Harburg. Bei der Anzahl der „Elektro-Tankstellen“ hinkt der Hamburger Bezirk im Süden hinterher. Das soll sich nun ändern.
Auch in Harburg steigt die Zahl der zugelassenen Elektroautos immer weiter. Wo der Strom dafür herkommen soll, ist nicht nur eine ökologische Frage – Atom, Kohle oder Wind und Sonne – sondern zunehmend auch eine praktische.
Waren die innerstädtischen Ladepunkte in Harburg zunächst lange verwaist, sieht man sie nun immer häufiger belegt. Zur Attraktivität der Elektromobilität zählt aber auch das Gefühl, stets bequem für einen komfortablen Akkuladestand sorgen zu können, ohne sich sorgen zu müssen.
Harburg hat deutlichen Versorgungsrückstand zu anderen Bezirken
Auch in Harburg soll die öffentliche Ladeinfrastruktur deshalb ausgebaut werden, erfuhren die Bezirkspolitiker vor Kurzem im Ausschuss für Mobilität und Inneres bei dessen Sitzung. Harburg hat auch in dieser Hinsicht einen deutlichen Versorgungsrückstand hinter anderen Bezirken der Freien und Hansestadt Hamburg.
Für die 25.000 Elektroautos, die mittlerweile in Hamburg angemeldet sind, gibt es 1600 öffentliche Ladepunkte – davon 56 im Bezirk Harburg. Nur Bergedorf hat noch zwei weniger. Über die meisten Lademöglichkeiten verfügt nicht etwa der bevölkerungsreichste Bezirk Wandsbek (148), sondern der Bezirk Nord mit Stadtteilen wie Eppendorf, Winterhude, Uhlenhorst, Alsterdorf mit 273. Ihm folgen die Bezirke Mitte mit 253, Altona mit 215 und Eimsbüttel mit 191 Elektrotankstellen. Bis 2025 sollen jährlich 200 öffentliche Ladestellen hinzukommen. Dafür will man nun auch verstärkt in die Stadtbereiche gehen, in denen man bislang dünn vertreten ist, referierte Holger Claassen von der Hamburger Wirtschaftsbehörde im Ausschuss.
Sinn der Ladepunkte ist nicht die Grundversorgung der Elektroautos
„Sinn der öffentlichen Ladepunkte ist nicht die Grundversorgung der Elektroautos“, sagte Claasen. „Sondern die Möglichkeit, bei einer Fahrt in die Stadt kurzfristig den verbrauchten Strom nachladen zu können. Die komplette Akkuaufladung vollzieht der Fahrzeughalter idealerweise in der heimischen Garage.“
Daher sei Harburg auch nicht so sehr unterversorgt, wie die Zahlen vielleicht suggerieren, beruhigte Claasens Mitreferent Lennart Rommel. Im Schnitt habe es im Jahr 2021 pro Harburger Ladepunkt 436 Ladevorgänge gegeben, während es im Bezirk Nord 101 mehr waren – pro Ladepunkt. Die Stromnetz Hamburg GmbH als Betreiber der Ladepunkte stellt die Tankstellen übrigens nur als Infrastruktur zur Verfügung. Den Strom bezahlen die E-Autofahrer bei einem Energieanbieter ihrer Wahl, zuzüglich einer „Tankgebühr“ für Stromnetz Hamburg.
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Für die Standortsuche baten Claasen und Rommel das Bezirksamt und die Bezirkspolitik um Mithilfe. „Wir haben nicht Ihre detaillierten Ortskenntnisse“, sagte Claassen. „Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir jedes Mal, wenn wir ohne Mithilfe der Bezirke mögliche Standorte vorschlagen, mindestens ein Viertel davon ausfällt, weil die Verhältnisse vor Ort oder bezirkspolitische Zusammenhänge dagegensprechen.“
So spielt zum Beispiel auch der bereits vorhandene Parkdruck in einem Quartier eine Rolle bei der Standortwahl, denn jeder Ladepunkt kostet Parkraum – übrigens auch für Elektrofahrzeuge, denn auch die dürfen nur zum Laden am Ladepunkt stehen. Außerdem sollen Ladepunkte gerne in der Nähe sogenannter „Points of Interest“ sein – also beliebte Anfahrtsziele wie Einkaufszentren, Ärztehäuser und Behörden. Der technische Aufwand für die Einrichtung des Ladepunkts, die Erreichbarkeit und Erkennbarkeit sowie der Beitrag zum Gesamtnetz werden ebenfalls mitberechnet.
Hauptsächlich sollen neue Ladepunkte in Harburg geschaffen werden
Während die meisten öffentlichen Ladepunkte bislang „langsame Säulen“ mit Wechselstromtechnologie waren, soll bei den neuen der Anteil von Schnellladepunkten mit Gleichstromladung erhöht werden. Auch hier gibt es noch Unterschiede zwischen „normalen“ Schnelladern und „Superschnelladern“, die mit einer höheren Spannung arbeiten. Solche Schnellladepunkte gibt es in Harburg bislang erst drei, unter anderem in der Harburger Rathausstraße.
Der Ausbau des Ladenetzes soll hauptsächlich neue Ladepunkte schaffen. Lediglich ein Standort im Bezirk Harburg ist so gut ausgelastet, dass er um eine weitere Säule verstärkt wird: der am Neugrabener Markt.
Der Ausschussvorsitzende Michael Sander (Grüne) begrüßte die Ausbaupläne gab aber auch etwas zu bedenken: „Wir haben schon einen hohen Parkdruck in der Harburger Innenstadt und sollten uns überlegen, ob wir nicht mit mehr Ladepunkten dort auch noch mehr Autos anziehen, denn eigentlich wollen wir mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer schaffen.“