Harburg. Im Bezirk wird mehr gefördert als genutzt. Zusätzlich fließt Heidewasser in die Hansestadt und der Verbrauch steigt.

Die Versorgung Hamburgs mit Trinkwasser ist trotz mutmaßlich weiter steigender Einwohnerzahlen bis 2050 sicher. Daran hat der Bezirk Harburg einen großen Anteil. „Unsere Zone Süd ist absolut unverzichtbar zur Versorgung des Gesamtsystems“, sagte Frank Skowronek, bei Hamburg Wasser für das Grundwassermanagement zuständig.

Bei den gegenwärtigen Fördermengen seien keine Umweltauswirkungen im Süderelbraum festzustellen. Die seien auch in Zukunft nicht zu erwarten, erklärte er am Dienstagabend dem Umweltausschuss der Bezirksversammlung.

Harburg ist der wichtigste Wasserspender für die Stadt

Hamburg Wasser hat sein Versorgungsgebiet in vier Zonen eingeteilt. In der Zone Nord-Ost ist die maximal mögliche Jahresabgabe der Wasserwerke geringfügig, in der Zone Süd deutlich größer als der Verbrauch. So wurden im Bezirk Harburg im Jahr 2020 rund 15,3 Millionen Kubikmeter Trinkwasser verbraucht. Für das Jahr 2050 rechnet Hamburg Wasser mit 15,8 Millionen. Dem steht eine potenzielle Fördermenge von 21,9 Millionen Kubikmeter gegenüber. Harburg bleibt also auch in 30 Jahren der wichtigste Wasserspender für die Stadt.

Das gilt umso mehr, wenn man das Wasserwerk Nordheide im Landkreis Harburg hinzurechnet. Es gehört zur Zone Süd und liefert sein Wasser ausschließlich ins Hamburger Versorgungsnetz. 2019 hatte der Landkreis dem Wasserversorger – unter Protest von Naturschützern – erlaubt, jährlich durchschnittlich 16,6 Millionen Kubikmeter Heidewasser zu fördern. Hamburg Wasser bestand jedoch auf die beantragten 18,4 Millionen Kubikmeter und reichte Klage ein. Außerdem wollte das Unternehmen statt einer „Erlaubnis“ eine rechtssichere Genehmigung. Die Klage wurde im Oktober abgewiesen; Hamburg Wasser ging im Dezember in Berufung.

Zusammen mit Frank Skowronek beantwortete Hartmut Dittrich von der Umweltbehörde im Ausschuss drei Anträge der CDU-Fraktion zur nachhaltigen Grundwassernutzung im Bezirk. In den 1970er Jahren sei die Ressource tatsächlich übernutzt worden – mit der Folge, dass sich das Grundwasser in den wasserführenden Bodenschichten stark abgesenkt hätte. Doch seitdem habe sich, so Dittrich, der Wasserverbrauch in Hamburg mehr als halbiert. Er sank von rund 190 Millionen Kubikmeter pro Jahr auf etwa 90 Millionen. Der Großteil floss durch das städtische Versorgungsnetz, gut zehn Millionen Kubikmeter wurden über private Förderbrunnen vornehmlich von Industrie- und Gewerbebetrieben verbraucht.

Insgesamt liege die nachhaltig förderbare Wassermenge auch in der Zukunft höher als der Verbrauch, betonte Dittrich. „Bis 2050 werden voraussichtlich jährlich bis zu 131 Millionen Kubikmeter Wasser benötigt. Mit einem Sicherheitszuschlag für trockene Jahre kommen wir auf rund 136 Millionen. Bis 2025 wird durch verschiedene Maßnahmen eine Steigerung des Grundwasserdargebots auf 139 Millionen Kubikmeter erwartet.“ Generell gelte es, die Grundwasserreserven zu schützen, stärker nach weiteren nutzbaren Vorkommen zu suchen und noch mehr Anstrengungen zum sparsamen Umgang mit Trinkwasser zu unternehmen, etwa verstärkt Regenwasser zu nutzen.

Harburger CDU-Politiker wollen gereinigtes Elbwasser nutzen

Die Harburger CDU-Politiker schlugen in einem Antrag vor, zu prüfen, ob nicht auch gereinigtes Elbwasser einen Teil des Bedarfs decken könne. Skowronek hält das für ausgeschlossen: „Wir müssen die sicherste verfügbare Wasserressource nutzen, und das ist das Grundwasser.“ Elbwasser enthalte viele chemische Stoffe, die kaum oder nur mit sehr hohem Aufwand herauszuholen seien. Wie Arznei- und Pflanzenschutzmittel.

Zwar werden auch in Harburg noch neue Brunnen gebaut, so Skowronek. Dabei gehe es aber hauptsächlich um den Ersatz bestehender Anlagen. Er betonte: „Die erforderlichen Mehrmengen wollen wir nicht in der Zone Süd, sondern in Nord, Mitte und West akquirieren.“

Zur Historie:

  • Das Wasserwerk Süderelbmarsch an der Neuwiedenthaler Straße kann täglich bis zu 43.000 Kubikmeter Wasser liefern und ist damit eines der größten Wasserwerke der Stadt. Es wurde 1956 in Betrieb genommen und machte den Bezirk Harburg zum Wasserlieferanten für den Westen Hamburgs. Gleichzeitig schloss es die bis dahin bestehende Versorgungslücke in Harburg.
  • Die Grundwasserförderung in der Süderelbmarsch hat gemeinsam mit dem Wasserwerk Haseldorfer Marsch die Wende in der Hamburger Wasserversorgung besiegelt: Über Jahrzehnte, bis Mitte der 1920er Jahre, basierte die Versorgung auf gefiltertem Elbwasser. Das Oberflächenwasser wurde in den folgenden Jahrzehnten weitgehend durch Grundwasser abgelöst. In der Nachkriegszeit hatten die Hamburger Wasserwerke Millionen investiert, um sich von dem verschmutzten Flusswasser komplett unabhängig zu machen. Seit 1964 wird das Hamburger Trinkwasser ausschließlich aus Grundwasser gewonnen.