Neugraben. Bahnreisende und Anwohner sind genervt: Wer in Neugraben ein Taxi braucht, schaut oft in die Röhre. Doch nun ist eine Lösung in Sicht.

  • Wer in den Stadtteilen südlich der Elbe wohnt, tut gut daran, ein eigenes Auto zu haben
  • Viele HVV-Busse fahren am Abend nicht mehr
  • Wer sich stattdessen ein Taxi ruft, bekommt von den Zentralen erstaunliche Antworten

Wer in Neugraben an der S-Bahn auf ein Taxi hofft, wurde bislang zumeist enttäuscht. Reservierte Taxi-Parkplätze stehen leer, und auch eine Vorbestellung wird meist nicht erfolgreich sein. Zu weit ist den regionalen und hamburgweiten Taxi-Diensten die Anfahrt nach Neugraben.

Das ärgert nicht nur viele Bahnreisende, die dann zusehen müssen, wie sie mit ihrem Gepäck nach Hause kommen. Sondern auch Nachtschwärmer, die den letzten Bus verpasst haben.

Taxi im Hamburger Süden gesucht? Die meisten Zentralen winken direkt ab

Auch Holger Böhm ist sauer: „Es kann doch nicht angehen, dass wir die Menschen in den ÖPNV bringen wollen und die S-Bahn-Taktung ausbauen, wenn dann die letzte Meile zur Schwachstelle wird“, sagt der Neugrabener SPD-Bezirksabgeordnete.

„Daher brauchen wir eine gute Anbindung des Bahnhofs Neugraben an andere Angebote. Neben den Bussen brauchen wir auch Dienste wie hvv-hop-Shuttle und auch Taxis vor Ort. Doch bislang kommen Taxis nur aus Neu Wulmstorf auf Anruf nach Neugraben. Und die dürfen nicht an den Taxiständen stehen. Das muss sich ändern.“

Eigentlich gilt für die Hamburger Taxiunternehmen eine Beförderungspflicht im Stadtgebiet

Holger Böhm hat dies in einem Antrag an die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) gefordert, und in einer frisch veröffentlichten Stellungnahme gibt die Behörde ihm recht. Die BVM hatte mit dem Verband der Hamburger Taxiunternehmen das Problem erörtert, denn eigentlich gilt für den Verband eine Beförderungspflicht im gesamten Stadtgebiet.

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Im Gegenzug ist der Taxibetrieb in Hamburg nur Taxen von Verbandsunternehmen erlaubt. Dabei geht es insbesondere um sogenannte Gelegenheitsfahrten, wie die Mitnahme eines Fahrgasts auf Handzeichen oder an einem Taxistand. Taxen von außerhalb oder Internet-Fahrdienste dürfen in Hamburg keine Gelegenheitsfahrten annehmen.

Selbst „Funk Taxi Harburg“ ist der Raum Süderelbe nicht attraktiv genug

Darauf pochen die Verbandsunternehmen auch gerne, doch der Süderelberaum erscheint selbst der nächstgelegenen Rufzentrale – „Funk Taxi Harburg“ – nicht attraktiv genug. „Funk-Taxi Harburg bestätigte, dass eine regelmäßige Bereitstellung von Taxen sowie eine Bedienung bei dort bestellten Fahrten für den Bereich Neugraben in der Regel nicht erfolgt und auch nicht erfolgen kann.

Gründe seien zu lange Anfahrtswege und teils auch Rückfahrtwege in den Kernbereich von Harburg sowie eine zu geringe Nachfrage für eine regelmäßige Taxenbereitstellung“, heißt es in der Stellungnahme.

Unternehmen aus dem Nachbarort könnten das Hamburger Gebiet mit übernehmen.
Unternehmen aus dem Nachbarort könnten das Hamburger Gebiet mit übernehmen. © Shutterstock / Cameris | Cameris

In Neu Wulmstorf gibt es gleich zwei Taxivermittlungen

Bis zum 17. November hatten die Harburger Taxenvermittlung sowie die hamburgweit tätigen Taxenvermittler die Möglichkeit, die Bedienung der Süderelberegion zuzusagen. „Dies erfolgte nicht“, schreibt die Behörde an die Bezirksversammlung. „Die BVM wird mit dem Landkreis Harburg und, wenn dieser zustimmt, mit angrenzenden Taxenunternehmen mit dem Ziel einer Versorgung Kontakt aufnehmen.‘“

Naheliegend wären da Taxen aus Neu Wulmstorf. Dort gibt es auch gleich zwei Taxivermittlungen, Minicar und Tille, die jetzt schon Fahrten in der Hamburger Region Süderelbe unternehmen, allerdings nur bestellte Touren und keine Gelegenheitsfahrten. „Noch hat uns niemand angesprochen“, sagt Dirk Holst, Inhaber von Funktaxi Tille

Abgehängt im Hamburger Süden: Das gilt nicht nur für den HVV

„Die Taxistände an den S-Bahnhöfen besetzen zu können, wäre interessant. Andererseits haben wir, selbst beide Firmen zusammengenommen, nur eine sehr überschaubare Anzahl an Wagen. Ich bin mir nicht sicher, ob wir mit dem jetzigen Bestand das Gebiet zusätzlich abdecken könnten.“

„Noch werden wir wohl warten müssen, doch der entscheidende Schritt ist getan“, freut sich hingegen Holger Böhm. Wenn die Taxis aus dem Umland auch die hiesigen Standplätze nutzen dürfen, werden wir als Standort für sie auch attraktiver. Was wir für den Bahnhof Neugraben erreichen konnten, werden wir im nächsten Schritt für weitere Standorte in Süderelbe prüfen“, so Böhm.