Harburg. Projekt verzögert sich obendrein– die Straßen für die Fahrrad-Strecke müssen grundsaniert werden.

Wenn am Donnerstag Referenten der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) im Harburger Rathaus über den Planungsstand der Velorouten 10 und 11 berichten, werden sie bei der Veloroute 11 – City-Elbtunnel-Wilhelmsburg-Eißendorf – wohl etwas unverbindlicher formulieren, als bisher. Vor allem der Zeitplan ist unklar, doch auch die Kostenlage stellt sich jetzt anders dar.

Die Veloroute 11 taucht explizit im Bürgerschaftsbericht „Bau-Monitoring 2018“ als eines der Projekte auf, die sich verzögern und verteuern. Das neue Preisschild hängt schon mal: 31,8 Millionen Euro statt der 2014 veranschlagten 16,3 Millionen. Die Harburger FDP-Bezirksabgeordnete Viktoria Ehlers ist empört: „Hier werden Steuergelder in einem Grab unter dem Radweg versenkt“, schimpft sie. Andere, wie die Wilhelmsburger Abgeordnete der Bezirksversammlung Mitte, Kesbanah Klein, sehen das Geld nicht verschwendet, sondern vernünftig angelegt. Was bleibt, ist die Frage, wann die Veloroute 11 fertig wird. Die optimistische Planung, die von einem Baubeginn in wenigen Monaten ausging, ist jedenfalls hinfällig.

Hinfällig laut „Bau-Monitoring“, weil die Bau-Untergrunds-Untersuchung im Jahr 2018 ergeben hat, dass man die Veloroute nicht einfach auf die vorhandenen Straßen aufbringen kann, sondern fast alle betroffenen Straßen dafür von Grund auf neu aufbauen muss. Und wenn man schon mal neu baut, muss man auch neue Vorschriften beachten. Straßen aus der Gründerzeit des deutschen Kaiserreichs müssen nun Abwasservorschriften der Europäischen Union entsprechen. Dabei ist es gleichgültig, ob oben Fahrräder oder Autos dominieren: Unter der Straße müssen Systeme installiert sein, die das Straßenabwasser vorreinigen, bevor es in öffentliche Gewässer abgeleitet wird.

Eine erste Nachfrage bei der BWVI ergab, dass die gesamte geplante Veloroute 11 betroffen ist. Das erstaunt insofern, als die Veloroute in einigen wichtigen Teilen über bereits vorhandene, frisch eingerichtete Schnellradelstrecken, wie die Klütjenfelder Fahrradbrücke über die Hafenbahn oder den Wilhelmsburger LOOP verläuft. Die durch diese Gedanken veranlasste Rückfrage, welche Teilbereiche der Strecke tatsächlich grundsaniert werden müssen, konnte die Pressestelle der BWVI bis Redaktionsschluss nicht beantworten.

Für alle betroffenen Straßen bedeutet die Grundsanierung, dass die Bauzeit und damit auch die Zeit, in der die Straßen gesperrt sind, länger dauert, als vorher angedacht, „und auch, dass bei den Leuten vor der Haustür mehr Dreck entsteht“, sagt Kesbanah Klein. „Aber das nehmen wir gerne in Kauf.“

In Wilhelmsburg verläuft die Veloroute 11 unter anderem durch das quirlige Reiherstiegviertel auf der Fährstraße, dem Vogelhüttendeich und der Veringstraße. „Dass die Veringstraße grundsaniert werden muss, steht spätestens seit dem Straßenzustandsbericht 2016 fest“, sagt Klein, „diese Sanierung zusammen mit dem Veloroutenbau vorzunehmen macht doch Sinn. Keinen Sinn macht es, der Veloroute die Schuld für die Kosten der überfälligen Straßensanierung zu geben!“

Klein zufolge warten die Bewohner des Reiherstiegviertels geradezu sehnlich auf den Baubeginn. „Auf der neuen Veringstraße wird dann nämlich Tempo 30 gelten“, sagt sie, „und dann ist das ganze Viertel verkehrsberuhigt.“

Dass die Sanierungsbedürftigkeit der Straßen schon länger bekannt war, ist für Viktoria Ehlers Grund zur Beschwerde: „Die Bodengegebenheiten hätten bekannt sein müssen, als die Kostenermittlung erfolgte. Das ist mangelhafte Planung! Die Finanzierung der Kostensteigerung muss nun über den Haushalt 2019/20 nachbewilligt werden. Mit transparentem und kostenstabilen Bauen hat dieses Missgeschick gar nichts zu tun!“

Ein Harburger Teilstück der Veloroute 11 wird auf alle Fälle 2019 fertig: die neue Hannoversche Brücke. „Und wir halten auch daran fest, gleich im Anschluss daran den Kreuzungsbereich zur Moorstraße gleich mit zu machen“, sagt Dominic Voelz für das BWVI. Ob dafür die gesamte Kreuzung grundsaniert werden muss, oder ob das neue Kreuzungslayout einfach über das alte asphaltiert werden kann, konnte er bis Redaktionsschluss nicht beantworten.