Harburg. Der Harburger Adventszauber ist einer der schönsten in Hamburg. Bisher war er auch einer der günstigsten. Auch noch in diesem Jahr?

Pünktlich zum Eröffnungswochenende des Harburger Weihnachtsmarktes fielen die Temperaturen auf winterliche ein bis fünf Grad. Nicht nur deshalb kamen viele Menschen am Sonnabend und Sonntag auf den Rathausplatz und genossen den ersten wärmenden Glühwein der Saison. Am Sonnabend war Weihnachtsmarktchefin Anne Rehberg zufrieden: „Mehrere hundert Menschen beim Heimfelder Posaunenchor und auf der Marktfläche, es beginnt stärker als erwartet“.

Dabei sind die Preise für Glühwein, Crêpes und Schmalzgebäck in diesem Jahr gestiegen. „Wir mussten wegen steigender Kosten die Preise für den Glühwein um 50 Cent von drei Euro auf 3,50 Euro erhöhen“, kündigte Rehberg bereits vor der Eröffnung bei einem Pressegespräch an. Die Preise für eine Grillwurst, waren im letzten Jahr schon gestiegen, sie blieben mit 4,50 für das Basismodell stabil.

Das Robowunderland der TUHH enttäuschte viele Weihnachtsmarktbesucher. Spiele gegen Bezahlung, der Bau von Robotern und das erlernen von Mechanik - Fehlanzeige.
Das Robowunderland der TUHH enttäuschte viele Weihnachtsmarktbesucher. Spiele gegen Bezahlung, der Bau von Robotern und das erlernen von Mechanik - Fehlanzeige. © HA | LENTHE-MEDIEN

Preiserhöhung beim Schmalzgebäck: Die kleine Tüte mit rund 100 Gramm kostet mittlerweile vier Euro

Teurer als im Vorjahr sind Crêpes, der Preis für einen Pfannenkuchen mit Nutella ist im Vergleich zum Vorjahr von vier auf stolze fünf Euro angestiegen. Noch krasser fällt die Preiserhöhung beim Schmalzgebäck aus, die kleine Tüte mit rund 100 Gramm kostet mittlerweile vier Euro – die 300 Gramm-Tüte schlägt mit zehn Euro echte Löcher ins Portemonnaie.

„Ich habe eben für eine Kirschtasche, die nicht größer ist, als ein Berliner, drei Euro gezahlt“, sagt ein älterer Mann und geht kopfschüttelnd weiter. „Ich habe drei Kinder und jedes will eine Tüte Schmalzgebäck. 12 Euro für drei wirklich kleine Tüten, das ist wirklich eine Frechheit“, sagt auch Weihnachtsmarktbesucher Jochen Kalbitzer, „und die Kinder meckern trotzdem, wollten lieber die mittlere für 8 Euro“, so der Eißendorfer empört.

Für Familien ein teures Vergnügen, auch wenn die Preise im Vergleich moderat erscheinen

Forderungen nach einem Familientag auf dem Weihnachtsmarkt wurden bereits beim Pressegespräch, durch die Weihnachtsmarktmacher mit Blick auf die hohen Veranstaltungskosten zurückgewiesen. Man setzte auf Rabattpässe, nach 10 Glühweinen gibt es einen Gratis. Für Familien ist der Weihnachtsmarkt ein teures Vergnügen, auch wenn die Preise im Hamburg-Vergleich oder mit Blick auf den Hamburger Winterdom moderat erscheinen.

Das kalte Winterwetter zog viele Menschen für einen wärmenden Glühwein auf den Markt.
Das kalte Winterwetter zog viele Menschen für einen wärmenden Glühwein auf den Markt. © HA | LENTHE-MEDIEN

„Das ist okay, ich war letzten Mittwoch mit meinen zwei Kindern auf dem Dom und habe dort 300 Euro gelassen, hier komme ich wohl mit 50 Euro hin“, so Patricia Becker aus Harburg. Die Harburger scheinen sich an den gestiegenen Kosten nicht zu stören oder sie sind es mittlerweile gewöhnt – es wird ja vieles teurer. Vor der Weihnachtsbäckerei mit Gebäck und der Crêpes-Bude bilden sich jedenfalls regelmäßig lange Schlangen von Käufern.

Unverständnis für das Robowunderland der TUHH auf dem Weihnachtsmarkt in Harburg

Eigentlich war auf dem Programm angekündigt, dass die TUHH gemeinsam mit ihrem Robotic-Institut verschiedene Themenwochen rund um Robotic anbietet. „Wir schaffen den Weihnachtsmarkt 2.0“, sagte Rehberg noch vor wenigen Tagen. Die Realität sieht anders aus, statt mit den Kindern in der „Mechanik-Woche: Konstruieren von verschiedenen Mechanismen mit dem Lego-WeDo-Roboter“, kann fast ausschließlich gespielt werden und das gegen Bezahlung. 2 Euro kosten fünf Minuten, 5 Euro eine Viertelstunde. „Das ist unerhört und teuer, die Roboter sind ja auch nicht wirklich etwas Besonderes und die Kinder werden noch nicht einmal in die Spiele eingeführt“, äußert ein junger Familienvater sein Unverständnis.

Das Robowunderland der TUHH enttäuschte viele Weihnachtsmarktbesucher.
Das Robowunderland der TUHH enttäuschte viele Weihnachtsmarktbesucher. © HA | LENTHE-MEDIEN

Die Folge, viele Spieltische bleiben leer, wenn überhaupt setzen junge Erwachsene mal eine 3D-Brille auf. „Wir sind extra gekommen, um hier Roboter zu bauen“, sagt eine Mutter, die mit der Bahn aus Buchholz angereist ist. „jetzt sollen wir für das Spielen bezahlen. Die Kinder haben Spielzeugroboter zu Hause, das hier kann ich mir einfach nicht leisten.“ Am Stand wollte sich keiner der Standbetreuer gegenüber dem Abendblatt äußern.

Fazit: Die moderaten Preiserhöhungen werden mehr oder minder von den Harburger Weihnachtsmarktbesuchern akzeptiert und der Markt bietet sein gewohntes familienfreundliches und gemütliches Ambiente und Programm. Aber wenn die Technische Universität Hamburg-Harburg auf dem Rathausplatz wirklich bereits Kinder für die Technik begeistern will und die Tür in die Zukunft durch einen Weihnachtsmarkt 2.0 aufstoßen möchte, dann darf das nichts kosten.