Harburg/Lüneburg. Technische Universität hält digitale Prüfungen für “juristisch nicht haltbar“ – allerdings gibt es Gegenbeispiele, wie etwa Lüneburg.

An der Technischen Universität Hamburg (TUHH) ist die Prüfungsphase des Wintersemesters gestartet, an der Lüneburger Leuphana-Universität beginnt sie am kommenden Montag. Natürlich unter besonderen Pandemie-Bedingungen.

Während die TUHH weitgehend auf Präsenz besteht und ihre Studierenden bei großen Prüfungen auf Säle und Sporthallen in halb Hamburg verteilt, setzt die Leuphana vor allem auf Online-Prüfungen.

Corona Hamburg: TUHH besteht auf Prüfungen in Präsenz

An der TU in Harburg werden vom 31. Januar bis 31. März 330 schriftliche Prüfungen in Präsenz abgehalten, mit insgesamt rund 7000 Teilnehmern. Um ihre Prüflinge unterzubringen, hat die TUHH unter anderem die Alsterdorfer Sporthalle und die Inselparkhalle in Wilhelmsburg angemietet. „Für jede Prüfung gibt es spezielle Regelungen. Wir betreiben hier einen gigantischen Aufwand“, sagt TUHH-Sprecher Rüdiger Bendlin. „Beim Einlass nach der 3G-Regelung werden die Zertifikate kontrolliert und dass die vorgeschriebene FFP2-Maske richtig sitzt. Letzteres wird auch während der Klausuren überwacht.“

Zu den großen Prüfungen von Basisfächern wie Mathematik oder Mechanik haben sich bis zu 1000 Teilnehmer angemeldet. Sie werden in Gruppen aufgeteilt. Viele Studierende fühlen sich angesichts vierstelliger Corona-Inzidenzen aber unwohl, stundenlang mit vielen anderen Kommilitonen in einem Saal zu sitzen. Gerade unter studentischen Wohnbedingungen, etwa in Wohngemeinschaften oder Wohnheimen, hat das Virus leichtes Spiel.

„Wir hatten bislang keinen einzigen Ansteckungsfall“

Damit steigt das Risiko, dass Infizierte ohne Krankheitssymptome ihre Prüfung antreten, weil sie von der Infektion nichts wissen. Natürlich sehe man die Gefahr, sagt Bendlin, gehe aber davon aus, dass die Hygieneregeln inklusive der FFP2-Maskenpflicht die Prüflinge ausreichend schützen. Das zeigten die Erfahrungen der vergangenen Prüfungsphasen: „Wir hatten bislang keinen einzigen Ansteckungsfall“, so Bendlin.

Wer positiv getestet wurde, für den gilt dasselbe wie für erkrankte Studierende: Er oder sie kann die Klausur nachschreiben. Ein positives Ergebnis eines Testzentrums reicht als Attest aus, denn aufgrund der Quarantänepflicht kann die Prüfung nicht geschrieben werden. Allerdings fällt die nachgeholte Prüfung in die Vorlesungszeit des Sommersemesters, was vor allem dann hinderlich ist, wenn mehrere Prüfungen verschoben werden mussten. Alternativ Online-Klausuren anzubieten, hält Bendlin für falsch: „Online-Prüfungen sind juristisch nicht haltbar. Wir müssen die Vergleichbarkeit einhalten. Online gibt es Betrugsmöglichkeiten, und nicht jeder hat eine stabile Internetverbindung.“

Leuphana in Lüneburg setzt klar auf digitale Klausuren

Während es in Harburg im schriftlichen Bereich kaum digitale Prüfformate gibt, setzt die Leuphana-Universität in Lüneburg sehr stark darauf: Knapp 120 der rund 160 anstehenden Klausuren werden digital geschrieben. „Natürlich sind Online-Prüfungen nicht unproblematisch – da ist viel Vertrauen im Spiel“, sagt Leuphana-Sprecher Hennig Zühlsdorf. Er nennt drei Formate: eine Klausur mit unmittelbarer Bearbeitung, bei der eine Prüfungs-Software zum Einsatz kommt; ein Format, in dem die Studierenden sechs bis 24 Stunden Zeit haben, um ihre Lösungen abzugeben, und eines, bei dem alle Prüflinge die Fragen unmittelbar am heimischen Schreibtisch beantworten müssen.

„Wir gehen davon aus, dass die Prüfenden die Klausur-Fragestellungen und Zeitvorgaben so wählen, dass es kaum Möglichkeiten für Schummelei geben wird“, sagt Zühlsdorf. Dies sei zum Beispiel der Fall, wenn statt einer reinen Wissensabfrage eine Problemlösung geliefert werden müsse, die Anwendungswissen erfordere. „Es ist ja leider nicht das erste Mal, dass wir so arbeiten müssen. Deshalb haben damit wir inzwischen Erfahrung.“

Corona Hamburg: Hochschulen gehen eigene Wege

Jede Hochschule geht ihren eigenen Weg, und das sei auch in Ordnung, sagt Jon Mendrala, Sprecher der Wissenschaftsbehörde in Hamburg. Studienfächer seien sehr unterschiedlich und erforderten entsprechend angepasste Formate. Grundsätzlich spreche nichts gegen Prüfungen am heimischen Computer: „Online ist legitim, das ist ein etabliertes Hilfsmittel.“