Harburg. Initiative „Yes We Swim“ und Bezirkspolitiker feiern Anbau-Ankündigung am MidSommerland des Hamburger Staatsrates als Erfolg.
Über die Ankündigung von Umweltstaatsrat Michael Pollmann im Stadtentwicklungsausschuss, dass die Umweltbehörde erstens das internationale Kombibad in Neugraben noch nicht abgeschrieben hat und – für viele viel wichtiger – zweitens die Hamburger Behörde plant, das Freizeitbad MidSommerland um einen Flügel zu erweitern, in dem ein lehr- und sporttaugliches Schwimmbecken Platz finden soll, herrscht in Harburg vielstimmige Freude. Vertreter der Parteien und Mitglieder der Initiative „Yes We Swim“, freuen sich gleichermaßen.
„Endlich hat das mal geklappt“, sagt Rainer Bliefernicht, als Vorsitzender des Sportvereins Grün-Weiß Harburg und als langjähriger Bezirksabgeordneter (CDU) doppelt betroffen. „Seit die Harburger Schwimmhalle geschlossen wurde, setzen wir uns für ein vernünftiges Schwimmbecken in Harburg ein, aber wir haben lange keine offenen Ohren gefunden.“
Klassisches Schwimmbecken mit Bahnlänge gibt es nicht
In den 1990er-Jahren wurde an der Außenmühle das ehemalige Harburger Freibad abgerissen und an seiner Stelle das Freizeitbad „MidSommerland“ errichtet. Kurz vor dessen Eröffnung schloss auch die Harburger Schwimmhalle, das Walter-Dudek-Bad am Rathausplatz. Freuten sich die Harburger zunächst stolz über das schöne Freizeitbad mit Rutsche, Saunen und Spaßbecken, fingen sie genauso schnell an, ein klassisches Schwimmbecken mit mindestens 25 Metern Bahnlänge und einer Beckentiefe, die alle Nutzer zum Schwimmen zwingt, zu vermissen. Das gibt es im MidSommerland nämlich nicht. Diesen Fehler wiederholte die Bäderland GmbH bei keinem weiteren Bad-Umbau oder Neubau. In Harburg korrigiert wurde er bislang aber auch nicht.
Die Folge war, dass nur wenige Harburger Schulen den knappen Platz im MidSommerland für Schwimmunterricht nutzen konnten – und das auch nur für das „Seepferdchen“, denn alle Schwimmabzeichen des Deutschen Schwimmvereins DSV erfordern eine größere Beckentiefe für Sprünge und Tauchaufgaben. Weite Wege per Bus oder S-Bahn nach Wilhelmsburg und Neugraben waren vielfach die Folge.
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Die Initiative „Yes We Swim!“ hatte sich 2017 hauptsächlich aus Eltern und Lehrern v on Grundschülern aber auch schwimmbegeisterten Harburgern gegründet, um ein Bürgerbegehren für ein Harburger Schwimmbad zu organisieren. Die notwendigen Unterschriften waren schnell zusammengekommen. Die Bezirksversammlung musste sich daraufhin mit dem Anliegen befassen und stimmte ihm ohne lange Debatte zu.
In trockenen Tüchern war damit aber noch nichts: Schon in der Vergangenheit hatte die Bezirksversammlung häufiger ein Schwimmbad gefordert und war an der Bäderland GmbH gescheitert, deren Bedarfsberechnungsformel stets zuungunsten eines Harburger Standorts ausfiel. Erst mit den mehreren Tausend Unterschriften im Rücken und der beseelten Hartnäckigkeit der Bürgerinitiative begann sich etwas in der Umweltbehörde – sie ist „Mutter“ der Bäderland GmbH – etwas in den Köpfen zu bewegen. Zunächst aber hieß es, die Initiative solle den Anbau am MidSommerland selbst finanzieren und dafür Spenden sammeln.
Bäderland übernimmt auf jeden Fall die Planungskosten
Diese Idee ist nun vom Tisch: Die Bäderland übernimmt auf jeden Fall die Planungskosten für den Schwimm-Flügel und will bei der Finanzbehörde auch das Geld für den Bau locker machen, sagte Pollmann. Scheitern könne das nur noch, wenn die Finanzbehörde sich querstellt. Allerdings soll Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) Befürworter des Anbaus sein und die Umweltbehörde ist eventuell auch nicht die einzige Behörde, die Geld für das Projekt ausgeben will: Das Bad liegt genau auf der Schnittstelle zweier Gebiete der integrierten Stadtteilentwicklung (RISE).
Der Anbau soll vier Bahnen breit sein und eine Sprunganlage am Ende haben. Angebaut wird er während der zweijährigen Grundsanierung des MidSommerlands dort, wo derzeit das Kleinkinderbecken Wikiland ist und von da aus in Richtung Außenmühle ragen. Beginn der Sanierung ist im Herbst.
Initiative: Unsere Freude ist kaum mit Worten zu beschreiben
„Unsere Freude ist kaum mit Worten zu beschreiben“, sagt Yes-We-Swim-Sprecherin Juliane Eisele. „Unser Dank an alle Unterstützer kann nicht größer sein!“ Der Verein, der aus der Initiative entstand, soll fortbestehen und das Schwimmen in Harburg fördern. „Seit Jahren kämpfen Harburgerinnen und Harburger für ein echtes Schwimmbad“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Bianca Blomenkamp. „Das MidSommerland ist ein tolles Freizeitbad, aber es muss im Harburger Kerngebiet möglich sein, das Bronzeabzeichen abzulegen und dafür benötigen wir das neue Becken.“
Ihr Pendant bei der SPD-Fraktion, Frank Richter, freut sich genauso: „Die Ankündigung ist eine gute Nachricht für den Schwimmsport in Harburg. Wichtig ist uns dabei vor allem, dass die Harburger Schulen dann die Möglichkeit bekommen, das Schulschwimmen in Harburg durchzuführen. „Immer weniger Kinder lernen frühzeitig das Schwimmen und die Folge ist eine steigende Zahl tödlicher Badeunfälle“, sagt Rainer Bliefernicht. „Der Schwimmanbau ist deshalb auch eine präventive Lebensrettungsmaßnahme.“