Harburg. Der Fall Rieckhof: Harburger Verwaltung kündigt erst Betreiber und soll nun aktiv Institutionen in Billstedt und Süderelbe anfragen

Hilft das Bezirksamt im Interessenbekundungsverfahren (IBV) zum „Bürger*innenhaus Harburg“ (bislang „Rieckhof““ nach? Nach Abendblatt-Informationen wurden mindestens zwei Institutionen aktiv aufgefordert, sich um die Trägerschaft des Rieckhofs zu bewerben.

Das widerspräche den Aussagen der Sozial-, Gesundheits- und Kulturdezernentin Anke Jobmann und den ihr untergeordneten Beamten, das IBV sei lediglich eine „unverbindliche Markterkundung“ und man „würde es begrüßen, wenn sich der bisherige Träger erneut um die Trägerschaft bewirbt.“

Gespräche mit Kulturhaus Süderelbe und der Kulturpalast Billstedt?

Die Institutionen, die im Raume stehen, sind das Kulturhaus Süderelbe und der Kulturpalast Billstedt. Auch das stünde im Widerspruch zu Angaben des Bezirksamts, ein Bürgerhaus sei nicht primär ein Kulturzentrum.

Das Kulturhaus Süderelbe gibt es seit den 1980er-Jahren. Gegründet wurde es von Kulturinteressierten aus Hausbruch, Neugraben und Fischbek in der alten Jägerhof-Villa. 2012 erfolgte auf Wunsch des Bezirksamts der Umzug in den Neubau des Bürger-und-Gemeinschaftszentrums am Neugrabener Bahnhof. Die Villa verfiel. Das Kulturhaus Süderelbe hat einen Schwerpunkt auf Bildender Kunst, deckt aber auch Theater und Musik in seinem Veranstaltungssaal „JoLa“ ab. Der Kulturpalast Billstedt ist hauptsächlich für interkulturelle Arbeit bekannt. Ein Flaggschiffprojekt des Hauses ist die renommierte „HipHop-Academy“.

Wäre das Kulturhaus Süderelbe tatsächlich zur Bewerbung aufgefordert worden, wäre das pikant: Das Kulturhaus ist – ähnlich wie der Rieckhof – auf die jährlichen Zuwendungen aus dem Bezirksamt, Dezernat Jobmann, angewiesen. Und Jobmann betont - insbesondere in der Diskussion um den Rieckhof – gerne, dass das Bezirksamt jederzeit einem Träger kurzfristig die weitere Finanzierung versagen könne. Ob man sich dann in Neugraben traut, sich trotz Aufforderung nicht für Harburg zu bewerben, erscheint fraglich.

Heiko Langanke, Fraktionsvorsitzender der Partei Die Linke in Harburg
Heiko Langanke, Fraktionsvorsitzender der Partei Die Linke in Harburg © HA | Privat

„Die Gerüchte kenne ich auch“, sagt der Vorsitzende des Harburger Kulturausschusses, Heiko Langanke (Linke), „Ich sehe wenig Anlass, an ihnen zu zweifeln. Wahrscheinlich fürchtet das Bezirksamt, dass sich niemand um die Trägerschaft bemüht, das Verfahren ins Leere läuft und das Amt dumm dasteht. Dafür spricht auch, dass in letzter Zeit immer stärker betont wurde, um was für einen hohen Etat sich Kandidaten bewerben würden.“ Kulturhaus und Kulturpalast haben sich bislang dem Abendblatt gegenüber nicht geäußert. Sicher ist aber: Für kommende Woche sind zwei Besichtigungen im Rieckhof angesetzt.