Hamburg. Im nordöstlichen Bereich des Binnenhafens sollen Lagerhalle Platz machen für moderne Büros und kleinere Produktionsstätten.

Der eher trostlos wirkende Abschnitt der Hannoverschen Straße zwischen der Neuländer und der Nartenstraße wird sein Gesicht verändern. Wo heute auf der Westseite durch das Straßenbegleitgrün nur Lagerhallen und Parkplätze zu erspähen sind, sollen moderne Büro- und Produktionsgebäude entstehen. Im nördlichen Bereich wird ein bis zu 29 Meter hoher Gebäudekomplex errichtet. Hier will das Bahntechnik-Unternehmen Vossloh eine Zentrale für den Bereich Schienenservice errichten. „Wir planen eine achtgeschossige Bebauung“, sagte der Berliner Architekt Eike Becker dem Stadtentwicklungsausschuss. „Dort wo die Stromtrasse verläuft, wird die Gebäudehöhe in einem Korridor auf 18 Meter begrenzt.“

Im Herzen des Areals, das an der Nartenstraße in Höhe des Dekra-Zentrums liegt, wird ein Parkhaus mit 450 Stellplätzen entstehen. Drumherum gruppieren sich Werkstätten für Handwerksbetriebe. An ihnen ist vor allem die Handwerkergruppe Philip Mecklenburg (HPM) interessiert. Das Unternehmen kauft bundesweit kleine Handwerksbetriebe auf, die vor dem Aus stehen, zum Beispiel weil Inhaber keine Nachfolger finden. Die Betriebe existieren unter ihrem Namen weiter, die HPM-Verwaltung ist am Hauptsitz in Hamburg konzentriert.

Kleine Produktionsstätten für Handwerker

Derzeit besteht die Handwerkergruppe aus 124 Betrieben an 67 Standorten in 42 Städten. 2004 betrug der gemeinsame Umsatz 95 Millionen Euro; 15 Jahre später liegt er bei 460 Millionen. Sie wächst weiter und wird die auf dem Harburger Areal entstehenden „Handwerker-Boxen“ in Form von größeren Garagen-Werkstätten an einzelne Betriebe vergeben. Auch das bereits auf dem Areal ansässige Elektrotechnik-Unternehmen Zillmer ist eingeplant. Dabei könnte das alte Backsteingebäude in die moderne Fassade integriert werden.

An der Nartenstraße könnte ein altes Backsteingebäude in den Neubau integriert werden (vorn rechts).
An der Nartenstraße könnte ein altes Backsteingebäude in den Neubau integriert werden (vorn rechts). © Eike Becker Architekten

Zwischen den Bauten seien Grünbereiche geplant, dazu Dachterrassen, um die Aufenthalts- und Arbeitsqualität in dem erneuerten Gewerbegebiet zu steigern, so Becker. Von der Außengestaltung wird auch die Hannoversche Straße profitieren. An ihrer westlichen Seite verläuft ein kleines Gewässer mit Anschluss an den Binnenhafen, der Schiffsgraben. Er soll ansprechend in Szene gesetzt werden. Zudem wird es eine Fußgänger-Verbindung zwischen der Hannoverschen und der Nartenstraße geben. Becker: „Der Standort wird insgesamt deutlich aufgewertet.“

Er grenzt an ein weiteres großes Bauprojekt: Im Süden plant der Berliner Investor CG Gruppe, den einstigen Standort der New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie für den Bau von Wohnungen und Büros zu erschließen. Dabei sollen das denkmalgeschützte Kesselhaus und die Kammfabrik weitgehend erhalten bleiben, ebenso die Schmuckfassade an der Neuländer Straße. Zusammen bilden die beiden Bauvorhaben das Projekt Hafenquartier. „Wir kooperieren eng mit der CG Gruppe“, sagte Becker dem Ausschuss. „So wird zusammen mit dem Bezirk ein gemeinsames Energiekonzept erarbeitet.“

Zunächst wird wohl der Gebäudekomplex für Vossloh entstehen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Werdohl (Nordrhein-Westfalen) ist Weltmarktführer im Bereich der Schienenschleiffahrzeuge und steuert sein Geschäftsfeld „Vossloh Rail Services“ von Harburg aus. In ihm arbeiten rund 550 Angestellte, davon etwa ein Drittel stationär in Harburg. Einen Gleisanschluss braucht das Unternehmen an dieser Stelle nicht.