Hamburg. Unterstützer wollen mehr als 2200 Unterschriften im Rathaus übergeben. Zudem Solidaritätskonzert mit Larry Mathews geplant.

Ein Solidaritätskonzert, eine Online-Petition mit bislang über 2200 Unterschriften, sowie diverse unbequeme Anfragen und Anträge in Bezirksversammlung und Bürgerschaft: In Sachen Rieckhof – dem Plan, die Trägerschaft des Kulturzentrums nach 37 Jahren kurzfristig neu auszuschreiben – weht dem Harburger Bezirksamt der Wind ins Gesicht.

Das ficht die Verwaltung aber offensichtlich nicht an: In der Antwort auf eine Anfrage der Linken-Fraktion in der Bezirksversammlung betont das Bezirksamt, alleiniger Entscheidungsträger in Sachen der Bürgerhäuser und Kulturzentren im Bezirk zu sein. Die gewählten Gremien der Kommunalpolitik müssten lediglich informiert werden.

Online-Petition für den Erhalt des Hamburger Kulturhauses

Am Freitagvormittag übergibt Sylvester Gundelach die über 2200 bislang von ihm in einer Online-Petition für den Erhalt des Rieckhofs gesammelten Unterschriften an Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen. Sein Plan war es eigentlich, diese Unterschriften öffentlichkeitswirksam auf der Rathaustreppe zu übergeben.

Dies lehnte das Bezirksamt aber „aus pandemiebedingten Gründen“ ab. Stattdessen wird Gundelach die Unterschriften mit weniger als einer Handvoll Begleitpersonen im großen Sitzungssaal übergeben. „Immerhin hat das Bezirksamt zugesagt, die Übergabe live auf seinem YouTube-Kanal zu übertragen“, sagt Gundelach, „anscheinend befürchtete man eine Menschenansammlung vor dem Rathaus. Deshalb habe ich mich darauf eingelassen.“

Heiko Langanke, Fraktionsvorsitzender der Partei DIE LINKE in Harburg
Heiko Langanke, Fraktionsvorsitzender der Partei DIE LINKE in Harburg © HA | Privat

Gundelach betont, dass die Online-Petition mit der Übergabe der Unterschriften nicht beendet sei. „Im Gegenteil: Ich gehe davon aus, dass die Petition durch die Übergabe noch mal einen Bekanntheitsschub erhält!“

Am Freitag, 25. Juni findet im Rieckhof unter strengen Corona-Auflagen ein Solidaritätskonzert mit dem Haus und seiner bisherigen Leitung statt: Der Eißendorfer Musiker Larry Mathews wird mit seiner Band „Blackstone“ auftreten. Der von Mathews veranstaltete irische Abend zum St. Patrick’s Day im März 2020 war die erste Rieckhof-Veranstaltung, die den Kontaktbeschränkungen zum Opfer fiel. Noch vorhandene Karten dafür gelten auch für den Abend am 25. Juni. „Wir wollen nicht nur ein schönes Konzert geben, sondern auch ein Zeichen für den Rieckhof setzen“, sagt Mathews.

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Inzwischen hat das Bezirksamt auch die zweite schriftliche Anfrage der Linkspartei in der Bezirksversammlung beantwortet. Unter anderem hatten die Linken gefragt, welche konkreten neuen Vorstellungen die Verwaltung für ein Konzept des Rieckhofs hat. Außerdem wurde gefragt, welche „einzelnen Mitglieder der Bezirksversammlung“ mit Veränderungswünschen für den Rieckhof auf das Amt zugekommen seien, wie es in einer vorherigen Antwort hieß; und warum die Angelegenheit nicht mit der gesamten Bezirksversammlung erörtert wurde.

Konkrete Vorstellungen für das Zentrum habe die Verwaltung nicht: „Eine Weiterentwicklung des Konzeptes des Harburger Bürgerhauses ergibt sich aus den Vorschlägen der interessierten Teilnehmenden des Interessenbekundungsverfahrens“, schreibt Sophie Fredenhagen.

Linke: Betreiber wird willkürlich der Hahn zugedreht

„Letztlich wird hier einem Betreiber, der in der Harburger Bevölkerung verankert ist, willkürlich der Hahn zugedreht und dann wartet man mal ab, was da kommt“, empört sich der Linken-Fraktionsvorsitzende Jörn Lohmann. „Das ist alles unausgegoren!“

Auch, dass das Bezirksamt im selben Schreiben betont, die alleinige Entscheidungskompetenz zu haben, stößt bei den Linken auf Kritik: „Das mag rein rechtlich so sein“, sagt der Linken-Abgeordnete und Vorsitzende des Harburger Kulturausschusses, Heiko Langanke, „aber es entspricht keinen demokratischen Gepflogenheiten der Bezirkspolitik. Hier wird die Bezirksversammlung vor den Kopf gestoßen, aber scheinbar haben sich SPD und Grüne entschieden, sich hier am Ring durch die Manege führen zu lassen!“

Vor allem die Aussage, diese Entscheidung über Fördergelder könne jährlich getroffen werden, erschrickt Langanke: „Wer sich mit der Materie auskennt, weiß, dass Kulturzentren mindestens ein Dreivierteljahr im Voraus planen müssen. Mit so einem Damoklesschwert über dem Kopf werden vernünftige Leute sich nicht mehr um die Trägerschaft eines Zentrums bemühen. Dieser rechtliche Rahmen muss neu geordnet werden!“

Die SPD-Bezirksfraktion ist auf Druck der eigenen Partei vom harten Kurs abgewichen und spricht mit dem langjährigen Rieckhof-Team über Perspektiven des Weitermachens. Die Grünen hingegen, von denen der Vorstoß zur Neuausschreibung des Rieckhof kam, halten sich bedeckt, seit sich das Vorhaben als extrem unpopulär erwies. Die FDP hat derweil beantragt, dass der Rieckhof auch während des anstehenden Umbaus ein Programm anbieten können soll.