Harburg. In der Abendblatt-Serie mit Tipps für Wanderungen vor der Haustür ist Reporter Lars Hansen heute zwischen Hamburg und Niedersachsen unterwegs.

Raus in die Natur – das ist derzeit eine der besten Möglichkeiten, dem Budenkoller zu entgehen, die Muskeln nicht völlig einschrumpfen zu lassen und gleichzeitig infektionshindernde Abstände zu seinen Mitmenschen zu wahren. Das Gute an der Randlage von Harburg ist: Man muss nicht weit anfahren, um draußen in der Natur zu sein. Schöne Strecken befinden sich direkt vor der Haustür – und doch sind manche so abgelegen, dass man unterwegs kaum Leute trifft – so wie diese Runde entlang der Landesgrenze Hamburg-Niedersachsen von Rönneburg in die Elbniederung, am Seevekanal entlang nach Meckelfeld und dann zurück nach Rönneburg.

Startpunkt ist in Rönneburg

Start und Ziel der Tour ist der Rönneburger Burgberg. Wer im Harburger Osten wohnt, kann schon zu Fuß hierherkommen. Mit dem Bus Nummer 141 fährt man bis Küstersweg und wer unbedingt per Auto kommen muss, findet in den Straßen Küstersweg, Diekdamm und Am Burgberg die eine oder andere Parklücke zwischen den Anwohnerautos. Den „Aufstieg“ auf den Burgberg spart man sich am Besten für das Tour-Ende auf, denn der Blick von oben entschädigt dann noch einmal für das Geleistete.

Erste grüne Etappe der Tour: Der Brinkmannsche Park in Rönneburg. Lars Hansen unterwegs.
Erste grüne Etappe der Tour: Der Brinkmannsche Park in Rönneburg. Lars Hansen unterwegs. © xl | Julia Saur

Grünanlage am Regenrückhaltebecken

Vom Startpunkt, der Kreuzung Küstersweg/Vogteistraße schlägt die Strecke gleich schon mal einen Haken: An der Vogteistraße entlang in Richtung Südwesten zur Ecke Kanzlerstraße und dort in den Brinkmannschen Park. Die kleine Grünanlage umgibt ein Regenrückhaltebecken und war lange komplett abgesperrt. Erst vor einigen Jahren wurde hier ausgelichtet und hübsche Wege und Brücken angelegt, die wir nun nutzen, um diagonal durch den Park wieder zum Küstersweg zu kommen. Linksherum auf die Kanzlerstraße, an der Schule vorbei, dann rechts in den Vorderkamp. Hier beginnt der Abstieg aus der Geest in die Elbmarsch.

Linkerhand sieht man schon Gleisanlagen und Werkstätten der Bahn. Harburgs Historie als Eisenbahnerstadt wird uns noch einige Male begegnen, so wie auch die Bahn selbst: Der Tunnel am Ende des Vorderkamps führt unter der Europäischen Bahnmagistrale Skandinavien-Südeuropa hindurch. Vorsicht: Im Tunnel gibt es keinen nennenswerten Fußweg. Links halten!

Hinaus in Wiesen und Felder

Direkt hinter dem Tunnel liegt der Seevekanal, den überquert man hier, geht dann nach links ein wenig in die Siedlung Kanzlershof und dann gleich rechts auf den Kanzlershofer Weg. Hier gilt es, noch einmal ein Nebengleis zu unterqueren. Dahinter wirkt die Szenerie wie aus einer ganz andere Welt. Eben noch Stadtrand, jetzt weites Feld Nach einem kleinen Stück auf den Kanzlershofer Weg geht es hier nach rechts in eben dieses Feld. Giebelortweg heißt der befestigte Pfad, aber ein Straßenschild sucht man vergebens. Wir haben Hamburg verlassen. Der Graben zu unser Rechten ist die Landesgrenze, der Feldweg, auf dem wir gehen, gehört zu Klein Moor, Seevetal, Niedersachsen. Das Feld auf der anderen Seite des Grabens zu Rönneburg, Hamburg.

Grenze zwischen Niedersachsen und Hamburg

Dem Reiher, der hier sein Revier hat, ist das egal: Er pickt mal hier und mal da glücklose Kleinlebewesen aus den Umlaufgräben. Zusehen lässt er sich dabei aber nur aus der Ferne. Und auch wenn die Felder derzeit alle gleich kahl aussehen, so ist doch hier und da am Wegesrand für Abwechslung gesorgt, wenn zum Beispiel an einer Stelle das Wasser flott durch ein Wehr plätschert oder sich andernorts die Schilf, Gräser oder Pesel im Wind wiegen.

