Hamburg. Kein Spaß: Bäderland stellt lehr- und wettkampftaugliche Bahnen im Midsommerland in Aussicht. So sehen die Pläne aus.

Nach über einem Vierteljahrhundert, in dem es in Harburg kein richtiges Schwimmbad gab, bahnt sich jetzt die Änderung an: Die Bäderland Hamburg GmbH und die Initiative „Yes We Swim!“ präsentierten am Freizeitbad MidSommerland jetzt überraschend Pläne für eine zusätzliche Halle auf dem Spaßbadgelände.

Dort soll ein lehr- und wettkampftaugliches Becken entstehen. Sogar an eine Sprunganlage wurde gedacht. Aber: Es ist noch unklar, wie die Bad-Erweiterung finanziert werden soll und wann sie in Angriff genommen wird.

Freizeitbad Midsommerland hat in allen Becken Nichtschwimmertiefe

Das Midsommerland steht an der Stelle, an der sich lange Zeit das Harburger Freibad befand. Dies hatte acht 50-Meter-Bahnen, ein Sprungbecken mit Ein- und Dreimeterbrettern, sowie ein großes Nichtschwimmerbecken. Gut ausgenutzt war es nur bei sonnigem Wetter. Das Freizeitbad Midsommerland hat in allen Becken Nichtschwimmertiefe, verfügt über eine beliebte Rutsche, eine Wellness-Therme, eine Gegenstromanlage sowie ein großes Saunadorf und ist ganzjährig genutzt. Was allerdings fehlt, ist ein Schwimmbecken mit mindestens 25 Metern Länge und 1,8 Metern Tiefe, in dem man Wettkämpfe durchführen und Prüfungen für das deutsche Schwimmabzeichen ablegen kann.

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Weil mit Eröffnung des Midsommerlands auch die Harburger Schwimmhalle geschlossen und dem Immobilienmarkt übergeben wurde, waren Harburger seit 1996 gezwungen, zum Schwimmen nach Neugraben oder Wilhelmsburg zu fahren oder die guten kommunalen Schwimmbadangebote der Nachbargemeinden wahrzunehmen. Den Fehler, kein Schwimmbecken mit einzuplanen, wiederholte die städtische Bäderland GmbH bei keiner weiteren Umwandlung klassischer Schwimmbäder zu Freizeitbädern; korrigierte ihn in Harburg aber auch nie. Im Gegenteil: Der Mangel, den die 110.000 Harburger empfanden, wurde seitens des Badbetreibers offensiv in Frage gestellt.

2017 gründete sich die Initiative „Yes We Swim!“ und sammelte erfolgreich Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Gut 3600 kamen zusammen. Die Bezirksversammlung, die dadurch verpflichtet war, sich mit dem Thema zu beschäftigen, übernahm die Forderungen der Initiative unverändert. Danach kam langsam auch bei der stätischen Bäderland GmbH Bewegung in die Haltung. Bei der anliegenden Generalsanierung des MidSommerlands könne man neu planen, versprach die Bäderland.

Wenn es gut läuft, könnte Schwimmhalle schon 2025 fertig sein

„Die Bäderland hat erwartungsgemäß ihr Versprechen gehalten“, freut sich Juliane Eisele von „Yes We Swim!“ Anfang Mai wären sie zu einem ersten Gespräch zusammengekommen. „Es wurden uns die architektonische Planung einer eigenen zusätzlichen Schwimmhalle am MidSommerland gezeigt – mit der Option von vier 25-Meter-Bahnen und einer Sprunganlage bis drei Meter“, so Eisele. Abhängig vom Projektverlauf könne schon 2025 das Jahr der Fertigstellung sein. „Damit waren wir sehr zufrieden!“

„Wir würden diese Halle in nordwestlicher Richtung an das Hauptgebäude anbauen“, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel. „Sie würde dort ansetzen, wo sich der Kleinkinderbereich Wikiland befindet, und in Richtung der Freibadwiese verlaufen. Die Wiese wird dadurch aber nicht kleiner. Wir werden damit aber den unteren Parkplatz um einige Stellplätze verkleinern.“

Verein gegründet, um Spendengelder zur Finanzierung zu sammeln

Der Vorteil an dieser Bauweise ist, dass die Halle oben am Hang angesetzt wird und das Gelände danach abfällt. So muss für das Sprungbecken am Ende der Halle keine Grube ausgehoben werden. Das wäre hier problematisch. 2023 soll die baualtersbedingte Generalsanierung des MidSommerland beginnen. „Es wäre praktisch und kostengünstiger, wenn wir dann auch mit dem Bau der Halle beginnen könnten.“ Nun kommt der Haken: Die Bäderland würde die Halle zwar bauen, aber nicht bezahlen. Die Baukosten schätzt Dietel auf gut fünf Millionen Euro bei Ausnutzung der Synergie mit der Sanierung, die Initiative rechnet gar mit zehn Millionen Euro.

Diese will sie einwerben und hat dafür sogar schon einen Verein gegründet, über den Spendengelder eingeworben werden sollen. „Das soll von der Kleinspende bis zu Großbeträgen gehen“, sagt „Yes-We-Swim“-Aktivistin Luiza Raguse. „Wir haben ja auch einige große Industriekonzerne, die im Süden Hamburgs Werke haben.“ Auch bei der Stadt selbst sollen auf dem politischen Weg Mittel eingeworben werden.

Eine Chance für die Initiative liegt in der ungewissen Zukunft eines anderen Badprojekts: Dadurch, dass Neu Wulmstorf sich entschieden hat, sein Hallenbad zu sanieren, ist es unwahrscheinlich, dass das gemeinsame Kombibad von Hamburg und Neu Wulmstorf in Fischbek noch verwirklicht wird. Wenn dafür in Hamburg schon Geld beiseitegelegt wurde, könnte man dies hier verwenden.

Unklar ist ebenfalls noch, wie die Betriebskosten gedeckt werden sollen. Auch mit ihren im Vergleich zum Umland relativ hohen Eintrittspreisen sind die Hamburger Bäder noch defizitär. Auch hier macht Dietel Hoffnung: „Mit der zu erwartenden hohen Auslastung durch Schulen und Vereine kann es allerdings sein, dass dieser Betriebsverlust sich hier in Grenzen hält.“