Harburg. Graffitikünstler sind seit Jahren im Innenstadtbereich aktiv. Projekt Walls Can Dance sieht sich als Beitrag zur Stadtentwicklung.

Die Straßenkunst mit Sprühdose, Pinsel oder Schablone ist im Bezirk Harburg deutlich präsenter als in anderen randständigen Bereichen Hamburgs. Was Harburg für die Künstler interessant macht und wie die großen offiziell geplanten oder spontan hingesprayten Wandgemälde einen Beitrag zur Stadtentwicklung leisten können, war am Donnerstagabend Thema einer Podiumsdiskussion des Kulturforums Hamburg im Harburger Theatersaal.

Vor allem zwei Projekte ließen die Harburger Innenstadt zur Freiluftgalerie werden: Seit 2013 besteht die „Graffiti-Hall of Fame“ am Bostelbeker Hauptdeich. Hier haben mehr als 100 Künstler seit 2013 zur Dose gegriffen und auf gut 250 Metern Länge eine mausgraue Flutschutzwand zum farbenfrohen Kunstwerk gemacht.

Neun Murals sind entstanden, fünf im Bereich der Harburger Innenstadt

Auch heute entstehen immer wieder neue Bilder, indem ältere mit Spraydosen übermalt werden. Mit dabei ist die Künstlerin Jana Fux. Sie hat den Verein Großstadtraum, der die Graffitikunst an der Flutschutzwand damals legalisierte, mitgegründet. Und ebenso das Urban Art Institute, das seit 2017 im Projekt Walls Can Dance lokale, nationale und internationale Künstler einlädt, große Wandbilder (Murals) auf ehemals trostlose Fassaden zu gestalten.

Neun Murals sind bislang entstanden, fünf im Bereich der Harburger Innenstadt, vier im Binnenhafen. „Für uns ist der Stadtteil gerade deshalb so spannend, weil wir mit der Streetart einen Beitrag leisten wollen, die Trennung von City und Binnenhafen durch Bahntrasse und Bundesstraße zu überwinden“, sagte Jana Fux. Außerdem habe der Bezirk sehr verschiedene Stadtteile mit unterschiedlichen Bewohnern und eine lebendige Stadtteilkultur. Fux lobte auf dem Podium auch die Unterstützung der Harburger Verwaltung. In jüngster Zeit werden vermehrt Urban Art-Projekte an sie herangetragen, sagte Lina Knipfer, im Bezirksamt für Kulturschaffende zuständig. Ob ein Projekt dann tatsächlich gefördert werde, entscheide die Bezirksversammlung. Es gebe keinen Fördertopf für Urban Art, so Knipfer. Aber neue Fördermöglichkeiten etwa über das RISE-­Programm, das sich der Stadtteilentwicklung verschrieben hat.

Auf den ersten Blick passen Streetart und Genehmigungen nicht zusammen

Auf den ersten Blick passen Streetart und Genehmigungen nicht zusammen. „Die Künstler nehmen sich den öffentlichen Raum, in dem sie leben“, sagt „Nase“ vom Wilhelmsburger Kollektiv ClickClack. Vieles geschehe im Verborgenen, aber gerade größere Aktionen müssen organisiert sein. Er habe zum Beispiel 40 Künstler koordiniert, die die einstmals graue Lärmschutzwand hinter der Skateranlage im Inselpark gestaltet haben. Es gelte, die Bewohner der Viertel mitzunehmen. So wie an der Sanitasstraße. Dort entstand 2019 ein kunterbunter Schriftzug „Wilhelmsburg“, bei dem Spaziergänger aufgefordert wurden, zur Dose zu greifen und mit zu malen.

„Graffiti kann man nicht bestellen. Die Szene sucht sich ihre Orte. Sie hat sich Harburg ausgesucht, und dafür bin ich super dankbar“, sagte Rainer Maria Weiß, Direktor des Archäologischen und des Harburg Museum sowie Gastgeber des Abends.