Pinneberg. Koreanische Eberesche verträgt Hitze und kommt mit wenig Wasser aus. Was hinter der Aktion am 3. Oktober steckt.
„Die große Baumpflanzaktion zum Tag der Deutschen Einheit. Stell dir vor, am 3. Oktober würde jeder Mensch in Deutschland einen Baum pflanzen. 83 Millionen jedes Jahr. Ein neuer Wald. Von Nord nach Süd, von Ost bis West. Für das Klima. Für dich und deine Familie. Für unsere Zukunft.“ Das ist das Motto einer noch relativ jungen Kampagne mit dem Namen Einheitsbuddeln, es beschreibt zugleich das Ziel der Aktion: Bäume zu pflanzen, viele Bäume. Nun geht’s wieder los.
Einheitsbuddeln: erster Baum in Pinneberg gepflanzt
Frank Schoppa, Vorsitzender des Fördervereins Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland, Kreispräsident Helmuth Ahrens, Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg und Uwe Thomsen vom Fachverband Garten und Landschaftsbau Schleswig Holstein haben am Spielplatz südliches Rosenfeld in Pinneberg schon mal vorgelegt und einen Baum in die Erde gesenkt. Nun ja, Hand angelegt haben im Voraus eigentlich nur Uwe Thomsen und der ebenfalls anwesende Ralf Offenborn, Sachgebietsleiter Grünflächen des Kommunalen Servicebetriebs Pinneberg mit einigen Kollegen. Aber hier geht es ohnehin um Symbolik, denn die Botschaft lautet: Nachmachen empfohlen!
Als „inzwischen schon kleine Tradition“ beschreibt Frank Schoppa diesen Initialpflanzungstermin im Vorfeld des Tages der Deutschen Einheit. Damit wollen sie für die Aktion werben, die es seit 2019 deutschlandweit gibt. Und das machen sie in diesem Jahr, indem sie einen ganz besonderen Baum pflanzen: eine Koreanische Eberesche, die Botaniker auf Lateinisch Sorbus Dodong nennen.
Heimische Bäume leiden unter Klimawandel
Sie hat eine gewisse Symbolik, soll auf die aktuellen Probleme, die mit dem Klimawandel einhergehen, aufmerksam machen. Viele heimische Arten leiden darunter, in der Stadt noch stärker als im Wald. In dicht besiedelten kommt es nämlich durch die starke Bodenversiegelung, durch Emissionen sowie durch die vom Menschen verursachte Wärmefreisetzung zum Phänomen der „städtischen Wärmeinsel“ – einer für das Stadtklima charakteristischen, im Vergleich zum Umland erhöhten Lufttemperatur.
Im Hinblick auf den Klimawandel muss laut Frank Schoppa die Bandbreite der Gehölzarten erweitert werden. Um das zu realisieren, wird jetzt schon geforscht, welche Baumarten sich hier in zehn bis 30 Jahren unter den neuen Klimabedingungen wohlfühlen könnten. Diese Arten werden als Klimawandelbäume bezeichnet.
Lösung: Robuste „Klimawandelbäume“
Ein Beispiel für einen solchen Baum: eben die Koreanische Eberesche. Sie zeichnet sich aus durch ihre hohe Hitzeverträglichkeit. Sie ist ein Baum zweiter Größenordnung, wird zwölf bis 15 Meter groß und färbt im Herbst ihr Laub sehr schön ins Rötliche. Und, ganz wichtig: Sie ist auch nicht allzu durstig. Die Prognosen zur Klimaveränderung legen nahe, dass es in einigen Regionen Deutschlands zu Niederschlägen von weniger als 500 Millimeter pro Jahr kommen könnte – ein Wert, bei dem es für heute verbreitete Bäume praktisch unmöglich wäre zu wachsen.
Generell zu beobachten sind auch eine geringere Sprunghaftigkeit des Wetters, das bedeutet, trockene sowie regnerische Perioden dauern immer länger an, was zu Extremwetterereignissen wie Dürren und Überschwemmungen führt. Die Klimawandelbäume müssen genau diesen Ereignissen standhalten können. Dabei könne man sich beispielsweise Inspirationen aus dem mediterranen Raum holen, sagt Frank Schoppa, Doch auch dabei müsse man vorsichtig sein. Denn in unseren Breiten gebe es immer noch Frost in den Wintermonaten, dem die mediterranen Arten nicht gewachsen wären. Das sich stetig erweiternde klimatische Spektrum müsse von den neuen Arten abgedeckt werden.
Kampf gegen Klimawandel beginnt im Kleinen
Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg betont den Erholungswert, den Stadtgrün schaffe. „Viele gesunde Bäume stehen für eine hohe Lebensqualität. Eine grüne Stadt bietet viele Erholungseffekte“, sagt sie, „die städtischen Grünflächen und Bäume sind die Orte, an denen man mit dem Hund spazieren geht, die Gedanken schweifen lässt.“ Es gebe noch viele Grünflächen in der Stadt, die das Potenzial hätten, für Baumpflanzungen genutzt zu werden.
Auf die Frage, welche expliziten Ziele und Pläne für den Klimaschutz in Pinneberg geplant seien, sagt Steinberg, die Stadt sei gerade dabei, ein Klimaschutzmanagement aufzubauen. Daraufhin werde man Analysen anstellen, beispielsweise die Flächen verfügbarer Grünflächen ermitteln und Ziele festlegen. Ihre persönliche Utopie sei, „dass jeder überlegt, was er für den Klimaschutz tun kann, und in seinem Rahmen handelt. Der eine fährt vielleicht mehr Fahrrad, der andere kauft sich einen Honig vom Imker.“
Kreispräsident Helmuth Ahrens betont: Man müsse nicht nur reden, der Kampf gegen den Klimawandel beginne vor der eigenen Haustür. „Ein kleiner Sprössling wird in 50 Jahren zu einem starken Baum, und viele kleine Bäume werden sich in nicht allzu langer Zeit in einen Wald verwandeln. Die Aktion lebt heute vielleicht noch im Verborgenen, aber wird sich mit Unterstützung der Bürger in 20 Jahren bestimmt höherer Präsenz und Bekanntheit erfreuen“, fordert er die Menschen im Kreis Pinneberg, aber auch die Gemeinden, Verbände und Vereine zum Mitmachen auf.