Harburg. Bildende Künstler freuen sich bis Sonntag über die Gelegenheit zur Ausstellung in Harburg und den Austausch untereinander.

Das erste Harburger Kunstfest öffnete gestern seinen Zaundurchlass auf dem Schwarzenbergplatz. Parallel zu den Bühnendarbietungen des Suedkultur-Sommers stellen hier Maler und Bildhauer aus dem Hamburger Süden ihre Werke aus. Der Anfang am frühen Nachmittag lief noch etwas schleppend, aber die Veranstalter sind zuversichtlich, dass sich die Besucherzahlen im Laufe der knapp einwöchigen Veranstaltung noch steigern werden. Für die Künstler geht es nicht nur darum, endlich wieder ausstellen zu können, sondern auch darum, wieder miteinander ins Gespräch zu kommen.

Dass besonders Künstler unter den Kontaktbeschränkungen der Pandemie litten und leiden, ist hinlänglich bekannt. Dass das aber nicht nur diejenigen unter den Künstlern betrifft, die als Schauspieler, Artisten oder Musiker Darbietungen vor Publikum bestreiten, sondern auch bildende Künstler, ist vielen nicht bewusst, doch es ist so: Über Monate hinweg waren Galerien, Kunstcafés und Museen geschlossen oder nur beschränkt betretbar. Die Maler und Bildhauer standen in ihren Ateliers und schufen Werke für bessere Zeiten. Die allerdings lange auf sich warten ließen.

Galerien, Kunstcafés und Museen waren monatelang geschlossen

„Die Lockdown-Zeit war schmerzvoll“, sagt die Malerin Yvonne Lautenschläger, die auf dem Harburger Kunstfest mit einer Einzel-Ausstellung am Eröffnungstag zu sehen war und die gleichzeitig Werke in der Gruppenausstellung der „Wattenberg Art“ zeigt, welche bis Sonntag durchgehend auf dem Kunstfest zu besichtigen ist. „Wir wollen ja, dass Menschen unsere Bilder sehen, sich damit auseinandersetzen und mit uns darüber sprechen. All das ist über viele Monate nicht möglich gewesen. Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Trotz der Härte, die sie für uns Künstler bedeuten, halte ich die Eindämmungsmaßnahmen für richtig und notwendig. Aber ich bin überglücklich, dass die Situation ein Fest wie dieses zulässt und wir ausstellen können“, so Lautenschläger.

Die Werke der Künstler hängen in Pavillonzelten. Jedes zweite Zelt beherbergt eine Gruppenausstellung, welche die gesamte Festzeit über bleibt, „obwohl einige Gruppenausstellungen auch tageweise leicht bis merklich verändert werden“, wie Jürgen Hawlik, Leiter des Heimfelder Kulturzentrums „Alles wird schön“ sagt. In den Zelten zwischen den Gruppenausstellungen finden tageweise Schauen einzelner Künstler statt.

Künstler nach Lockdown fühlen sich wie beim Klassentreffen

Außer „Wattenberg 8“ und „Alles wird schön“ sind das Habibi-Atelier, die Kunstkarawane und die Harburger Kunstleihe mit Gruppenausstellungen vertreten. „Ich bin schon 2019 mit der Idee eines „Marktes der Künste“ an Heiko Langanke von der Kunstleihe herangetreten“, sagt Jürgen Hawlik, der nicht nur die Ausstellung „seines“ Kulturzentrums betreut, sondern auch selbst Werke beigesteuert hat.

„Aber wir konnten das erst einmal nicht umsetzen. Dass wir es jetzt können, ist paradoxerweise der Pandemie zu verdanken: Durch die Neustart-Förderung für Kultur sind die Kosten gedeckt, ohne dass wir uns auf eine lange und vielleicht vergebliche Sponsorensuche machen mussten. Der Beginn des Fests war verhalten, aber in den nächsten Tagen wird sich das Ereignis weiter herumsprechen. Schön ist es allemal: Für uns Harburger Künstler ist es nach so langer Zeit im Lockdown auch so etwas wie ein Klassentreffen. Jedenfalls fühlt es sich so an“, sagte Hawlik.

Parallele Feste bildender und darbietender Künste nicht ungewöhnlich

Feste bildender Kunst parallel zu Festivals der darbietenden Künste zu veranstalten, ist auch im Hamburger Süden nichts Neues mehr: Parallel zum „Dockville“-Festival findet das „Artville“ statt, wenn diese Festivals wieder an den Start gehen; und untrennbar zum „Keine-Knete-trotzdem-Fete“-Festival in Bostelbek gehörte stets der begeh- und befeierbare Kunstgarten im hinteren Geländebereich. Für die „etablierte“ Kunst ist es allerdings ein Novum.

Deshalb – und weil beide Feste unterschiedliche Hygieneauflagen haben – finden sie zwar parallel und Zaun an Zaun statt, kosten aber separat Eintritt und haben getrennte Eingänge. Suedkultursommer-Festival-Gäste, die auch ein Kunstfest-Ticket haben, können einen gesicherten Übergang zwischen den Zäunen nutzen. Der Kunstfest-Platz hat täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet.