Harburg. Pflegeausbildung beim Deutschen Roten Kreuz in Harburg beliebter denn je. Womit der Kreisverband bei jungen Menschen besonders punktet.

  • Rund 307.000 Pflegekräfte werden bis 2035 in Deutschland in der stationären Versorgung fehlen
  • Diese Zahl hat das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln kürzlich veröffentlicht
  • Um junge Menschen für Pflegeberufe zu begeistern braucht es also neue Ideen – und kluge Konzepte

Ganz Deutschland redet vom Pflegenotstand, in Harburg wird etwas dagegen getan: 15 neue Auszubildende begrüßte Harald Halpick, Vorstand des Kreisverbands Hamburg-Harburg des Deutschen Roten Kreuz‘ (DRK) gerade in der Verbandszentrale in Wilstorf. Dazu kommen noch einmal acht Pflege-Studierende. Gleichzeitig wurden die drei aktuellen Absolventen aus dem vorigen Ausbildungsgang verabschiedet.

Der Unterschied in der Jahrgangsstärke weist auf eine große Veränderung in der DRK-Pflegeausbildung hin: 15 – so viele neue Auszubildende gleichzeitig konnte DRK-Pflege-Ausbildungsleiter Wolfgang Frank noch nie begrüßen. Zugleich werden diese Auszubildenden auch benötigt, um in wenigen Jahren als examinierte Pfleger dem Fachkräftemangel in der Alten- und Gesundheitspflege entgegenzuwirken.

Kampf gegen Fachkräftemangel in der Pflege: Die Jungen müssen es richten

„Die erhöhte Anzahl an Ausbildungsplätzen entspricht unserem hohen Personalbedarf“, sagt DRK-Pflegegeschäftsführer Thorben Goebel-Hansen. „In den nächsten Jahren werden viele erfahrene Kräfte in Rente gehen. Gleichzeitig werden immer mehr Menschen pflegebedürftig.“

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Deshalb wurde der Azubi-Rekord auch gleich ein wenig größer gefeiert. „Es ist schon großartig, was hier gerade passiert“, freute sich Kreisverbandsvorstand Halpick, „mit den jetzt 15 neuen Auszubildenden haben wir insgesamt 23 Lernende allein in der Pflege. Das zeigt, wie hoch unsere Pflege-Ausbildung auch bei den Jüngeren angesehen ist.“

DRK wirbt bei Berufsmessen sehr aktiv um Auszubildende

Auf die 15 Ausbildungsplätze hatte es 150 Bewerbungen gegeben. „Davon viele aus dem Ausland“, sagt Thorben Goebel-Hansen. Das deute darauf hin, dass die Reform der Pflegeausbildung in Deutschland aus dem Jahr 2020 sich über die Grenzen hinaus positiv herumgesprochen hat. Absolventen der Ausbildung heißen nun nicht mehr Altenpfleger oder Krankenpfleger, sondern haben das gemeinsame Berufsbild Pflegefachkraft. Gleichzeitig wurde ein duales Bachelor-Studium für die Pflege eingeführt. Der Beruf wurde insgesamt aufgewertet.

Dass das DRK so viele Bewerber hatte, führt Torben Goebel-Hansen aber nicht nur auf den neuen Ausbildungsweg zurück. „Wir werben bei Berufsmessen sehr aktiv um Auszubildende und stellen unsere Vorzüge als Arbeitgeber dar“, sagt er. „Deshalb bewerben sich bei uns besonders viele junge Menschen um eine Ausbildung.“

Trotz Azubi-Rekord: DRK sucht weiterhin gut ausgebildetes Pflegepersonal

Die Vorzüge, so Goebel-Hansen, lägen in der großen Bandbreite der sozialen und Pflege-Dienstleistungen des DRK, die außer der stationären Krankenpflege in einer Klinik fast jedes Feld der Pflege umfasse. Von der klassischen Seniorenpflege in Pflegeheimen, Wohnanlagen oder im ambulanten Dienst über Gesundheitspflege in der Obdachlosenarbeit, Palliativpflege im DRK-Hospiz bis zum Akutstress im Rettungsdienst, kann das DRK seinen Auszubildenden ein breites Spektrum an Erfahrungen bieten.

Für den Teil der Krankenhausausbildung gibt es Kooperationskliniken. 1500 feste und ehrenamtliche Mitarbeitende nehmen die Azubis bei der Hand.

Die neuen Pflege-Auszubildenden und -Studenten, die frischgebackenen Absolventen und ihre Ausbilder beim DRK-Kreisverband Hamburg-Harburg.
Die neuen Pflege-Auszubildenden und -Studenten, die frischgebackenen Absolventen und ihre Ausbilder beim DRK-Kreisverband Hamburg-Harburg. © HA | DRK HH-Harburg

DRK kooperiert mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft Hamburg

Trotz des Azubi-Rekords, sucht das DRK auch weiterhin extern gut ausgebildetes Pflegepersonal für seine ambulanten Pflegedienste und Tagespflegen im gesamten Süderelbe-Raum sowie Billstedt und Hamm. „Aber wir sind auch stolz, dass wir mit unserer Ausbildung einen wertvollen Beitrag zu einer immer komplexeren und spezialisierteren Ausbildung leisten können“, sagt Goebel-Hansen.

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Die steigenden Anforderungen führten auch dazu, dass Universitäten eigene Pflege-Studiengänge einrichteten. Auch an der Hochschule für angewandte Wissenschaft (HAW) Hamburg, an der mit dem akademischen Master oder einem Bachelor of Science und der Berufsqualifikation Fachkraft in der Pflege abgeschlossen wird.

Das DRK kooperiert mit der HAW und stellt acht Studierenden die Praxisplätze zur Verfügung. In etwa vier Jahren werden sie aus der Ausbildung verabschiedet. Gehen lassen möchte man sie und die „klassischen“ Azubis dann jedoch ungern: „Bestimmt ist der Abschluss verbunden mit dem Angebot, die Absolventen in eine Festanstellung zu übernehmen“, sagt DRK-Pressesprecher Stefan Glowa. „Schließlich bietet die Pflege viele Karrieremöglichkeiten.“