Hamburg. Thoraxchirurgin Dr. Lohrenz ist Leitende Oberärztin am Asklepios Klinikum Harburg. Sie kennt die Lösung für krankhaftes Schwitzen.
Die Hände sind klatschnass, das Wasser rinnt wortwörtlich den Körper hinunter. „Wir reden jetzt nicht von einer Lifestyle-Erkrankung, bei der ein bisschen Botox gegen Schweiß hilft. Es geht wirklich um ein unkontrollierbares und damit krankhaft starkes Schwitzen, das den Alltag für die Betroffenen massiv erschwert“, sagt Dr. Christina Lohrenz, Leitende Oberärztin am Asklepios Klinikum Harburg.
Als Thoraxchirurgin kann sie bei einer Hyperhidrose, wie dieses Krankheitsbild, an dem immerhin eine Million Deutsche leiden, offiziell heißt, sehr gut helfen. „Natürlich versucht man es zunächst mit konservativen Therapien, aber final kann ein chirurgischer Eingriff die effektivste Lösung sein.“
Gesundheit: Operation gegen krankhaftes Schwitzen
Die Operation sei „recht unkompliziert“, dauere nur etwa 30 Minuten unter Vollnarkose. „Durch den Brustkorb verläuft ein Nervengeflecht, das auch für die Schweißproduktion verantwortlich ist. Bei den Betroffenen, die eben so übermäßig stark schwitzen, liegt eine Fehlprogrammierung vor. Diese können wir beheben, indem wir die entsprechenden Nerven durchtrennen und sogar entfernen“, erklärt die Expertin. Die Erfolgsbilanz liege bei etwa 90 Prozent. Auch bei schlecht durchbluteten Händen, was sich daran zeige, dass diese oft extrem kalt und weiß seien, könnten mit ebendieser Methode die Schmerzen vieler Patienten gelindert werden.
Dass sie oft „schnell und nachhaltig“ helfen könne, das schätze sie am meisten an der Thoraxchirurgie, so die Medizinerin. „Und das Spektrum ist groß: Wir operieren am Brustkorb selbst sowie an allen Organen, vor allem natürlich an der Lunge, die den Brustkorb betreffen. Auch Eingriffe an den Rippen nehmen wir vor, ebenso operieren wir das Zwerchfell, wenn sich beispielsweise ein Tumor in diesem wichtigen Atemmuskel gebildet hat.“
Asklepios Klinikum: OP-Roboter im Einsatz
Bei zahlreichen Eingriffen, vor allem bei Teilentfernungen der Lunge oder wenn gut- oder bösartige Tumoren entfernt werden müssten, setzt man auch am Asklepios Klinikum Harburg mittlerweile auf die Assistenz eines Roboters. „Der DaVinci-Roboter erreicht über sein Kugelgelenk sehr gut auch engste Räume“, sagt Dr. Christina Lohrenz. Für den Patienten sei ein robotergestützter Eingriff äußerst schonend: „Es ist eine minimalinvasive Operation, das bedeutet, dass die Schnitte eben nur sehr klein sind.“
Auch Patienten mit der äußerst seltenen, aber stark fortschreitenden Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis, einer schweren Muskelschwäche, sind bei Thoraxchirurgen wie Dr. Christina Lohrenz in guten Händen. „Wobei es in der Regel einige Zeit dauert, bis wir diese Patienten sehen“, sagt die Medizinerin. „Meist wird die Krankheit spät diagnostiziert, die Betroffenen haben oft schon eine lange Leidensgeschichte hinter sich.“
- Herzinfarkt: Spezialisierte Ärzte retten in Geesthacht Leben
- Norovirus grassiert in Hostel – viele Schüler betroffen
- Diagnose Krebs: Wenn ein Lebertumor nicht operabel ist
Denn die Symptome seien zunächst mild und schwierig zuzuordnen. „Die Krankheit betrifft vor allem junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren, die bei sich plötzlich eine Schlappheit, ein Schwächegefühl bemerken, das sie vorher nicht kannten.“ Zunächst werde dann an Kreislaufprobleme gedacht, manche würden auch wegen eines vermeintlichen Burnouts behandelt. „Nur hat die Erkrankung damit rein gar nichts zu tun. Es ist sogar dringend notwendig, dass die Betroffenen therapiert werden, weil die Krankheit eben schlimmer werden kann.“
Sie selbst habe in ihrer Sprechstunde gerade mit einer 18-Jährigen zu tun gehabt, die an der Krankheit leide, aber derzeit keine Symptome habe und ohne Medikamente auskomme. „Ich habe ihr dennoch zu einer Operation geraten, weil die Prognose dann einfach besser ist. Allerdings ist das natürlich kein einfaches Gespräch, jemanden, der keinerlei Beschwerden hat, von einem Eingriff zu überzeugen“, sagt die Medizinerin, die nach dem Abitur zunächst Chemie studiert hat, ehe sie an der Universität Hamburg noch ein Medizinstudium absolvierte. „Anfangs wollte ich immer im Labor arbeiten, aber dann habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit den Patienten einfach so viel mehr Freude macht“, so die Leitende Oberärztin, die in ihrer Freizeit gern Wassersport („Segeln, Schwimmen, Tauchen und Kitesurfen“) treibt.