Harburg. Franky G., Freund und Fahrer des kantigen Country-Stars, ist selbst Musiker und spielt zu Gabriels Ehren im „Fährhaus“.

Sechs Jahre ist es her, dass der Countrysänger Gunter Gabriel an seinem 75. Geburtstag stürzte und später daran starb. Aus seinem Vermächtnis besitzt Frank „Franky G.“ Giesen – Freund und Fahrer des Verstorbenen – Gabriels Bühnenstiefel und einige Gitarren sowie eine ganze Menge Erinnerungen.

Einmal im Jahr, zu Gabriels Todestag, bringt Giesen dieses Vermächtnis zurück nach Harburg, wo Gunter Gabriel auf einem Hausboot lebte. Am Sonnabend ist es wieder so weit: Das Gunter-Gabriel-Gedächtniskonzert des Musikers findet im „Harburger Fährhaus – bei Rosi“ statt.

Gunter Gabriel: Musikalische Danksagung in seinem „zweitem Wohnzimmer“

Bei Rosi“ war das zweite Wohnzimmer von Gunter Gabriel. Franky G., sonst als Singer/Songwriter auch mit eigenem Material unterwegs, wird die Songs des kantigen Country Stars spielen und singen. „So bedanke ich mich bei Gunter für die vielen schönen, inspirierenden und ereignisreichen Stunden, die ich auf seinem Hausboot mit ihm erleben durfte“, sagt er.

Dieses Mal hat Franky G. nicht nur Stiefel, Gitarre und Bühnenhündin Maggie im Gepäck, sondern auch weitere Musiker, wie den Percussionisten Michael Porger. Besonders freut sich Franky über die Zusage von Micky Wolf – der Harburger Rock- und Blues-Gitarrist, der viele musikalische Erlebnisse mit Gunter Gabriel hatte. „Vielleicht erzählt Micky etwas über seinen Besuch auf der Ranch von Johnny Cash“, sagt Franky G.

Gunter Gabriel: Der Absturz kam in den 1980er-Jahren

Gunter Gabriel wurde 1952 als Gunter Caspelherr im westfälischen Bünde geboren Den Künstlernachnamen Gabriel „lieh“ er sich von seiner ersten Ehefrau Gabriele. Im Laufe einer sehr facettenreichen Erwerbsbiografie kam er zur Musik, war Promoter bei einem großen Plattenlabel und begann, für diverse Künstler Lieder zu schreiben. Sein erster eigener Hit war 1974 der Fernfahrersong „Er ist ein Kerl (der 30 Tonner Diesel)“.

Zwei verstorbene Legenden: Schauspieler Jan Fedder (l.) und Sänger Gunter Gabriel stehen bei einem Fototermin 2011 auf dem Feuerlöschboot „Repsold
Zwei verstorbene Legenden: Schauspieler Jan Fedder (l.) und Sänger Gunter Gabriel stehen bei einem Fototermin 2011 auf dem Feuerlöschboot „Repsold" im Museumshafen Ovelgönne. © dpa | Georg Wendt

Es folgten weitere Stücke, die sowohl in Country- als auch in Schlagerkreisen zu Kulthits wurden: „Hey Boss, ich brauch mehr Geld“, „Komm unter meine Decke“ und „Mit dem Hammer in der Hand“, sowie weitere Stücke, die er für andere Interpreten schrieb: „Wenn Du denkst, du denkst“ zum Beispiel für Juliane Werding.

Mitte der 1980er-Jahre verlor Gabriel sein gesamtes Vermögen mit Immobilieninvestitionen, berufliche Erfolge, die das hätten kompensieren können, blieben aus. Ehen und Beziehungen scheiterten.

Das große Comeback mit Johnny-Cash-Tributen

Ein kleines Comeback konnte Gabriel durch seine Arbeit mit Johnny-Cash-Stücken einleiten. Mit hörbarem Respekt vor dem Original und gleichzeitig spürbarem Gabriel-Sound übertrug er sie ins Deutsche. Später spielte er die Figur Johnny Cash in dem Bühnenstück „Hello I’m Johnny Cash“.

Gabriel war Erzählstimme der Fernsehsendung „Asphalt Cowboys“ auf DMAX. Sein letzter großer Anlauf zum Ruhm kam im Januar 2016. Da war er Kandidat in der RTL-Show „Dschungelcamp“, schied aber nach fünf Tagen auf eigenen Wunsch vorzeitig aus. Dafür spielte er am Tag der Arbeit bei der Harburger Gewerkschaftskundgebung im Rieckhof.

Netflix-Doku über die Sanierung von Gabriels Hausboot

Seit den 1990er-Jahren war Gunter Gabriel Wahl-Harburger und lebte auf einem Hausboot im Binnenhafen. Gabriel gab sich hier gern kumpelhaft. Das gelang ihm allerdings nicht immer: Da er Trinker war, konnte er bei Gelegenheit auch unerträglich sein. Wer das öfter mitbekam, nahm ihm das auch schon mal übel.

So sah das Hausboot des verstorbenen Gunter Gabriel am Liegeplatz der Jöhnk-Werft im Jahr 2017 aus.
So sah das Hausboot des verstorbenen Gunter Gabriel am Liegeplatz der Jöhnk-Werft im Jahr 2017 aus. © HA | HA

Auch wenn der Harburger Binnenhafen-Adel gerne die Nase über Gunter Gabriel rümpfte, war der Sänger doch ein Aushängeschild und eine Ikone des Binnenhafens. Kantige Typen wie er werden im hippen Boomquartier immer seltener.

Nach Gabriels Tod kauften die YouTuber Olli Schulz und Fynn Kliemann das Boot, die es kostenintensiv kernsanierten und danach für kulturelle Zwecke anboten und vermieteten. Über die Sanierung wurde eine Netflix-Dokuserie gedreht.

Den Nachmittag zum Gedenken an Gunter Gabriel moderiert der Musiker Patrick Simons, einst mit den „Les Humphries Singers“ berühmt. Beginn ist um 15 Uhr, der Eintritt ist frei.

Wegen der Baustelle am Dampfschiffsweg empfiehlt sich die Anreise zu Fuß oder mit dem Fahrrad oder der Umweg über Seehafenstraße, Konsul-Ritter-Straße, Wilhelm-Weber-Straße und Lauenbruch Ost.