Rönneburg/Wilstorf. Messungen der Stadt ergeben durchschnittliche Werte für Geschwindigkeitsdisziplin und Verkehrsaufkommen.

Seit 2014 liegt der Weiterbau der Verkehrsberuhigungsmaßnahmen in der Jägerstraße und ihrer Verlängerung, der Vogteistraße, auf Eis. Statt der ursprünglich veranschlagten 1,4 Millionen Euro war der Kostenvoranschlag auf 2,8 Millionen angestiegen und die Bezirksversammlung hatte beschlossen, das Projekt nicht weiter zu verfolgen, wenn keine neuen Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden. Die Anwohner der beiden Straßen machen allerdings weiterhin Druck. An ihrer Seite steht in der Bezirkspolitik vor allem die Fraktion der Neuen Liberalen.

Um die Forderung der Anwohner argumentativ zu untermauern, hatten die Neuen Liberalen eine Anfrage an die Bezirksverwaltung gestellt. Darin wollten die Abgeordneten wissen, ob es seit 2011 Verkehrszähllungen und Geschwindigkeitsmessungen in der Jägerstraße gegeben habe. Anwohner hatten den Eindruck geäußert, dass insbesondere der Schwerverkehr stark zugenommen habe und die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der nicht eingehalten würde.

2012 wurden auf der Jägerstraße provisorische Verkehrshindernisse aufgestellt. Die Antwort auf die Anfrage dürfte Neuen Liberalen und Anwohnern wenig Munition liefern: Anders, als von der Anwohnerinitiative gerne behauptet hat es durchaus Geschwindigkeitskontrollen der Polizei gegeben – nämlich 114 seit 2011. Es hat auch eine Verkehrszählung gegeben. Sowohl die Tempokontrollen, als auch die Zählung weisen für die beiden Straßen keine besonders hohen Belastungen auf.

Die Anzahl der Kraftfahrzeuge, die die Jägerstraße am Zähltag, 2. März 2017, befuhren, betrug rund 6300 mit einer Schwerverkehrsquote von 8 Prozent. Das ist eine für Hamburg unterdurchschnittliche Quote, zumal jedes Fahrzeug über 2,8 Tonnen – vom Paketwagen bis zum Containertruck – als Schwerverkehr klassifiziert und eine weitere Differenzierung innerhalb dieser Klasse nicht vorgenommen wird. Es ist auch keine allzu hohe Gesamtanzahl an Autos.

Allerdings ist die Anzahl der Durchfahrten in dem Straßenzug seit den ersten Beruhigungsmaßnahmen auch nicht geringer geworden. Deshalb plädieren die Anwohner auch dafür, die Maßnahmen weiter zu bauen, insbesondere um die Kreuzung Jägerstraße/Radickestraße herum, aber auch an den Bushaltestellen.

Die sollen auf die Fahrbahn verlegt werden. „Die Busse würden dann ein weiteres Element bilden, das den Autoverkehr ausbremst“, sagt Isabel Wiest, Anwohnerin der Vogteistraße und Abgeordnete der Neuen Liberalen.

Wiest gesteht allerdings ein, dass die Einführung von Tempo 30 und die provisorischen Poller auf der Jägerstraße schon einen verlangsamenden Effekt hätten. „Die Unfallhäufigkeit ist gesunken. Die rücksichtslosen unter den Autofahrern können jetzt nicht mehr mit Vollgas durch die Jägerstraße.“

Die verläuft nämlich von der Winsener Straße an einen Kilometer lang schnurgerade. Die Einführung einer Rechts-vor-Links-Vorfahrt als erste verkehrsberuhigende Maßnahme, noch vor der Einführung von Tempo 30 vor etwa 20 Jahren hatte die Unfallzahlen in die Höhe schnellen lassen. Zumindest dieser Effekt wurde wieder eingefangen.

Schnurgerade verläuft die Straße, weil auf ihr einst die Straßenbahn nach Rönneburg fuhr. Schwerverkehr hat es auf dieser Strecke also schon immer gegeben. Noch heute machen die Busse, die für die Straßenbahn gekommen sind, etwa ein Zehntel des Schwerverkehrs aus.

Christoph Kreienbaum, Sprecher der Hamburger Hochbahn AG, sieht die Pläne für weitere Beruhigungen kritisch: „Wir schaffen es mit den jetzigen Maßnahmen gerade so eben, auf diesem Abschnitt unseren Fahrplan einzuhalten“, sagt er. „Bei mehr Hindernissen müssten wir eine weitere Fahrt eintakten.“

Ein großer Teil des Verkehrs kommt von außerhalb: Von Meckelfeld bist zur Landesgrenze in Rönneburg ist die Verlängerung der Vogteistraße, die Rönneburger Straße, eine Kreisstraße. Auch daher rühren einige der Konflikte an der Straße: Ab der Hamburger Landesgrenze endet die Kreisstraße abrupt in einer Wohngebietsstraße. Die Gemeinde Seevetal wollte den Harburgern da schon einmal entgegenkommen, aber nur der Landkreis kann Kreisstraßen entwidmen.

Die Geschwindigkeitsmessungen ergaben, dass hauptsächlich nachmittags und am späten Morgen zu schnell gefahren wird, wenn auch nicht allzu schnell: Bei den 114 Messungen kam es nur fünf Mal zu Fahrverboten.

Der Fraktionsvorsitzende der Neuen Liberalen, der Heimfelder Kay Wolkau betont, dass das Engagement seiner Partei für die Jägerstraße auf seine Initiative zurückgeht. „ Isabel Wiest hält sich da als Betroffene vorbildlich zurück, seit sie Abgeordnete wurde“, sagt er, „aber für engagierte Bürger engagieren wir uns gerne.“

Brückensperrung verwöhnte Rönneburger

Jahrelang war die Verbindung zwischen Rönneburg und Meckelfeld gekappt, weil die Brücke der Kreisstraße 68 über die Bahnstrecke neu gebaut wurde. Von 2007 bis 2010 war die Strecke gesperrt. Zuvor war die Brücke, die kurz vor dem ersten Weltkrieg konstruiert wurde, auf 7,5 Tonnen beschränkt worden.

Ursprünglich war sie allerdings auf 30 Tonnen ausgelegt gewesen. Dass seit der Wiederöffnung der Brücke auch Lkw wieder die Kreisstraße benutzen können, stößt den Hamburger Anwohnern auf.