Nach etwa einem Kilometer geht es noch einmal scharf rechts ab: Auf dem Wagenwerksweg wieder in Richtung Bahndamm und Seevekanal. Am Seevedeich angekommen, gibt es jetzt zwei parallele Alternativrouten: Gleich links ab auf dem Seevedeich behält man die Felder noch ein wenig länger im Blick und hat auch den Kanal gleich neben sich. Der wurde übrigens im 17. Jahrhundert von der Seeve bis in die Harburger Innenstadt gezogen, um mit seinem Wasser die Schlossmühle anzutreiben. Die Harburger Festungsinsel selbst war nämlich Ebbe und Flut ausgesetzt, was einen dauerhaften Mühlenbetrieb behinderte.

Kleingartenverein bietet interessante Einblicke

Wer für mehr Abwechslung den Verzicht auf weite Optik in Kauf nimmt, überquert den Kanal und begibt sich in den Kleingartenverein „Bahnland“, der sich am anderen Ufer des Kanals befindet. Entlang der Achse Wagenwerksweg/Bramweg finden sich viele sehr individuell gestaltete Gärten und mindestens ebenso individuelle kleine Eigenheime auf der anderen Wegseite. Ein Bahnsignal am Vereinsheim hält den gärtnernden Eisenbahner dazu an, anzuhalten. Allerdings ist derzeit auch dieses Lokal geschlossen. Der Bramweg endet am Meckelfelder Bahnhof.

Wer vom Seevedeich kommt, biegt direkt an der Autobahn rechts ab und landet dann auch wieder hier. Um nicht auf der Hauptstraße zu bleiben geht es gleich hinter dem Bahnhof die Treppe hinunter zum Sportplatz und zur Straße „Am Anger“, dann über Mattenmoorstraße rechts und Am kleinen Teich links zur Rönneburger Straße; dort rechts Richtung Rönneburg. An der Bahnbrücke am Ortsausgang hat man schon wieder etwas Höhe gemacht und kann gut in die Landschaft blicken. Kurz vor dem Ortsende muss die Straßenseite gewechselt werden, denn der Gehweg zur Rechten endet hier. Eine Verkehrsinsel hilft beim Queren.

Burgberg mit herrlichem Ausblick in die Ferne

An Gemüsefeldern vorbei geht es nach Rönneburg. Links in den Wittheck einbiegen und die schönen – meist zweckgewandelten – Bauernhöfe bewundern, dann rechts in den Diekdamm. Vor dem Wanderer liegt der Burgberg. Da kann man hoch, auch wenn der Weg nach oben wegen einiger gesperrter Pfade und Treppen derzeit ein Suchspiel ist. Oben wird man mit einem Blick in die gesamte Elbniederung entlohnt. Das war auch der Grund, warum die Braunschweiger Herzöge hier schon früh eine Wachburg errichten ließen.

Bergab geht es dann in Richtung Heimweg, Bus oder Auto. Kleiner Tipp: Wer vormittags geht, entzerrt damit nicht nur die Nutzungsdichte der Wege, sondern hat am Ende der Wanderung auch Gelegenheit sich beim Cateringservice „Frau Waltraud“, Vogteistraße 20, Eingang am Küstersweg, einen leckeren Mittagstisch mitzunehmen.

Länge: Knapp acht Kilometer, flotte eineinhalb bis bummelige zweieinhalb Stunden Wanderzeit.

Charakter: Überwiegend befestigte Wege, auch asphaltierte und gepflasterte. Man ist viel im freien Feld unterwegs.

Die Tour eignet sich also bei schlechtem Wetter nur für Hartgesottene und gut Ausgerüstete.

Auch bei gutem Wetter sollte man sich etwas wärmer anziehen, als der Himmel glauben macht, denn vor allem in Klein Moor kann der Wind den Wanderer gut auskühlen. Versorgungsmöglichkeiten gibt es unterwegs nicht. Besser eine Trinkflasche und einen kleinen Snack mitnehmen.

Start und Ziel ist die Kreuzung Vogteistraße/Küstersweg in Hamburg-Rönneburg.

Verlauf: Der Weg führt vom Rönneburger Eiszeithügel unter der Bahnstrecke hindurch in die Elbniederung, östlich bis Meckelfeld und auf der Geest zurück nach Rönneburg.