Oldenburg. Die Bilder zeigen wenig bekleidete Frauen und Fantasiewesen. Der Künstler Horst Janssen (1929-1995) hat zahlreiche Werke geschaffen, in denen es um Erotik, Macht, Lust und Schmerz geht. Ein Museum in Oldenburg zeigt sie in einer Ausstellung - und stellt Fragen.

Erotische Zeichnungen, Grafiken und Aquarelle aus mehr als drei Jahrzehnten zeigt das Horst-Janssen-Museum Oldenburg in der Ausstellung „Love is a Battlefield“. Die Schau, die von diesem Samstag (14. Oktober) an zu sehen ist, stellt die Frage: „Wie erotisch ist die Kunst von Horst Janssen?“ Die Kuratorinnen der Ausstellung Sabine Siebel und Jutta Moster-Hoos möchten zudem wissen, wie die Besucherinnen und Besucher die Werke wahrnehmen.

„Macht und Ohnmacht spielen in Janssens erotischen Bildfantasien eine große Rolle“, sagte Siebel. Janssen zeige drastische Formen des Zugriffs auf Frauenkörper, aber auch Frauen, die dominierten. „Er inszeniert sie als Verführerinnen in geradezu bedrohlicher Lüsternheit und Überlegenheit.“ In der Schau sind die Werke thematischen Gegensatzpaaren wie Macht und Ohnmacht, Realität und Fiktion, Lust und Schmerz, Abbild und Deformation zugeordnet.

„Die erotische Kunst von Horst Janssen erscheint in den unterschiedlichsten Spielarten und bewegt sich zwischen extremen Polen“, so Museumsleiterin Moster-Hoos. Der männliche Part in den Szenerien werde häufig von bizarren Gestalten übernommen: skurrile Gnome, lüsterne Tierwesen, dämonische Mischwesen, maskierte Gestalten, Skelette und phallische Fantasiewesen. Oft werde eine Verbindung von Erotik und Gewalt sichtbar.

Die Ausstellung beleuchtet die Werke im kunst- und kulturhistorischen Kontext. So begann Janssen mit erotischer Kunst Ende der 1950er Jahre in einer Zeit des Umbruchs. Dieser folgte die „Sexuelle Revolution“ der 1960er Jahre mit zahlreichen erotisch inszenierten Frauenkörpern etwa in Zeitschriften und im Kino. Daneben habe sich der Künstler auch von der Kunstgeschichte, Motiven aus der antiken Mythologie, der Bibel und Literatur inspirieren lassen, hieß es.

Aber: „Fast 30 Jahre nach Janssens Tod gibt es neue gesellschaftliche Erwartungen und Anforderungen. Hat die Kunst noch den Freiraum, alles darstellen zu dürfen?“, sagte Museumsleiterin Moster-Hoos. Um dies zu beantworten, hat das Horst-Janssen-Museum Oldenburg eine Umfrage organisiert. Interessierte können sich online oder im Museum daran beteiligen. Die Ergebnisse sollen die Schau bereichern und als Basis für ein Podiumsgespräch am Ende der Ausstellungszeit dienen.