Hamburg. Der Ausbau der Ingenieurschmiede ließe sich mit Dividenden aus Hamburgs Beteiligung an Hapag-Lloyd finanzieren, so Ploß und Thering.
Investiert Hamburg genug in die Wissenschaft? Nein, sagen der Hamburger CDU-Vorsitzende Christoph Ploß und CDU-Bürgerschaftsfraktionschef Dennis Thering. Aus ihrer Sicht braucht insbesondere die Technische Universität Hamburg in Harburg (TUHH) mehr Geld. Die drittgrößte Hochschule der Stadt sei „stark unterfinanziert“.
Ploß und Thering fordern deshalb erneut, den Grundetat der Ingenieursschmiede – dieser lag im Jahr 2021 bei rund 79 Millionen Euro – möglichst zu verdoppeln. „So könnten dort neue Lehrstühle eingerichtet und internationale Spitzenforscher für Zukunftscluster nach Hamburg geholt werden.“
CDU Hamburg fordert Investition in die Technische Universität
Zur Finanzierung einer solchen Aufstockung verweisen die CDU-Politiker nun auf den für die Stadt zu erwartenden Geldsegen aus der Beteiligung an Hapag-Lloyd. Die Hamburger Traditionsreederei erwartet für 2021 einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen 8,7 und 9,5 Milliarden Euro. Hamburg hält rund 14 Prozent der Aktien an Hapag-Lloyd. Selbst wenn die im Mai 2022 stattfindende Hauptversammlung des Unternehmens nur einen Bruchteil des Gewinns ausschütten sollte, dürfte sich Hamburg über ein dickes Plus an zusätzlichen Einnahmen freuen.
„Allein mit der Dividende, die die Stadt Hamburg für ihre 14-Prozent-Beteiligung erhalten wird, könnte man perspektivisch den Grundetat der TU Hamburg voraussichtlich für viele Jahre verdoppeln, je nach Höhe der Ausschüttung. Im nächsten Jahr werden die Dividendeneinnahmen für die Stadt ähnlich hoch sein“, erklären Ploß und Thering. Ob Hapag-Lloyd allerdings dauerhaft so gut dastehen und hohe Dividenden ausschütten wird, ist völlig offen.
Der rot-grüne Senat hatte 2018 erklärt, die TUHH solle „perspektivisch“ zur Gruppe der TU9 aufschließen, den neun führenden technischen Universitäten. Im Interview mit dem Abendblatt im Februar dieses Jahres sagte TUHH-Präsident Andreas Timm-Giel allerdings, er sei sich nicht sicher, „ob dies das richtige Ziel ist für unsere Hochschule“. Dabei verwies er auch auf die finanzielle Kluft zwischen der TUHH und den TU9-Mitgliedern, die über Jahresbudgets von 200 bis 700 Millionen Euro verfügen.
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Ploß und Thering wollen Wissenschaft stärken
Zu ihren Stärken zählt die TUHH enge Verbindungen zu Wirtschaft und Industrie, wobei die Hochschule Bereiche wie Luftfahrttechnologie, erneuerbare Energien, Schifffahrt und Medizintechnik bedient, die in der Metropolregion Hamburg eine wichtige Rolle spielen. Diese praxisnahe Forschung müsse viel mehr unterstützt werden, fordern Christoph Ploß und Dennis Thering. „Nur so können wir den Wohlstand Hamburgs auch in zehn oder fünfzehn Jahren sichern.“ Es gebe viele Gelegenheiten, Forschung und Wirtschaft in Hamburg stärker zu verzahnen. „Etwa im Gesundheitsbereich und in der Medizintechnik ist die Ausgangslage mit mehreren Spitzenunternehmen hervorragend.“
Die CDU werde einen Antrag zum Budget der TUHH in die kommenden Haushaltsberatungen zum Wissenschaftsetat einbringen, so Ploß und Thering. Sie kündigten an, zur Stärkung der Wissenschaft in Hamburg im kommenden Jahr „auf allen politischen Ebenen Initiativen einzubringen.“
„Ausbau der TU Hamburg ist bereits in vollem Gange“
Der CDU-Vorschlag sei „weder tauglich noch nötig“, teilten die Wissenschafts- und die Finanzbehörde auf Anfrage am Mittwoch gemeinsam mit. „Eine einmalige und in der Höhe nicht feststehende Hapag-Lloyd-Dividende kann nicht für strukturelle Hochschulfinanzierung verwendet werden. Den finanziellen Rahmen für die Hochschulfinanzierung setzen die Hamburger Zukunftsverträge, die die Globalbudgets der Hochschulen um deutlich über drei Prozent steigern“, so die Behörden.
„Der Ausbau der TU Hamburg in einem ersten Schritt bis 2023 ist bereits in vollem Gange. Hamburg investiert hier erheblich – das Budget der TU Hamburg wird bis 2023 um 25 Prozent wachsen, und damit verbunden setzt die TU Hamburg starke Signale für den Wissenschafts- und Innovationsstandort Hamburg.“ Mit den gesetzten Zielen habe sich die TU Hamburg „längst auf einen innovativen und zukunftsweisenden Weg gemacht“.