Harburg. Seit drei Jahren werkelt der Bezirk an dem 1250-Meter-Stück zwischen Bahnhof und Elbbrücken. So werden die Autofahrer nun umgeleitet.

„Pünktlich wie die Maurer“, lautet ein bekanntes Sprichwort. „Pünktlich wie die Tiefbauer“ würde nämlich auch jeder Erfahrung im Hamburger Süden widersprechen: Seit Frühjahr 2020 bauen Bezirksamt und Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) abwechselnd an dem eineinviertel Kilometer langen Abschnitt der Hannoverschen Straße zwischen Elbdeich und Bahnhof – aktuell am letzten Teil, zwischen Neuländer Straße und Elbe.

Bislang galt im Baustellenbereich eine Einbahnstraßenregelung in Richtung Süden. Seit vergangenem Donnerstag ist die Straße voll gesperrt, teilte das Bezirksamt am Montag mit. Die betroffenen Anlieger fühlen sich überrumpelt.

Vollsperrung Hannoversche Straße: Das Enddatum wird bewusst offen gehalten

„Seit Donnerstag, 20. Juli 2023 ist die Hannoversche Straße zwischen Neuländer Straße und Neuländer Hauptdeich gesperrt“, heißt es in der Pressemitteilung des Bezirksamts von Montag. Auf ein genaues Ende der Vollsperrung will man sich nicht festlegen: „Die Sperrung wird zunächst bis zum 23. August 2023 aufrechtgehalten“, heißt es. Ein Hintertürchen?

Während die meisten Autofahrer zwischen Hamburg und Wilhelmsburg schon fast vergessen haben, dass es die Hannoversche Straße – früher die Hauptverbindung über die Elbe – noch gibt, sind die Anlieger von dieser Sperrung stark betroffen. Fast ein Dutzend Betriebe an der Ostseite des Abschnitts – Gebrauchtwagenhändler, Werkstätten, Lackierereien und Autoteilehändler – befinden sich hier. Viele davon lassen sich – mehr schlecht, als recht – über die Baustraße anfahren, einige aber gar nicht mehr.

Anlieger fühlen sich überrumpelt

„Die Sperrung wurde uns wenige Tage, bevor es losging, mitgeteilt“, beschwert sich ein Gebrauchtwagenhändler, der derzeit ohne Zufahrt Fahrzeuge handeln muss. „Wie sollen jetzt Kunden hierher kommen oder wie können noch Autos abgeholt werden?“

Beim Bezirksamt klingt das etwas anders: „Die betroffenen Gewerbebetriebe wurden immer über den aktuellen Arbeitsstand informiert, man versucht die Arbeiten so abzupassen, dass mögliche Betriebsferien in die Bauabläufe integriert werden“, sagt Pressesprecher Dennis Imhäuser.

„Da es immer wieder zu Störungen im Bauablauf gekommen ist, wurde die letzte Mitteilung leider sehr kurzfristig verteilt. Es ist im Straßenbau, trotz sorgfältiger Planung, nicht immer möglich, allen eine Zufahrt zu ermöglichen. Wir bemühen uns dennoch, die Einschränkungen so gering wie nur möglich zu halten, um den Anliegern schnellstmöglich eine Zuwegung zu ermöglichen.“

Ohne Sanierung könnte die Straße demnächst unbenutzbar werden

Die Arbeiten in der Hannoverschen Straße werden seitens der Behörden mit dem Ausbau der Velorouten – hier verläuft die Veloroute 11, Rathausmarkt-Eißendorf – begründet. Tatsächlich wird die Straße aber bis unter den Unterbau komplett saniert. Das wurde lange versäumt, und die Straße könnte ohne Sanierung demnächst unbenutzbar werden. Im gerade gesperrten Abschnitt wird außerdem unter der Hannoverschen Straße ein neuer Regensammler eingebaut. Die Veloroute obendrauf ist der geringste Teil der Maßnahme.

Der Blick in die Baugrube zeigt, dass es hier um mehr geht, als nur einen schönen Radweg.
Der Blick in die Baugrube zeigt, dass es hier um mehr geht, als nur einen schönen Radweg. © HA | Lars Hansen

In der Vergangenheit wurden bereits der nördliche Abschnitt der Straße sowie die Kreuzung mit der Neuländer Straße saniert. Gerade bei der Neuländer Straße gab es immer wieder Verzögerungen. Das Wetter, Corona, der Fachkräftemangel, die Lieferketten, wurden seitens des LSBG, dessen Baustelle dies war, als Grund angegeben.

Dabei drängt die Zeit: Eigentlich sollte die gesamte Maßnahme inklusive der jetzigen Baustelle beendet sein, bevor der „Doppelknoten“ am Bahnhof saniert wird. Das hat man nicht geschafft: Auch am anderen Ende der Hannoverschen Straße fahren bereits wieder die Bagger.

Wilde Leitungen, widerspenstiges Grundwasser und ein Platzproblem

Bis zum Winter will das Bezirksamt am Nordende der Hannoverschen Straße fertig sein, daher die Vollsperrung. Anders wäre der Zeitplan nicht mehr zu halten: „Zuvor unbekannte Leitungen und Bodenmaterialien im Untergrund, Lieferprobleme von Baumaterialien und erhöhter Grundwasserstand führen dazu, dass die Straßenbauarbeiten für den Velorouten-Ausbau im Verzug sind“, sagt Dennis Imhäuser.

„Um den zeitlichen Verzug wieder einzuholen, wird die Hannoversche Straße im Bereich des Knotens jetzt für den Verkehr gesperrt. Außerdem kann der Einbau des Regenrückhaltebecken nur mit größerem Arbeitsgerät erfolgen als bislang geplant, weshalb der zusätzliche Platz benötigt wird.“

Während der Sperrung ist eine Umleitung in beide Richtungen über Nartenstraße und Neuländer Straße eingerichtet. Auch der Radverkehr wird über diese Straßen umgeleitet. Der Fußverkehr kann die Baustelle passieren. Die Einbahnstraße Richtung Westen im Veritaskai zwischen Neuländer Straße und Theodor-Yorck-Straße bleibt bestehen. Die Umleitung erfolgt über Karnapp und Seevestraße.