Harburg. Fundstücke in den Hotelzimmern geben intime Einblicke. Wie die Mitarbeiter damit umgehen – und was mit vergessenen Objekten passiert.

Ein letzter Blick ins Hotelzimmer – zögerlich schließt man die Tür. Hoffentlich nichts vergessen. Die spätere Taschenkontrolle ergibt nicht selten ein anderes Ergebnis. Und nun?

Glücklicherweise muss der Verlust des Schlüsselbunds oder des Handys nicht von Dauer sein, schließlich bewahren Hotels die vergessene Gegenstände meist auf. Dabei kann es für den Kunden jedoch oft unangenehm werden. Warum? Vergessen ist menschlich, hinterlässt aber oft intime Spuren.

Privathotel Lindtner als Fundgrube für Vergessliche – und offenbar Erotikfans

Täglich hat das Personal des Privathotel Lindtner viel zu tun: Zahlreiche Gäste müssen neu begrüßt werden und ein sauberes Zimmer vorfinden. Vorab bedarf es daher einer ausgiebigen Zimmerkontrolle, die gar nicht mal so langweilig ist, wie sie klingt.

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Grund dafür ist die Vergesslichkeit der vorherigen Zimmergäste. Nach Angaben des Hotels bleiben täglich bis zu fünf Objekte in den Räumlichkeiten zurück. Am häufigsten finde man vergessene Ladekabel vor, auch diverse Kleidungsstücke und Brillenetuis seien unter den Überbleibseln.

Darüber hinaus verrät Marketingbeauftragter Patrick Mangliers, was im Privathotel Lindtner zwar bisher selten verlorenging, dafür aber umso mehr im Gedächtnis geblieben ist: künstliche Haarverlängerungen (so genannte Extensions), Vibratoren und sogar Nippelklemmen.

Verführerische Fundstück-Details auch im Hotel Panorama

Erotische Geheimnisse kommen auch im Hotel Panorama zum Vorschein, berichtet eine Mitarbeiterin. Meist natürlich ungewollt, jedoch auf vielfältige Weise – neben aufreizenden Kleidungsstücken wie Lederanzügen oder Dessous habe man bisher auch Sexspielzeug wie Handschellen oder Dildos in den Hotelzimmern aufgefunden.

Dies sei jedoch ehere selten der Fall, betont sie: „Normalerweise bleiben lediglich Duschgel, Ladekabel, Schuhe oder verschiedene Alltagsklamotten in den Schränken liegen.“ Dabei handle es sich im Tagesdurchschnitt um drei bis vier Gegenstände.

Zusendung erfolgt auf Nachfrage – Diskretion bleibt gewahrt

Ob Alltagsgegenstand oder Sexspielzeug – sämtliche Fundsachen werden in der Regel katalogisiert. Zu einer automatischen Rücksendung kommt es allerdings äußerst selten. Der Marketingbeauftragte Mangliers erklärt für das Privathotel Lindtner: „Um die Privatsphäre unserer Gäste zu gewährleisten, werden sie von uns nicht kontaktiert.“

Gegen Übernahme der Portogebühren könne allerdings eine Zusendung veranlasst werden, sollte sich der Gast beim Hotel bezüglich des Verlustes gemeldet haben. Ist dies binnen eines Jahres nicht der Fall, werden die Gegenstände unter den Mitarbeitern verteilt oder gespendet, so Mangliers. Die Mitarbeiterin des Hotel Panorama bestätigt eine ähnliche Handhabe. Gäste können sich bei Bedarf melden, das Hotel hingegen ergreife bei kleinen Gegenständen keine Erstinitiative. Schließlich wolle das Hotel beispielsweise nicht für das Auffliegen einer Affäre verantwortlich sein.

Branchenverband DEHOGA erklärt die Rechtslage

„Mitarbeiter oder Dienstleister des Hotels sind verpflichtet, Fundsachen bei der Geschäftsführung abzugeben“, erklärt Jürgen Benad, Rechtsexperte des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands e.V. (DEHOGA). Die Rechtslage unterscheide dabei nicht zwischen trivialen und intimen Gegenständen: Jeder Fund sei an einer festgelegten Stelle im Hotelbetrieb aufzubewahren.

Eigentlich müsse der betroffene Gast anschließend informiert werden, allerdings mit großer Vorsicht: „Aus diskretions- und datenschutzrechtlichen Gründe darf mit dem Gast nur direkt Kontakt aufgenommen werden“, betont Benad. Kleinfunde unter 10 Euro seien von dieser Regelung ausgenommen. Dennoch empfiehlt der Rechtsanwalt, auch diese geringwertigeren Gegenstände vorerst aufzubewahren. Schließlich sei ein „ideeller Wert“ durchaus denkbar.