen das Coronavirus. Das Impfzentrum Hamburg nutzt jetzt fünf Krankenhäuser in Stadtrand-Lagen als Außenstellen, darunter das AKH. Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard gab den offiziellen Startschuss dafür in Harburg.
Gestartet ist nach dem Startschuss allerdings erst einmal nicht viel: Durch eine organisatorische Panne bei der zentralen Termin-Hotline der kassenärztlichen Vereinigung wurden nur sehr wenige Termine für die Kliniken vergeben. Der erste Impfling kam am Montag erst eineinhalb Stunden nach der medialen Eröffnung, als die Kameras schon längst abgebaut waren. „Nachdem ich gelesen hatte, dass ab heute Impfungen in Harburg möglich sind, habe ich mich explizit für einen Termin in Harburg angemeldet und das hat auch sofort geklappt“, sagt Jürgen Mölder aus Neugraben. „Nach Hamburg zu fahren, hatte ich keine Lust.“
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Mittlerweile klappt auch die regionale Zuordnung bei der Hotline besser. Die Kliniken selbst können keine Termine vergeben. Die Terminvergabe erfolgt ausschließlich über die zentrale Hotline 116 117 und über das bundesweite Internetportal www.impfterminservice.de. Doch von dem holprigen Start ließ sich die Hamburger Senatorin nicht beeindrucken. „Das ist ein toller Tag für die Impfkampagne, dass es jetzt in Hamburg dezentral weitergeht“, sagte sie anlässlich des Impfstarts in Harburg. „Die Kliniken sind eine gute Erweiterung des Impfangebots im Impfzentrum Messehallen und ein wichtiger Schritt bei der Bekämpfung der Pandemie, denn darum geht es beim Impfen in erster Linie.“
An zwei Standorten 500 Impfungen pro Woche möglich
Der Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Asklepios Kliniken, Joachim Gemmel, ergänzte: „Wir freuen uns außerordentlich, dass Asklepios mit dem Impfangebot an den beiden Klinikstandorten Harburg und Nord-Heidberg jetzt einen weiteren, entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie und zur Rückkehr in das gesellschaftliche Leben leisten kann.“ Er zeigte sich dankbar dafür, dass die Hansestadt Hamburg den Kliniken größere Mengen an Impfstoff zugeteilt habe, so dass an beiden Standorten pro Woche jeweils rund 250 Impfungen und damit zusammen etwa 500 Impfungen pro Woche möglich wären. „Bei Bedarf sind wir auch in der Lage, noch mehr zu impfen.“
Mit den großen Impfzahlen in den Messehallen lässt sich das Klinik-Impfen nicht vergleichen. Das liegt zum einen an der vergleichsweise geringen Anzahl an Impfdosen, die für die Außenstellen zur Verfügung stehen, zum anderen am Platz. Höchstens zwei Patienten können gleichzeitig geimpft werden. Außerdem muss noch Routine entwickelt werden. Etwas Impferfahrung hat die AKH-Belegschaft schon, denn die Klinik hat das eigene Personal selbst durchgeimpft. Da befanden sich allerdings auch am spitzen Ende der Spritze ebenfalls Profis. Mit „normalen“ Patienten gehe es nicht ganz so schnell.
Dafür bekommt Jürgen Mölder am Montag fast eine VIP-Behandlung: keine Wartezeit, persönliche Begrüßung, flottes Aufklärungsgespräch. Nach wenigen Minuten ist der Papierkram erledigt, die Spritze aufgezogen und mit einem kaum merklichen Piks in seinen Arm die Corona-Impfung schon vorbei. Heute gibt’s Moderna. „Ich bin richtig froh, dass ich die erste Dosis jetzt habe und dass ich dafür nicht ganz nach Hamburg musste“, sagt er.
Termine im AKH bleiben Über-70-jährigen vorbehalten
Obwohl auch bestimmte Berufsgruppen und Vorerkrankte mittlerweile impfberechtigt sind, bleiben die raren Termine im AKH vorerst einer bestimmten Altersgruppe vorbehalten: Den Über-70-jährigen aus dem Hamburger Süden. „Wir bereiten uns darauf vor, schrittweise weitere Impfmöglichkeiten zu schaffen“, kündigte Leonhard am Montag an. „Wenn mehr Impfstoff zur Verfügung steht, können auch mehr Menschen zur Impfung aufgerufen werden.“
Bei idealer Versorgung schätzt Stationsleiter Gerald Siemen, dass im AKH wöchentlich 350 Harburgerinnen und Harburger geimpft werden können. Dazu muss bedacht werden, dass das Personal die Impfungen neben seinen übrigen Aufgaben leistet und derzeit nicht eben unterbelastet ist. Noch vor kurzem galt die Kapazität der AKH-Intensivstationen als bis an die Grenze ausgereizt. „Mittlerweile sind wir fast überall wieder auf 90 Prozent“, sagt Claas Wesseling, Oberarzt der Lungenabteilung und derzeit Leiter des Impfzentrums. „Das ist immer noch sehr viel, aber jeder Harburger, der dringend ein Intensivbett braucht, bekommt es hier auch.
Schon vor dem bundesweiten Start der Corona-Impfungen im Dezember hatte es Forderungen in der Bezirkspolitik gegeben, ein Impfzentrum auch in Harburg einzurichten. Die Befürchtung: Harburger könnte der Weg bis in die Innenstadt abschrecken. Der Bezirk Harburg gehört mit Hamburg-Mitte in der Vergangenheit zu den Corona-Hotspots in Hamburg.
Der Weg ins Harburger Impfzentrum
- Das Impfzentrum am Standort des Asklepios Klinikums Harburg befindet sich in der Nähe der zentralen Notaufnahme im Erdgeschoss von Haus 7. Parkplätze stehen vor dem Haus kostenfrei zur Verfügung. Auf den Internetseite der Klinik unter www.asklepios.com/hamburg/harburg/ findet sich auch ein Lageplan sowie Informationen von Medizinern über die Krankheit und die Sicherheits- sowie die Hygienemaßnahmen in der Klinik.
- Die Kliniken erhalten den Impfstoff von der Stadt Hamburg und können daher auch nur Impfstoffe anbieten, die ihnen zur Verfügung gestellt werden. Das Unternehmen Asklepios weist zudem daraufhin, dass die Terminvergabe ausschließlich über die Hotline 116 117 und die Website www.impfter minservice.de erfolgt.
- Die Stadt Hamburg entscheidet auch über die Impf-Priorisierung. Die Klinken haben darauf keinen Einfluss. Aktuell erhalten ausschließlich Personen über 70 Jahre mit Wohnsitz in Hamburg Zugang zu den Corona-Schutzimpfungen in der Asklepios Klinik Harburg.