Harburg. In Harburgs Bezirksamt wurden die verhärteten Fronten deutlich. Verwaltung will an Neuausschreibung festhalten. Nächste Runde: Kulturausschuss.
Das Internet vergisst nie? Weit gefehlt: Nur zehn Minuten lang war die Aufzeichnung des Live-Streams vom Übergeben der Unterschriften zum Erhalt des Rieckhofs noch im Netz abrufbar, dann hatten alle Harburgerinnen und Harburger, die vormittags um 11 gerade keine Zeit hatten, das Geschehen im Internet zu verfolgen, das Nachsehen. Das Video ist vom Netz genommen. Fairerweise ist zu sagen, dass immer nur eine Live-Übertragung angekündigt war; keine Aufzeichnung.
Die würde eine Begegnung zeigen, die schnell vom Austausch von Höflichkeiten zum offenen Schlagabtausch geriet. Am Ende, da war die Kamera bereits abgeschaltet, warf Sozialdezernentin Anke Jobmann Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen gar „Respektlosigkeit“, vor – nicht etwa, weil er sich einfach erneut das Wort erteilte, obwohl Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen es ihm schon abgeschnitten hatte, sondern weil er überhaupt erschienen war. „Es war die Übergabe durch Unterstützer der Petition verabredet, nicht dass Herr Hansen mit erscheint“, erklärt Bezirks-Pressesprecherin Sandra Stolle.
2360 Unterschriften für den Erhalt des bestehenden Rieckhof-Konzepts
2360 Unterschriften hat Initiator Sylvester Gundelach mit seiner Online-Petition für den Rieckhof – der beim Bezirksamt mittlerweile konsequent „Harburger Bürgerhaus“ genannt wird – zusammenbekommen. Sophie Fredenhagen nahm den Ordner mit den Ausdrucken entgegen. Sie versicherte Gundelach, dass die Anregungen, die die Unterschreiber ebenfalls mitgegeben hatten, bei der Neuausschreibung berücksichtigt würden und forderten den bisherigen Träger, den Verein Freizeitzentrum erneut auf, sich an dem Verfahren zu beteiligen. Sie machte damit deutlich, dass das Bezirksamt an der geplanten Neuvergabe der Trägerschaft festhält.
Trägerverein will Neuvergabe bekämpfen: politisch, juristisch und medial
Jörn Hansen seinerseits machte deutlich, dass der Verein Freizeitzentrum das Verfahren mit allem Mitteln bekämpfen wolle – juristisch, politisch und medial. Dieser Vorgang sei in den 40 Jahren selbstverwalteter Stadtteilkultur mit über 100 Einrichtungen in Hamburg einmalig.
Das sei keineswegs so, entgegnete Fredenhagen. Das Bezirksamt habe in der Vergangenheit auch den Trinkertreff Hans-Fitze-Haus und das Projekt „Elternlotsen“ per Interessenbekundungsverfahren neu vergeben. Die neuen Förderrichtlinien würden den Bezirk zu diesem Vorgehen geradezu zwingen. Allerdings hat noch kein anderer Bezirk deswegen sein Stadtteilkulturzentrum neu ausgeschrieben. Am Donnerstag will das Bezirksamt den Kulturausschuss über das weitere Verfahren informieren. Die Sitzung wird live übertragen.