Kreis Harburg/Harburg. Trotz der Lieferschwierigkeiten beim Speiseöl sollen die Pommes-Preise vorerst stabil bleiben. Würstchen hingegen werden bald teurer.
Die Imbisse und Restaurants im Bezirk und im Landkreis Harburg stecken in einer Ölkrise. Der wichtigste Grundstoff, um frittieren zu können, ist momentan auch für Gastronomen nur schwer zu bekommen, und die Preise springen tagesaktuell. „Der Großhandel muss zurzeit die Abgabe von Speiseöl und Frittierfett rationieren, drei Gebinde mit jeweils zehn Litern geben wir pro Kunde am Tag heraus, wenn denn Speiseöl da ist“, sagt Jörn Sörensen vom Handelshof in Harburg.
Man sei seit Jahren ein wichtiger Partner der Gastronomie, aber es gebe Probleme, die Versorgung von Öl-intensiven Betrieben aufrecht zu halten. „Wir wissen über die Jahre, welche Imbissbetriebe und Restaurants mehr Öl brauchen als andere und versuchen der Nachfrage nachzukommen“, sagt der Handelshof-Geschäftsführer weiter. Am Donnerstag betrug der Preis für einen Liter Speiseöl der gängigsten Marke rund 2,20 Euro – bei Abnahme eines Zehn-Liter-Gebindes.
Bruzzelhütte verkauft rund 100 Kilogramm Pommes in der Woche
„Wir haben klug eingekauft und nutzen verschiedene Lieferanten, um keinen Engpass zu bekommen. Im Moment habe ich noch Frittieröl für die nächsten drei Monate“, erklärt Harburgs Currywurst-King Stefan Labann von der Bruzzelhütte. In der Kultbude an der Bremer Straße geht eigentlich fast jedes Gericht inklusive der knusprigen Kartoffelsticks über den Tresen. „Wir verkaufen rund 100 Kilogramm Pommes in der Woche, daher leiden wir sehr unter den gestiegenen Einkaufspreisen. Aktuell gelingt es uns aber noch, die Preise stabil zu halten“, so Labann.
Eine kleine Portion Pommes Frites kostet in der Bruzzelhütte immer noch glatte zwei Euro. „Bei den Würsten haben wir mehr Probleme. Nachdem viele Schlachter die Preise in den vergangenen Monaten bereits mehrfach angehoben haben, sind sie jetzt dazu übergegangen, das Gewicht vieler Produkte um bis zu 20 Gramm pro Wurst zu reduzieren“, schildert Stefan Labann seine Erfahrungen.
Imbissstand auf dem Wochenmarkt muss Würstchenpreise erhöhen
Diese Praxis bestätigt auch Bianca Bohlmann, die mit ihrem Imbissstand auf dem Harburger Wochenmarkt Kunden und Marktbeschicker versorgt. „Der Preis für Pommes wird bei 2,50 Euro pro Portion bleiben, mehr geht auf dem Markt einfach nicht. Aber die Würstchen werden wir in Kürze um 50 Cent erhöhen müssen“, legt sich Bohlmann fest. Alles sei teuer geworden, selbst die Schälchen und die Pommes-Piker.
Dazu kommt, dass die umtriebige Marktfrau jeden Tag 40 Kilometer mit ihrem rollenden Imbiss fahren muss und die Spritpreise enorm angestiegen sind. „Bei den Würstchen gab es in den letzten Monaten drei Preiserhöhungen, eine vierte ist bereits angekündigt. Und die müssen wir dann wohl oder übel an die Kunden weitergeben“, erklärt Bianca Bohlmann traurig.
Bereits vor Ostern hatte Dehoga-Chef Thomas Cordes prophezeit: „In den kommenden Wochen werden viele Betriebe die Preise neu kalkulieren müssen.“ Der Zeitpunkt ist jetzt offenbar gekommen. Egal wo man sich umhört, viele Gastronomen kündigen für die nächsten Wochen Preiserhöhungen an oder planen die Portionsgrößen anzupassen.
Bei Athena in Stelle hat man schon auf den Preisanstieg reagiert
„Wir mussten alle Gerichte auf unserer Speisekarte um zwölf Prozent teurer machen“, bedauert Vaios Nakoudis, der mit seiner Familie seit 40 Jahren das griechische Restaurant Athena in Stelle betreibt. Es sei mit Blick auf die Preisentwicklung einfach nicht mehr zu stemmen, so das Oberhaupt des Familienunternehmens.
Man überlege sogar, Pommes Frites in Kürze ganz von der Karte zu nehmen. Doch dies sei sehr schwierig, denn gerade Familien mit Kindern möchten unbedingt Pommes haben. „Die Kinder entscheiden, wo gegessen wird und ohne Pommes Frites bleiben die Familien einfach weg. Daher haben wird diese Entscheidung noch nicht endgültig getroffen“, erklärt der Geschäftsmann. Man setze vielmehr auf regionale Produkte. Durch die kurzen Wege und langfristigen Lieferbeziehungen seien die Preise beispielsweise für Kartoffeln relativ stabil.
Frittierte Kartoffelscheiben sind eine Spezialität des Hauses
Bei Athena gehörten frittierte Kartoffelscheiben zu den Spezialitäten des Hauses. Doch auch hier schlägt der Ölpreis zu Buche. „Erst gestern habe ich eine Palette Speiseöl von einem Lieferanten bekommen, zum Tagespreis von 18,99 Euro – und das war sehr günstig. Mittlerweile ist es wie an der Tankstelle, und wir verbrauchen rund 80 Liter Öl in der Woche“, berichtet Vaios Nakoudis.
Ein Becken seiner Fritteuse fasst bereits fünf Liter, das Öl muss täglich getauscht werden. Auch andere Preise sind gestiegen, Lammfleisch um fast 30 Prozent. Das Problem ist, dass die Gastronomen nicht täglich ihre Speisekarte ändern können.
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Eine denkbare Alternative wäre Kartoffelpüree bei Kindergerichten
Bei den Pommes Frites sucht der Gastronom bereits nach Alternativen. „Vielleicht gibt es bei den Kindergerichten bald Kartoffelpüree als Beilage“, sagt Vaios Nakoudis etwas ratlos, entschieden sei auch das noch nicht. Man schaue erst einmal auf das 40-jährige Firmenjubiläum und positiv in die Zukunft. Man merke, dass die Menschen gerade nach Corona wieder richtig Lust auf einen Restaurantbesuch hätten und die Kinder auf knusprige Pommes. Daher wolle man die positive Grundstimmung nutzen.