Harburg. Direkt neben dem Karstadt-Areal plant das Unternehmen Otto Wulff einen Neubau, der nun an Bedeutung gewinnt
Am Harburger Ring, direkt neben dem Karstadt-Gebäude, ist ein Neubau geplant, der widerspiegelt, wie sich die Stadtplaner die Entwicklung dieses Kernbereichs der Harburger City vorstellen: Das Bauunternehmen Otto Wulff wird dort, an der Straßenecke zum Großen Schippsee und am neugestalteten Herbert-und-Greta-Wehner-Platz, ein sechsgeschossiges Wohngebäude errichten, in dessen Erdgeschoss Einzelhandel und Gastronomie einziehen sollen.
Anfang September hatte der Hamburger Projektentwickler upestate sein Projekt „Großer Schippsee“ soweit vorangetrieben, dass ein positiver Bauvorbescheid vorlag und das Projekt an das Hamburger Bau- und Immobilienunternehmen Otto Wulff verkauft. „Unsere Stärke liegt darin, Potenziale dort zu sehen, wo mitunter Fantasie gebraucht wird“, sagte Friedrich Bengelsdorf, Geschäftsführender Gesellschafter von upestate, anlässlich des Verkaufs. Nach dem Abriss des maroden Harburg Centers und der „Repositionierung des ehemaligen Schuhkay-Grundstücks im Bereich des Harburger Rings“ – also des aktuellen Projektareals – werde es Zeit, den Harburger Stadtkern mit neuen Ideen wiederzubeleben und aufzuwerten, so Bengelsdorf.
Neubau wird die Zukunft der Harburger Innenstadt maßgeblich mitgestalten
„Der Neubau im entstehenden Schippsee-Quartier wird die Zukunft der Harburger Innenstadt maßgeblich mitgestalten. Wir freuen uns, dieses für den Standort wichtige Projekt an Otto Wulff übergeben zu dürfen, die unsere Werte und Vision teilen.“
Andreas Seithe, Geschäftsführer der Otto Wulff Projektentwicklung, betonte damals, dass die Harburger Innenstadt auch dank ihrer hervorragenden Anbindung an Busse und Bahnen „ein zentraler Knotenpunkt und Impulsgeber mit großem Potenzial“ sei. „Wir freuen uns, dort einen Beitrag zur Nutzungsvielfalt und städtebaulichen Qualität zu leisten. Das Schippsee-Quartier wird zur nachhaltigen Belebung der Harburger Innenstadt beitragen“, kündigte Seithe an.
Wie maßgeblich das Projekt werden kann, konnte im September niemand wissen. Denn damals war das schnelle Ende von Galeria Karstadt noch nicht absehbar. Als Mitte März die Schließung zum 30. Juni dieses Jahres verkündet wurde, sprach Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen in ihrer Stellungnahme von einer langfristigen Entwicklung des Schippsee-Quartiers zu einem „modernen, gemischt genutzten Quartier mit einem hohen Wohnanteil und erdgeschossiger Gewerbe- und Einzelhandelsfunktion“. Gemeint ist der Stadtbereich zwischen dem Schloßmühlendamm, der Buxtehuder Straße, der Goldtschmidtstraße und dem Harburger Ring, mit dem Hotel Panorama an der südlichen Spitze. Der erste große Baustein für das stadtplanerisch überarbeitete Quartier mit dem von Fredenhagen genannten Konzept wird nun voraussichtlich zwischen den Straßen Großer Schippsee und Am Wall gelegt werden. Allerdings wird dazu noch etwas Zeit ins Land gehen.
Projektentwickler ist vom Potenzial dieses Standorts überzeugt
„Die Otto Wulf Projektentwicklung GmbH hat das Schippsee-Quartier übernommen, weil wir von dem Potenzial dieses Standorts überzeugt sind“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des Bauherren gegenüber dem Abendblatt. „Dort ein Konzept von hoher Nutzungsvielfalt und städtebaulicher Qualität umzusetzen, das die Urbanität stärkt und Impulse für die gesamte Nachbarschaft gibt, ist weiterhin unser erklärtes Ziel.“ Projektentwicklung müsse jedoch generell auf aktuelle Herausforderungen wie etwa die Marktentwicklung oder die Neubau-Debatte reagieren: „Aktuell prüfen wir daher eine Vielzahl von Varianten für die künftige Ausgestaltung des Schippsee-Quartiers.“
Ein verstärkter Fokus liege auf dem Umgang beziehungsweise der Integration des Bestands. Vor diesem Hintergrund sei in den kommenden zwei Jahren nicht mit dem Beginn der Realisierung zu rechnen. Dass die Planungen noch längst nicht abgeschlossen sind, hat offenbar auch mit den Ereignissen in der direkten Nachbarschaft zu tun. Denn weiter heißt es in der Stellungnahme: „Unterdessen liegt darin auch die Chance, die Re-Positionierung der Nachbarschaft gesamthafter zu denken auch unter Berücksichtigung weiterer neuer Chancenräume im Umfeld.“
Das Gebäude wird 5000 Quadratmeter Wohn- und Geschäftsflächen bieten
Derzeit wird das ehemalige Schuhkay-Gebäude noch genutzt. Dort, am Großen Schippsee 16, bietet Viviendo concept Möbel, Heimtextilien und Haushaltswaren an. Auch ist dort das Asklepios Gesundheitszentrum Harburg untergebracht. Zum kommenden Bauprojekt gibt es bislang nur eine erste Ansicht, eine Skizze des Büros Spine Architects, die der Projektentwickler upestate bereits im Jahr 2020 anfertigen ließ, um das Potenzial des Areals optisch darzustellen.
Auch wenn sich das Äußere noch ändern mag, zeigt die Visualisierung, in welche Richtung die Entwicklung geht. Das stufig gebaute Gebäude wird rund 5000 Quadratmeter Wohn- und Geschäftsflächen bieten. Im Kern ist der Vorentwurf sechsgeschossig angelegt, mit einem Staffelgeschoss als Abschluss. Auf der Seite am Großen Schippsee schafft ein dreigeschossiger Anbau den Übergang zu dem alten Gebäudebestand. Am Harburger Ring fällt das Gebäude auf vier Geschosse ab. Für einen solchen Neubau hat die Bezirksverwaltung mit ihrem Bauvorbescheid bereits grünes Licht signalisiert.