Harburg. Trägerverein zieht Notbremse und kündigt Verträge. Anlass: Gespräch mit Bezirksamt. Wie geht`s mit den Rieckhof jetzt weiter?

„Im Rieckhof gehen im Januar die Lichter aus“, sagen Geschäftsführer Jörn Hansen und Christoph Meyer-Bohl, Vorsitzender des Rieckhof- Trägers „Verein Freizeitzentrum Harburg“. In einer aktuellen Presseerklärung legen die beiden dar, warum der Verein das Haus schließen will.

Bei einem Treffen des Vorstands mit Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen, Sozialdezernentin Anke Jobmann, und ihrer Leiterin des Fachamts Sozialraummanagement, Sonja Wichmann, stellte sich heraus, dass das Bezirksamt nicht beabsichtigt, dem Trägerverein für das Jahr 2022 weiterhin die erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen, heißt es in der Erklärung.

Harburger Verein stünde laut eigenen Angaben 2022 vor Insolvenz

„Für den Verein hat das zur Konsequenz, dass er im Januar 2022 vor der Insolvenz steht, sofern Forderungen aus langfristigen Verträgen bestehen bleiben“, sagt Christoph Meyer-Bohl, „Darum wird der Vorstand sämtliche Verträge, die für den Betrieb des Rieckhofs geschlossen wurden, zum Jahresende kündigen. Hierzu zählt auch der Pachtvertrag mit den Elbewerkstätten über die Kneipe des Hauses. Diese Zusammenarbeit bestand seit mehr als 20 Jahren und ist ein viel beachtetes Praxisbeispiel für die Inklusion von Menschen mit Handicap.“

Das Bezirksamt plant, die Trägerschaft des Rieckhofs in einem Interessensbekundungsverfahren neu auszuschreiben. Seit der Eröffnung des Hauses 1984 hatte der Verein Freizeitzentrum die Trägerschaft des Hauses inne und Jörn Hansen war Geschäftsführer des Kulturzentrums. Ob bis 2022 ein neuer Träger gefunden ist, ist fraglich.

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Mit den gewählten Gremien der Bezirkspolitik war die geplante Neuausschreibung bislang nicht besprochen worden. Dies steht am Donnerstagabend auf der Tagesordnung des Kulturausschusses. Wohl aber waren Teile der SPD und der Grünen im Bilde, vor allem die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion Heinke Ehlers, auf deren Initiative die Neuausschreibung zurückgeht. Ehlers hat Erfahrung in der kommunalen Kulturarbeit. Unter anderem war sie im Vorstand des Frauenkulturhauses, als dieses 2014 in die Insolvenz ging.

Vor etwa zehn Jahren gab es bereits einmal einen Versuch, dem Verein die Trägerschaft zu entziehen. Initiator war seinerzeit die SPD. In der Kritik standen damals die Mitarbeitergehälter, vor allem Hansens. Der Geschäftsführer wird analog zur Besoldungsstufe A 13 entlohnt, das entspricht einem Gymnasiallehrer ohne Leitungsfunktion.

Läuft sich im Hintergrund schon jemand anderes warm?

Das Bezirksamt geht davon aus, dass der Rieckhof im Januar 2022 ohnehin wegen Sanierungsarbeiten geschlossen ist. Jörn Hansen glaubt daran nicht: „Natürlich stehen diese Arbeiten an, aber meine leidige Erfahrung sagt mir, dass es unrealistisch ist, dass sie bis dahin begonnen haben.“

Die Aufforderung des Bezirksamts an den Verein, sich an dem Interessensbekundungsverfahren beteiligen könne, wies der Vorstand zurück. „Wir werden für das Bezirksamt nicht als Rückfalloption zur Verfügung stehen. Der Vorstoß ist entweder völlig unausgegoren oder es läuft sich im Hintergrund schon jemand warm“, sagt Christoph Meyer-Bohl. Das habe die Bezirksamtsleiterin zwar verneint, aber die beiden anderen Beamtinnen hätten auf die Frage auffallend schweigsam reagiert.