Harburg. Alternative Fakten und dumpfe Parolen – Populisten halten sich selten an Regeln. Doch man kann lernen, ihre Tricks zu entlarven.
- Diskussionen mit Populisten können extrem unangenehm werden: Viele komplexe Zusammenhänge werden extrem vereinfacht und dadurch falsch wiedergegeben
- Auch historische Fakten werden gern geleugnet
- Wie sollte man darauf reagieren? Am besten, indem man sich vorbereitet
Egal, ob es gegen Arme geht oder Reiche, um das Klima oder die Staatsschulden: Die Diskussionskultur in Deutschland hat sich verändert. Es gibt immer weniger Bereitschaft, komplex und empathisch zu denken und zu diskutieren; immer mehr Beharren auf einfachen Argumenten.
Gerade Extremisten machen sich das gerne zu Nutzen und versuchen, mit knackigen Parolen, den Diskurs zu bestimmen. Viele andere verzweifeln an deren geschlossener Blasen-Logik und geben auf. Ein gutes Gefühl ist das nicht. Die Heimfelder SPD möchte allen, die sich so hilflos fühlen, helfen und bietet einen Workshop an. Titel: „Parolen Paroli bieten!“
Workshop gegen AfD-Populismus: Kostenloses Argumentationstraining in Heimfeld
Gerade die politischen Parteien müssen immer wieder Erfahrungen mit Schlicht-Argumentierern sammeln. Ihre Infostände sind nahezu Magnete für verbohrte Zeitgenossen. Deshalb bieten die Parteien ihren Mitgliedern auch Schulungen im Umgang mit ihnen an. Die SPD, die in Harburg ohnehin derzeit in den Bezirks- und Europawahlkampf startet, hat sich entschlossen, ihr Argumentationstraining für alle Interessierten zu öffnen.
„Wir haben bei den großen Demonstrationen und Aktionen gegen Rechts festgestellt, dass wir zwar viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben, aber längst nicht alle in unsere Partei wollen“, sagt Michael Dose, Vorsitzender des Distrikts „Harburg Nord“ (quasi Heimfeld) der SPD, „gleichzeitig ist auch von außen der Wunsch nach so einer Veranstaltung an uns herangetragen worden.“
„Wer kennt es nicht: Nach dem Gespräch fallen einem die besten Argumente ein“
Deshalb lädt die SPD am Montag, 15. April alle Interessierten zu dem Workshop ein. Unterstützt wird das gemeinsame Nachdenken durch Vertreterinnen des VVN-BDA, einer Vereinigung, die sich seit Jahrzehnten gegen Rechtsextremismus einsetzt und einst von solchen Leuten gegründet wurde, die ihre Verfolgung durch das Nazi-Regime überlebt hatten.
„Es ist eine Argumente-Werkstatt gegen Menschenfeindlichkeit und Demokratie-Verachtung“, sagt Dose. „Wer kennt es nicht: Nach dem Gespräch fallen einem die besten Argumente ein. Rechtsextreme Parolen, Fake News und Menschenverachtung dürfen aber nicht unwidersprochen bleiben, wenn wir unsere Demokratie schützen wollen – ob auf der Arbeit oder im Familien- und Freundeskreis.“
Wichtig: Das Gegenüber muss Widerspruch und Wertschätzung erfahren
Als erfahrener Pädagoge hat Dose dabei zwei Richtungen im Blick: „Das Gegenüber sollte Widerspruch erleben und zum Nachdenken gebracht werden. Zuhörer sollten erleben: Parolen kann und muss man immer Paroli bieten!“
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Dabei gilt es allerdings, selbst souverän die Debattenkultur zu wahren: „Sachargumente sind ein zentraler Baustein, um für die Demokratie und gegen Menschenfeindlichkeit zu argumentieren“, hält Claudia Loss, Co-Vorsitzende der SPD Heimfeld fest, „aber genauso wichtig sind Empathie und ein guter Ton: Wir wollen darüber nachdenken, wie man die noch Erreichbaren auch emotional anspricht und ihnen einen Weg zurück in die Wertegemeinschaft unseres Grundgesetzes aufzeigen kann. Das fällt in hitzigen Debatten oft schwer.“
Wie man Populisten die Stirn bietet? Indem man sich bewusst vorbereitet
Weil es dafür keine Patentlösung gibt, bieten die Heimfelder Sozialdemokraten ein Werkstattformat an, in dem man Erfahrungen austauscht, gemeinsam gute Antworten auf Parolen entwickelt und im Gespräch erprobt.
Die Veranstaltung am Montag geht von 19 bis 21 Uhr und findet zwar im AWO Seniorentreff Heimfeld, Heimfelder Straße 41 statt, richtet sich aber auch an alle jüngeren Menschen. Für Getränke und Knabberzeug ist gesorgt.