Hamburg. Bauern, die sich Bienen teilen – das war die Idee für das Start-Up „Bee-Sharing“. Inzwischen ist es auch eine Plattform für Hobbyimker.

Wenn man die Erdgeschoss-Räume der ehemaligen der Sackdruckerei an der Jaffestraße betritt, wo das Startup „Bee-Sharing PALS“ sitzt, und erwartet, von Insekten umsummt zu werden, wird etwas enttäuscht sein. Emsiges Treiben herrscht hier schon, allerdings sind es ein knappes Dutzend Menschen und ein Hund, die hier betriebsam sind.

Faltbare Bienenstöcke aus Pappe in den Regalen und Bilder an der Wand weisen immerhin noch auf die Imme hin. Auch Honig gibt es hier, aber sauber und ordentlich in Deckel-Eimern und Fässern auf Paletten gestapelt. Man riecht ihn ein wenig, aber man sieht ihn nicht.

„Bee-Sharing“ ist eine Art Facebook für Imker

Die Transparenz des Geschäfts liegt im Digitalen. „Wir sind so eine Art Facebook für Imker“, sagt Otmar Trenk, der „Bee-Sharing“ zusammen mit seinem Kompagnon Nils Gerber und weiteren Bienenbegeisterten einst als Verein gründete. 142.000 Imker halten in Deutschland 1.1 Millionen Bienenvölker. Schon aus diesem Verhältnis sieht man, dass die Anzahl derer, die nur wenige Völker halten, groß ist.

In der Tat: 96 Prozent seiner Mitglieder zählen mit weniger als 25 Völkern als Hobbyimker, gibt der Deutsche Imkerbund an, drei Prozent halten 26 bis 50 Völker und gelten als Nebenerwerbsimker und ein Prozent, also immer noch 1420 sind mit über 50 Völkern hauptberufliche Imker. Oft stehen die 136.000 Hobbyimker vor einem Problem: Die 40 bis 50 Pfund Honig, die sie in einem Jahr von einem Volk ernten, werden sie in der Regel noch bei Freunden, Verwandten und Nachbarn los.

Bee-Sharing: Grundidee des Netzwerks war eine andere

Bei zwei Völkern muss man in dieser Kundschaft schon sehr beliebt sein. Danach muss der Honig professionell verkauft werden – was einem Hobbyimker oft mehr Aufwand macht als die Bienenpflege. „Und da kommen wir ins Spiel“, sagt Otmar Trenk. „Wir übernehmen die Vermarktung für die Kleinimker, als Teil unseres Geschäfts“

Den Honig der Imker unkompliziert, transparent und zu einem für alle fairen Preis an die Kunden zu bringen, ist für das Team von Bee-Sharing wichtig. Die Grundidee des Netzwerks war aber der andere Teil des Geschäfts: Die Vermittlung von Bienenvölkern zur Bestäubung in der Landwirtschaft. Über eine Datenbank führen Gerber, Trenk und ihre Mitarbeiter Imker und Landwirte zusammen.

„Auslöser war für mich ein Dokumentarfilm über das Bienensterben und die Wichtigkeit von Bienen für Artenvielfalt und Landwirtschaft“, sagt Otmar Trenk. „Das brachte mich dazu erst Hobbyimker zu werden und dann über einen Verein dieses Imker-Netzwerk aufzubauen. Aus dem Verein ist das Startup geworden.“

Auch Zuchthummeln werden vermittelt

Bauern, die Bienen brauchen, können sich bei „Bee-Sharing“ anmelden. Sie füllen einen elektronischen Fragebogen aus, in dem nicht nur die Feldfrucht und die Ackergröße eine Rolle spielen, sondern auch die allgemeine Insektensituation vor Ort, insbesondere die der Wildbienen. „Je mehr Wildbienen vorhanden sind, desto weniger Honigbienen oder Zuchthummeln – auch die vermitteln wir - müssen gestellt werden“, sagt Trenk, „Wildbienen zu fördern, ist aus ökologischen Gründen ohnehin unserer Dienstleistung vorzuziehen, aber ganz ohne Honigbienen kommt kaum ein Bauer aus.“

Kommen Bauer und Imker zusammen stellt der Imker richtigen Zeitraum die benötigte Anzahl Völker zur Verfügung. „Das Zeitfenster für die Bestäubung ist bei vielen Pflanzen nur kurz“, sagt Trenk. „Auch wenn die Blüten noch die Bienen anlocken, braucht der Pollen noch Zeit von der Blütennnarbe bis zum Fruchtkörper, und bis er angelangt ist kann es zu spät sein.“

In den USA verdienen Imker mit Bestäubung mehr als mit Honig

Die Preise, die Bauern in Deutschland für die Bestäubung zahlen sind trotzdem – noch – gering. In Agrarländern, in denen die Tendenz zu immer größeren Feldern und Monokulturen schon viel weiter fortgeschritten sind, ist das anders. „In den USA verdienen Imker mit der Bestäubung mittlerweile dreimal so viel, wie am Honig“, sagt Trenk. „Hier ist es andersherum. Deshalb haben wir auch die Honigvermarktung als Dienstleistung mit aufgenommen.

Ab 25 Kilogramm – das ist die Größe der Deckeleimer im Raum - nimmt „Bee-Sharing“ seinen Imkern ab. Jeder Honig ist anders. Daher wird er beprobt, analysiert, gelagert und gegebenenfalls in der Honigküche im großen Kessel bei Körpertemperatur mit anderen Honigen gemischt, um gleichmäßige Produkte zu erhalten. In kleine Gläser abgefüllt wird er nur manchmal.

Abnehmer sind auch die Gastronomie und große Lebensmittelhersteller, an welche die Kleinimker sonst gar nicht kommen würden. Mittlerweile sind es nicht mehr nur Hobbyimker, die anliefern, sondern auch Vollerwerbsimker. Das Geschäft rechnet sich. „Wir können nächstes Jahr den Break-Even erreichen“, sagt Otmar Trenk, „aber vielleicht besorgen wir auch noch mehr Geld für eine Expansion. In Frankreich arbeiten wir schon. Ziel wären die USA.“