Wilstorf. Neue Wendung in Sachen Parksperr-Poller an der Zimmermannstraße: Eine vorgeschlagene Lösung birgt überraschende Probleme.

Der Parkdruck im Reeseberg-Quartier in Harburg wird weiter hoch bleiben: So schnell und spontan, wie die umstrittenen Sperrpoller an der Zimmermannstraße im Herbst eingebaut wurden, werden sie nicht wieder verschwinden.

Dabei hatten die Bezirkspolitiker Torsten Fuß (SPD) und Jörn Lohmann (Linke) schon eine Idee auf den Weg gebracht, wie man die Kuh an dieser Stelle elegant vom Eis holen könnte.

Idee der Bezirkspolitik: Gärten sollen für nötige Gehwegbreite weichen

Würden die Vorgärten der Mietshäuser auf der betreffenden Seite der Zimmermannstraße etwas zurückversetzt, wäre auch bei parkenden Autos wieder eine ausreichende Gehwegbreite gewährleistet. Der Eisenbahnbauverein (EBV), Eigentümer der betroffenen Häuser, hatte sich schon grundsätzlich dazu bereit erklärt – immerhin sind seine Mieter die Haupt-Leidtragenden an der Situation. Torsten Fuß hatte für den Stadtteilbeirat des RISE-Gebiets Wilstorf-Reeseberg auch bereits einen Antrag auf Förderung des Umbaus gestellt. Doch er lief auf. Zum einen wurden formale Gründe gegen eine schnelle Entscheidung ins Feld geführt. Zum anderen hat das Denkmalschutzamt Bedenken. Das Rückversetzen der Vorgärten ist immer noch möglich, aber der Weg dahin dauert mindestens Monate.

Da ist zunächst der formale Grund: Das Gartenverkleinern ist eine so große Maßnahme, dass man damit nicht den Verfügungsfonds des Stadtteilbeirats belasten kann, sondern die Finanzierung über das „Rahmenprogramm integrierte Stadtteilentwicklung“ (RISE) gewährleistet werden muss. Das führte Jan Paulsen, Bezirksamtsbeauftragter für das RISE-Gebiet Wilstorf, aus. Für eine RISE-Finanzierung ist ein Beschluss der Bezirksversammlung und ein Placet der Stadtentwicklungsbehörde notwendig. Das dauert.

Denkmalschützer: Historisch betrachtet sind parkende Autos nicht vorgesehen

Noch komplizierter macht es der Denkmalschutz. EBV-Vorstand Joachim Bode hatte das Verkleinern der Vorgärten von mehreren Bedingungen abhängig gemacht: Mindestens drei Viertel der Mieter in der Zimmermannstraße sollten zustimmen, die Polizei sollte garantieren, dass die Gartenverzwergung auch dazu führt, dass das Gehwegparken dann wieder erlaubt wird und das Denkmalschutzamt muss zustimmen. Immerhin sind die in den 1920er-Jahren errichteten Häuserzeilen an der Zimmermannstraße die Keimzelle der größten Harburger Baugenossenschaft und gelten als architektonische Zeitzeugnisse.

„Dazu gehört aber auch, dass die Grundstücksproportionen erhalten bleiben“, führte Christoph Schwartz als Vertreter des Hamburger Denkmalschutzamtes im Beirat aus. „Historisch betrachtet, sind diese Siedlungen auch gar nicht für parkende Autos vorgesehen gewesen, so dass ich als Denkmalschützer diesem Plan widersprechen muss. Davon abweichen kann der Denkmalschutz nur, wenn ausreichendes öffentliches Interesse nachgewiesen wird. Dabei sollte man auch überlegen, ob Autos noch zeitgemäß sind.“

Nicht nur die Vordergärten fallen unter den Denkmalschutz

Mit dem Denkmalschutz hat der Eisenbahnbauverein an der Zimmermannstraße so seine Erfahrungen. Nicht nur die Vordergärten fallen unter den Denkmalschutz. Nach hinten heraus hatten die Wohnhäuser Schweineställe, in denen die Mieter einst zur Selbstversorgung Ferkel bis zur Schlachtreife mästeten. Heute werden die alten Ställe als Gartenhütten genutzt. Als der EBV im Hof des Blocks Zimmermannstraße/Friedrich-List-Straße mehrere Wohnhäuser als Nachverdichtung neu bauen und dafür die Ställe abreißen wollte, stellten sich die damaligen Anwohner auf die Hinterbeine und kämpften für ihr Gartenidyll. Daher rührt der Denkmalschutz des Ensembles Zimmermannstraße. Die Nachverdichtung musste seinerzeit kleiner ausfallen.

Schon damals ging es auch um Parkplätze. Denn der EBV hatte die Neubauten zum autofreien Modellquartier erklärt. Damit sollte die damals noch gültige Stellplatzpflicht umgangen und der Bau von mehr Wohnraum ermöglicht werden.

Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Mieter autofreier Quartiere nicht alle auf ein Auto verzichten. Viele parken einfach in den Nachbarstraßen. Das befürchteten seinerzeit auch die Altmieter in der Zimmermannstraße. Jetzt allerdings scheint der Denkmalschutz für sie zum Problem zu werden.