Hamburg. Wochenlang wird der S-Bahn-Betrieb nach Harburg gestört sein. Nun wird der Ersatzverkehr ausgeweitet. Die Maßnahmen im Überblick.

Während die Deutsche Bahn die massiven Schäden an der S-Bahn-Station Elbbrücken behebt, muss der HVV für Hunderttausende Pendler aus dem Hamburger Süden eine Lösung finden: Denn sie werden nach dem verherrenden Lkw-Brand noch mehr als einen Monat lang mit Einschränkungen leben müssen. Nun weiten die Verkehrsbetriebe das Ersatzangebot auf der Strecke deutlich aus.

Entlastung ist offenbar auch bitter nötig: Erst am Freitagmorgen kam es erneut zu Chaos am Bahnhof Harburg, weil es auch beim Metronom Probleme gab.

HVV Hamburg weitet Ersatzverkehr deutlich aus

"Voraussichtlich bis zum 18. September kann eine durch große Hitze beschädigte Brücke an der Haltestelle Elbbrücken durch die S-Bahn nur eingleisig befahren werden", teilte HVV-Sprecher Rainer Vohl am Freitag mit. "Um die damit verbundenen Einschränkungen für die Fahrgäste zu reduzieren, haben die Verkehrsunternehmen im HVV in einem gemeinsamen Kraftakt jetzt ein umfangreiches zusätzliches Maßnahmenpaket geschnürt." Ab Montag, 22. August, werde der bisher bestehende Ersatzverkehr um einige Punkte ergänzt.

Die Maßnahmen des HVV im Einzelnen:

  • Die zwischen Wilhelmsburg und Hammerbrook pendelnden S-Bahn-Züge fahren immer als Langzüge (9 Wagen). Auch zwischen Pinneberg und Hammerbrook sowie zwischen Neugraben und Wilhelmsburg fahren zusätzliche Langzüge.
  • Die Züge des Regionalverkehrs auf den Linien RE3, RB31, RE4, RB41 und RE5 fahren nach Abschluss von Bauarbeiten wieder deutlich häufiger.
  • Die Züge der Linie U4 werden bei Bedarf verlängert und mit 9 Wagen bis zur Haltestelle Elbbrücken fahren.
  • Die Zahl der Expressbusse, die zwischen den Haltestellen Elbbrücken und Wilhelmsburg mit Halt am S-Bahnhof Veddel verkehren, wird verdoppelt.
  • Viele Züge der Linie RE5 (Cuxhaven-Hamburg) halten montags bis freitags in den Hauptverkehrszeiten zusätzlich in Neugraben: in Richtung Hamburg ab Neugraben um 6:29 Uhr, 7:09 Uhr, 7:29 Uhr und 8:09 Uhr, in Richtung Cuxhaven ab Hamburg Hbf um 15:06 Uhr, 15:42 Uhr (nur freitags),16:06 Uhr, 17:06 Uhr, 17:39 Uhr (montags-donnerstags) und 18:06 Uhr
  • An den Bahnhöfen Harburg, Wilhelmsburg, Hammerbrook und Hauptbahnhof sind täglich Mitarbeiter des HVV im Einsatz.
  • Ab dem 29. August wird die MetroBus-Linie 13 bis zur Haltestelle Elbbrücken verlängert, gleichzeitig werden die Linien 154 und 155 verstärkt.
  • Weiterhin können alle Fahrgäste, die eine Zeitkarte des hvv besitzen, zwischen Harburg und Hamburg Hbf auch die Züge des Fernverkehrs (IC / ICE) nutzen.

Am 8. August war auf der Zweibrückenstraße direkt in der Straßenunterführung unter dem Bahnhof Elbbrücken ein Lkw in Brand geraten. Sein Fahrer rettete sich an Ort und Stelle aus der Kabine. Während die Ladung ausbrannte, entstanden Temperaturen von mehr als 800 Grad, wodurch sich tragende Stahlteile verzogen. Die Elastomerlager zwischen Brückenträgern und Betonstütze sind stellenweise gar nicht mehr vorhanden. „Ich bin jetzt 25 Jahre bei der Bahn. Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt.“, sagte S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke dem Abendblatt zuletzt.

HVV Hamburg: Weitere Angebote sind in Arbeit

Weil nicht alle Brückenträger beschädigt wurden, kann das westlich gelegene S-Bahn-Gleis weiter befahren werden. Ein rudimentärer Pendelverkehr nach Wilhelmsburg ist zwar möglich, kann aber kaum für die vielen Pendler ausreichen, die täglich in Richtung Innenstadt fahren. Der HVV hatte neben dem Pendelzug zunächst einen Schienenersatzverkehr mit Bussen zwischen den Stationen Wilhelmsburg und Elbbrücken angeboten.

Dieser Lkw war am Montag direkt unter der Bahnbrücke an der Station Elbbrücken vollständig ausgebrannt. Wann die S-Bahnen wieder nach Fahrplan verkehren können, ist weiter unklar.
Dieser Lkw war direkt unter der Bahnbrücke an der Station Elbbrücken vollständig ausgebrannt. © picture alliance

Jetzt folgt also das große Maßnahmenpaket. Außerdem seien weitere Entlastungen auf der Strecke in Vorbereitung und würden schnellstmöglich umgesetzt, ergänzt Vohl. Die Hamburger Linke schlägt dazu einen Expressbus durch den Elbtunnel und eine Stärkung des Fährverkehrs über die Elbe vor.

HVV: Linke will Expressbus und mehr Fährverkehr

"Die zusätzlichen Maßnahmen des HVV sind zu begrüßen, aber noch nicht ausreichend. Weshalb wird nicht die schon öfter geforderte Expressbusverbindung von Neugraben/Neuwiedenthal nach Altona durch den Elbtunnel eingerichtet?", fragt Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion in der Bürgerschaft. "Mit einer Verstärkung und Wochenendbetrieb auf der Fährlinie 73 könnte zusätzlich ebenfalls eine Entlastung geschaffen werden", ist die Politikerin überzeugt.

Die Bauarbeiten im Regionalverkehr nach Uelzen würden andauern und noch mehrere Wochen zu Zugausfällen führen, sagt Sudmann. "Diese freien Zugkapazitäten sollten für eine Verstärkung auf den Regionalgleisen zwischen Harburg und Hauptbahnhof genutzt werden." Ein Bürgerschaftsantrag mit den vorgeschlagenen Maßnahmen werde die Fraktion kommende Woche einreichen.

Das neue Angebot des HVV werde ab dem 22. August in der Fahrplanauskunft des hvv und der DB abgebildet (die RE5-Halte in Neugraben werden ab dem 29. August angezeigt). Darüber hinaus würden die Fahrgäste über Social Media, Aushänge und Durchsagen informiert.