Harburg. Bahnenschwimmen und Turmspringen kommt frühestens mit der Midsommerland-Modernisierung in einigen Jahren. CDU-Abgeordnete zeigen sich enttäuscht.
Der große Erfolg des Bürgerbegehrens „Yes We swim!“ im Jahr 2018 hat gezeigt: Eine große Zahl Harburgerinnen und Harburger wünscht sich ein „richtiges“ Schwimmbad im Harburger Stadtbereich, hält das Freizeitbad Midsommerland dafür nicht geeignet und die Wege in die Hallenbäder in Wilhelmsburg und Neugraben für zu weit. Die Bezirkspolitik hat seinerzeit darauf reagiert und die Forderung nach einer Harburger Schwimmhalle übernommen – einstimmig. Doch wie sieht es mit der Einstimmigkeit heute aus? Ein Antrag der CDU-Bezirksfraktion, der die Forderung bekräftigen sollte, wurde mit den Stimmen der rot-grünen Mehrheit in den Sportausschuss verwiesen. Erfahrungsgemäß wird er dort über die Wochen an Dringlichkeit verlieren. Unterdessen schlägt die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Birgit Stöver Alarm: Die Modernisierung des Freizeitbades Midsommerland, bei dem dies möglicherweise um ein klassisches Schwimmbecken erweitert werden könnte, ist noch nicht abzusehen, interpretiert sie die Antwort des Senats auf eine Anfrage, die sie gestellt hat. Michael Dietel, Pressesprecher der städtischen Bäderland GmbH widerspricht: Die Generalüberholung sei nach wie vor für Mitte des Jahrzehnts vorgesehen. Nur konkret geplant sei sie noch nicht.
Kompromiss lautet: 25-Meter-Bahn im Midsommerland
Die mögliche Anlage eines lehr-und wettkampftauglichen Beckens im Midsommerland ist die Kompromisslinie zwischen der Stadt und denen, die eine eigenständige neue Schwimmhalle fordern. Gewünscht wird ein Becken mit sechs Bahnen, mindestens zwei Metern Tiefe und 25 Metern Länge sowie einer Sprunganlage. Damit könnten alle Prüfungen des Deutschen Schwimmpasses absolviert werden. Bislang ist im Midsommerland lediglich die Abnahme des Frühschwimmerabzeichens „Seepferdchen“ im vollen Umfang möglich.
Der Wunsch nach einer Harburger Schwimmhalle ist nicht neu. Schwimmwillige Harburger müssen derzeit nach Neugraben, Wilhelmsburg oder ins niedersächsische Umland ausweichen. Zu den Eintrittskosten kommen dann nicht unerhebliche Fahrkosten und -zeiten – für Nahverkehrsnutzer deutlich mehr als für Autofahrer.
SPD hält am Kombibad in Fischbek fest
Warum haben SPD und Grüne dann dann die CDU-Forderung nicht mitgetragen? Das hängt mit einer weiteren Forderung der Bezirkspolitik an die Bäderland zusammen: Dem möglichen Kombibad in Fischbek, dessen Machbarkeit gerade geprüft und beschieden wurde (das Abendblatt berichtete) „Unsere erste Priorität ist das Kombibad“, sagt Natalia Sahling, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD. „Mehr Schwimmkapazitäten im Harburger Kernbereich wären natürlich auch noch schön!“
Den Fraktionsvize der CDU, Uwe Schneider, regt das auf: „mit dem Kombibad in Süderelbe werden wir an der Misere in Harburg überhaupt nichts verändern“, sagt er, „dann haben wir immer noch die weiten Wege zum Schwimmunterricht und zum Schwimmsport!“
Bedarf in der Bezirksregion Harburg deutlich größer
In Neugraben gibt es bereits ein Hallenbad, das laut Bäderland auch noch einige Zeit bestehen wird. In Harburg gibt es das Freizeitbad Midsommerland, das zwar großen Spaß- und Wellnesswert hat, die Bedürfnisse sportlicher Schwimmer oder die von Schwimmschülern aber wenig berücksichtigt. In der Bezirksregion Süderelbe leben etwa 50.000, demnächst 60.000 Menschen, in der Bezirksregion Harburg hingegen 110.000, der Bedarf ist also deutlich größer.
„Wir planen mit dem Ziel, das Becken zu bauen“
Auch bei der Bäderland GmbH sieht man mittlerweile den Bedarf in Harburg. Den Bau einer ganz neuen Schwimmhalle hält Sprecher Michael Dietel aber nicht für zielführend: „Selbst, wenn wir eine Fläche hätten – und Flächen sind in Harburg knapp – würde das viel länger dauern, als eine Erweiterung des Midsommerlands. Wir stehen dazu, dass wir dort die Realisierung eines 25-Meter-Beckens mit Sprunganlage prüfen werden und zwar mit dem Ziel, das Schwimmbecken möglichst bauen zu können.“
Der Beginn der Planungen sei für 2021 vorgesehen, eine Bürgerbeteiligung und Umweltprüfung ab 2022/23, Baubeginn könnte im Optimalfall 2024, Fertigstellung dann 2026 sein.
Birgit Stöver geht das nicht schnell genug: „Die Harburger warten seit Jahren auf ein sporttaugliches Becken“, sagt sie. „Ich hätte erwartet, dass inzwischen wenigstens konkrete Pläne dazu vorliegen!“.