Rönneburg. Anwohner kämpfen schon länger für den Erhalt des Landschaftsdenkmals. Jetzt erhalten sie Unterstützung von den Bezirks-Fraktionen.

Der Burgberg ist der Identifikationspunkt des dörflichen Stadtteils Rönneburg. Die Burg selbst stand hier zwar nur in der Übergangsperiode zwischen Vorzeit und Mittelalter und ist nirgendwo dokumentiert, aber einige Spuren gibt es noch. Eigentlich wäre der Berg ein tolles Ausflugsziel. Früher war er das auch. Doch derzeit ist es nicht überall einfach, die 50 Meter hohe Erhebung zu ersteigen. Die Wege verfallen, stattdessen entstehen Trampelpfade.

Die Anwohner wollen das nicht mit ansehen und protestieren. Die Bezirkspolitik nimmt das auf – nicht zum ersten Mal. Diesmal allerdings ist es eine Besonderheit: Neben der CDU, die sich schon länger für den Burgberg einsetzt, ist auch die Rot-Grüne Koalition mit an Bord. „In diesem Fall agieren wir mal nicht für die Parteien, sondern für Rönneburg“, sagt Klaus Fehling (SPD).

Die Anwohner machen seit vielen Jahren Druck – jetzt reagiert Harburgs Politik endlich

Die Treppen auf den Burgberg sind abgesperrt. Theoretisch. Praktisch sind an einer Stelle schon die Gitter gestohlen worden. Die kleine Treppe dahinter ist in dieser Zeit allerdings weiter verfallen. „Das macht mir Sorgen“, sagt Anwohnerin Sybille Meyer, „denn obwohl diese Treppe der Stadt gehört, liegt sie auf unserem Grundstück. Wer haftet dann, wenn jemandem etwas passiert?“

Diese Gefahr ist real. Teile des Geländers fehlen, Holzbohlen, die einst massive Treppenstufen waren, sind ausgetreten, weggerottet und verrutscht. Auch die größere Treppe, rund 30 Meter weiter, sieht gar nicht mehr gut aus. Wenigstens ist hier noch die Absperrung vorhanden. Benutzbar wird die Treppe dadurch nicht. Schon bevor die Absperrung aufgestellt wurde, hatten sich Fußgänger entschieden, lieber neben den Stufen den Berg hochzugehen. Ein tief ausgetretener Pfad zeugt davon.

Schon 2018 gab es einen Vorstoß der CDU, doch der Verwaltung fehlt das Geld

„Schon vor einigen Jahren haben wir uns an die Politik gewandt“, sagt Anwohner Günter Bosien. Da er selbst CDU-Mitglied ist, besprach er sich in dieser Angelegenheit mit dem damaligen CDU-Bezirksabgeordneten Martin Hoschützky. Der formulierte einen Antrag, dass die Stadt die Wegesicherheit wieder herstellen soll. Der Antrag wurde angenommen.

Die Verwaltung musste sich nun kümmern. Der Leiter des Fachamts „Management des öffentlichen Raums“, damals Gerrald Boekhoff, besah sich die Misere und ließ die beiden Treppen auf der Südseite sperren. Das war 2018. „Mehr ist seitdem nicht passiert, sagt Bosien. „Boekhoff sagte damals, er müsse dafür erst das Geld besorgen.“

Rot-Grüne Koalition im Bezirk engagiert sich jetzt auch – folgen nun Ausgrabungen?

In der Zwischenzeit wurde auch das SPD-Mitglied Arne Thomsen auf die Angelegenheit aufmerksam und begann, sich zu engagieren. Er sprach seinen Genossen Klaus Fehling an. „Und ich erinnerte mich, dass es da schon mal den CDU-Antrag gegeben hatte“, sagt Fehling. „Da fand ich es nur fair, die CDU mit ins Boot zu holen. Und unser Koalitionspartner, die Grünen, zog auch mit.“

Der Antrag bekam obendrein Unterstützung aus einer unerwarteten Richtung. Die Anwohner machten Rainer Maria Weiß, den Direktor des archäologischen Museums Hamburg, auf den Burgberg aufmerksam. „Der war völlig begeistert und hätte am liebsten gleich eine Grabung organisiert“, sagt Günter Bosien. „Auf alle Fälle hat er gesagt, dass die Bergkuppe ein Bodendenkmal sei, das öffentlich zugänglich sein müsse und dass die Trampelpfade zur Zerstörung des Denkmals beitragen.“

Das Museum bestätigt das teilweise. „Ja, wir würden gerne eine Forschungsgrabung auf dem Burgberg durchführen“, sagt Museumssprecherin Beate Trede, „aber wir haben kurzfristig nicht die Kapazitäten dafür. Derzeit erforschen wir das Bodendenkmal mit einer neuen Methode der Luftbildauswertung. Außerdem werden die Erkenntnisse unsere bisherigen Forschungen im Herbst in unsere Ausstellung über Burgen im Raum Harburg einfließen.“

Der Burgberg ist seit 60 Jahren in öffentlicher Hand, um Sandabbau zu verhindern

Der Berg ist erst seit 60 Jahren in öffentlicher Hand. Schon 1941 wurde den in der „Realgemeinde Rönneburg“ zusammengeschlossenen Grundbesitzern allerdings aus Landschaftsschutzgründen untersagt, den Burgberg durch Sandabbau immer weiter zu verkleinern. 1961 kaufte die Freie und Hansestadt Hamburg der Realgemeinde, die im Übrigen bis heute besteht, die Erhebung ab.

Nur ein kleines Stück am Fuß blieb in privater Hand. „Und just dort hat die Stadt in Absprache mit unserem Großvater die kleine Treppe gebaut“, weiß Sybille Meyer. „Das war damals allerdings ein Handschlaghandel. Deshalb haben wir keine Belege, dass die Treppe eigentlich Sache der Stadt ist.“

Grundsätzlich, hieß es schon 2018 aus dem Bezirksamt, sollen die Wege und Treppen hergerichtet werden, allerdings fehle das Geld. „Wir hoffen jetzt, dass mit dem Engagement der Bodendenkmalpflege noch einmal andere Finanztöpfe der Stadt geöffnet werden“, sagt Günter Bosien.