Harburg. Enge Straßen, viele Autos, immer mehr Lieferwagen: Kommt nun doch die erste Parkzone für Anwohner im Bezirk Harburg?

Während die Behörde für Mobilität und Verkehrswende (BVM) Anwohnerparken im Harburger Binnenhafen rundheraus ablehnt, kann sie es sich im Phoenix-Viertel durchaus vorstellen, erfuhren Harburgs Kommunalpolitiker aus einer schriftlichen Stellungnahme der BVM zu einem Linken-Antrag.

Allerdings steht die Umsetzung des Anwohnerparkens in diesem Quartier nicht gerade oben auf der behördlichen Prioritätenliste. Die Linken wollen am Ball bleiben, verspricht ihr Fraktionsvorsitzender Jörn Lohmann.

Autos werden größer, der Parkraum immer knapper

Im Phoenix-Viertel einen Parkplatz zu suchen, ist wie Angeln: Man braucht Geduld, Glück und Gespür. Nicht nur die regelkonformen Parkplätze sind meist belegt. Im Viertel werden die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung mit großer Flexibilität ausgelegt. Hinzu kommt, dass die abgestellten Autos immer größer werden. Das führt nicht nur dazu, dass der Parkraum knapper wird. Auch für Durchfahrende gibt es immer weniger Platz. Jetzt wird einmal mehr diskutiert, ob Bewohnerparken helfen könnte, die Situation im Viertel zu entspannen. Zum ersten Mal kommt von den entscheidenden Behörden diesmal kein kategorisches Nein.

Die Überlegungen haben einen ernsten Hintergrund: Für Stadtreinigung, Rettungswagen oder gar die Feuerwehr wird es im Phoenix-Viertel häufig eng. Erst im September konnte die Drehleiter der Feuerwehrwache Harburg bei einem Brand in der Lassallestraße nicht eingesetzt werden, weil der Platz nicht reichte. Bei dem Feuer gab es Tote. Zwar betont die Feuerwehr, dass der Tod dieser Menschen nicht durch die Drehleiter hätte verhindert werden können, aber beim nächsten Brand könnte das anders sein.

Die SPD-Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung möchte nun ein Rettungskonzept für das eng bebaute Viertel erarbeiten lassen. Dabei soll besonders darauf geachtet werden, wie sich die Behinderung von Einsatzfahrzeugen durch Falschparker verhindern lässt. Die Linkspartei hat sich dem Anliegen der SPD mit einem Zusatzantrag angeschlossen, in dem explizit das Anwohnerparken angeregt wird.

Bei vielen Autos handelt es sich um Kleintransporter

Als das Quartier vor 120 Jahren entstand, waren Autos noch etwas völlig Neues. 2021 sieht es anders aus. Zwar ist die Bewohnerschaft bunt gemischt. Immer noch haben nur relativ wenige Viertelbewohner ein Auto: 171 angemeldete Kraftfahrzeuge zählt die Verkehrsbehörde auf 1000 Einwohner. Dennoch: Vor einem Haus mit acht bis 12 Wohnungen ist höchstens für drei Autos längs oder fünf quergestellte Autos Platz. Dazu kommt ein Ausweichparkplatz an der Hohen Straße, der ebenfalls stets voll ist. Viele der abgestellten Autos sind mittlerweile Kleintransporter.

„Der Landesbetrieb Verkehr (LBV) stuft die Parksituation in Harburg und im Phoenix-Viertel als kritisch ein“, heißt es in der Stellungnahme der Verkehrsbehörde. „Das LBV-Parkraum-Management kontrolliert neben der Tätigkeit der Polizei weiterhin regelmäßig die Lassallestraße in Bezug auf Ordnungswidrigkeiten im ruhenden Verkehr. Auf den dortigen Parkdruck, der sich aus der bestehenden engen Wohnbebauung ergibt, wird dementsprechend mit einem Kontrolldruck reagiert.“

Verkehrsbehörde äußert sich nicht zur Situation bei Brand

Auch am Abend des Brandes war in der Lassallestraße durch den LBV kontrolliert worden. 15 Strafzettel wurden ausgestellt. Allerdings, so die Verkehrsbehörde, habe keiner der Falschparker die Fahrbahn eingeengt. Auch grundsätzlich seien dem LBV bei seinen regelmäßig im Viertel getätigten Kontrollen keine derartigen Fahrbahnverengungen aufgefallen. Über die Situation zur Brandzeit will die Verkehrsbehörde jedoch keine Angaben machen, da der Brand einige Stunden nach den Kontrollen ausbrach.

Im Hauptausschuss der Bezirksversammlung berichtete ein Vertreter der Innenbehörde, dass das Drehleiterfahrzeug am Brandabend zwar durch die Straßen zum Einsatzort gekommen sei. Einsetzen konnte man sie dennoch nicht, denn zusätzlich zu den knapp 3 Metern Fahrzeugbreite benötigt die Drehleiter im Betrieb noch je einen Meter Platz für die Abstützungen zu jeder Seite, und damit fünf Meter Platz.

Parkprobleme auch an der Uni und in Wilstorf

„Sieht man einmal nach, fällt auf, dass zum Abend hin vermehrt große Lieferwagen im Phoenix-Viertel parken, die weit in die Fahrbahn hineinragen“, sagt der Linken-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksversammlung, Jörn Lohmann. „Schon Pkw-Fahrer sind dadurch zu interessanten Slalommanövern herausgefordert. Lkw, auch die von Stadtreinigung und Feuerwehr, haben es da noch schwerer. Mit diesem Phänomen ist das Phoenix-Viertel nicht alleine. Es wiederholt sich auch am Reeseberg.“

Zwar leben die Fahrer der Transporter oft im Viertel. Nicht immer gehören ihnen die Lieferwagen aber auch. In Bewohnerparkzonen dürften sie dann nicht stehen. „Das Bewohnerparken wird grundsätzlich als Möglichkeit gesehen, den vorhandenen Parkdruck zu reduzieren“, schreibt die Behörde. „Die Untersuchung des Phoenix-Viertels in Bezug auf eine mögliche Einführung des Bewohnerparkens seitens des LBV ist für die Zukunft bereits vorgesehen.“

Hamburgweit hätten bisher andere Bereich Vorrang gehabt

Vorrang in der hamburgweiten Planung hätten aber bisher Bereiche, in der die Parksituation als noch kritischer eingestuft wird. Dies betrifft grundsätzlich dicht besiedelte Bereiche mit einer Vielzahl an Nachfragenden, die kaum private Parkmöglichkeiten aufweisen und außerdem von Verdrängungseffekten aus angrenzenden Bewohnerparkzonen betroffen sind. Dies ist im Harburger Phoenix-Viertel nicht der Fall.

Lange vertrösten lassen wollen sich die Linken aber nicht: „Das Phoenix-Viertel ist ja nicht das einzige Harburger Quartier, das von hohem Parkdruck betroffen ist“, sagt Lohmann. „Rund um die TUHH oder in Wilstorf gibt es ähnliche Problemzonen. Am Reeseberg sollen nun sogar Parkplätze wegfallen. Bevor man so etwas tut, sollte man dort den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und Bewohnerparken einführen, denn ohne Alternativen wird der Druck nur größer. Wir bleiben bei unserer Forderung!“