Bis heute, mehr als 30 Generationen nachdem die unbekannten Burgenbauer anrückten, ist der Burgberg der Mittelpunkt des Stadtteils.

Wo vor mehr als 1000 Jahren alles anfing, zetern Amseln, und mächtige Buchen treiben ihre Wurzeln in die steilen Abhänge. Oben auf dem 80 mal 34 Meter messenden Plateau haben Nordic Walker den unbefestigten Rundwanderweg mit ihren Stöcken gelöchert und Hunde Pfotenabdrücke hinterlassen. Ihr Geläuf liegt im Schatten der Bäume und auf höchst geschichtsträchtigem Boden. Denn irgendwann zwischen dem 9. und dem 11. Jahrhundert wurden hier, gut 45 Meter über dem Meeresspiegel, Holzpalisaden errichtet und ein Erdwall aufgeworfen: die Befestigungsanlagen einer höchstwahrscheinlich hölzernen Burg. Der Hügel, auf dem sie einst stand, wird deshalb mit vollem Recht Burgberg genannt.

In wessen Auftrag die Ringwallanlage errichtet wurde und zu welchem Zweck, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Sicher ist: Etwa vom Jahr 845 an zogen Wikingerhorden immer wieder brandschatzend und mordend die Elbe hinauf. Da konnte ein Stützpunkt mit gutem Überblick über die Stromniederung durchaus nützlich sein. Und sicher ist auch: Eben diese Burg war die Keimzelle und Namensgeberin für Rönneburg.

Bis heute, mehr als 30 Generationen nachdem die unbekannten Burgenbauer anrückten, ist der Burgberg der grüne und mittlerweile längst naturgeschützte Mittelpunkt des Stadtteils. Zu seinen Füßen stehen reetgedeckte Fachwerkhäuser, verlaufen kopfsteingepflasterte Straßen, werden auf dem Schießstand Schützenkönige ermittelt und anschließend auf dem Saal im Gasthaus Rönneburger Park gebührend gefeiert.

+++ Kurz & knapp +++

+++ Zahlen & Fakten +++

+++ Name & Geschichte +++

+++ Töchter & Söhne +++

Hochburg der Schützen

Das tut der Rönneburger gern öfter im Jahr. Gleich drei Schützenvereine - der Schützenverein Rönneburg von 1897 mit seinem 1912 gegründeten Spielmannszug, der Schützenverein Eiche Rönneburg und der Schützenverein Kanzlershof - sind im kleinen Stadtteil beheimatet. Rekordverdächtig.

Im Übrigen spielt sich das organisierte gesellschaftliche Leben im Sportverein Rönneburg (SVR) von 1923 ab, der sich auf Fußball und Tennis beschränkt, in der Fanfarengruppe und natürlich in der Freiwilligen Feuerwehr (FF). Die Teilnahme am Schredderfest, wenn gleich zum Jahresbeginn die Weihnachtsbäume entsorgt werden, und das Osterfeuer (immer schon am Gründonnerstag) sind für Alteingesessene ein Muss.

Wenn die Aktiven mit den beiden Löschfahrzeugen ausrücken, liegt der Einsatzort nicht selten außerhalb, denn die FF Rönneburg ist auch zuständig für die Nachbarstadtteile Langenbek und Gut Moor sowie für große Teile Wilstorfs. Wo der eine Stadtteil aufhört und der nächste beginnt, ist oft schwer zu erkennen, nur Eingeweihten bekannt - und im täglichen Leben auch kaum von Belang. Vielleicht ist das der Grund, warum Immobilienmakler ein Objekt bisweilen mit dem beliebten Wohnstandort Rönneburg anpreisen, obwohl es weit nach Wilstorf hinein liegt. Immerhin tragen die Rönneburger Fußballer ihre Heimspiele auch auf der Wilstorfer Höh' aus.


Von Wiesen und Bauland

Die Wandlung Rönneburgs vom Bauerndorf zum Wohnstadtteil setzte spätestens mit Beginn des vergangenen Jahrhunderts ein, als wohlhabende Harburger sich dort Sommersitze im Grünen zulegten oder geräumige Häuser und Villen errichten ließen. Die Straßenbahn (bis 1971 fuhr sie von der Radickestraße durch bis nach Hamburg) tat ein Übriges, dass aus Wiesen, Weiden und Äckern nach und nach Bauland wurde.

Dabei gilt die Faustregel: Je näher zur niedersächsischen Landesgrenze, desto lockerer wird das Stadtbild, desto großzügiger geschnitten sind die Grundstücke. Auf der Fahrt über Jäger- und Vogteistraße stadtauswärts mischen sich zunächst Grünflächen und von Baumriesen bestandene Parks zwischen die Wohnbebauung, kurz vor der Stadtgrenze stehen Pferde auf der Weide, und bisweilen rumpelt ein Trecker über den Acker. Nur einen Landwirt, der allein von Ackerbau und Viehzucht lebt, gibt es in Rönneburg nicht mehr.

Zu den größten Arbeitgebern im Stadtteil gehören die an den Bahnstrecken gelegene Firma Stahlberg Roensch, ein Spezialist in Sachen Schienenbau, der 2009 vom Vossloh-Konzern übernommen wurde, sowie die Firma Schuethedruck an der Kanzlerstraße. Und dann ist da noch ein Unternehmen, das Rönneburg eine Art Wahrzeichen beschert: Der große, grüne Schwerlastkran, der über dem Betriebsgelände der Firma Heinrich Weseloh an der Straße Holzhäuser aufragt, lässt an alte Hafenanlagen denken. Eine Verbindung zum Wasser hat die 1894 gegründete Straßen- und Tiefbau-Firma durchaus. Sie hat etwa den Hamburger Fischmarkt gepflastert und hat sich bei Deichbauprojekten weit über Hamburg hinaus einen guten Namen gemacht.

Sanfte Hügel, dörfliches Flair

Dass der Stadtteil sein ländlich-dörfliches Flair bewahren wird, garantiert schon die von zwei Eiszeiten geformte hügelige Landschaft: Auf Rönneburgs verschlungenen Straßen geht es entweder bergauf oder bergab, aber in den seltensten Fällen einfach mal flach geradeaus. Wer da zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs ist, bekommt garantiert kräftige Waden. Auf Schritt und Tritt kommen Tümpel, Teiche, bewaldetes Sumpfland und Bachläufe in Sicht, die sich tief ins Terrain eingegraben haben - für Kinder ein riesiger Abenteuerspielplatz. Dorthin geht es über Straßen und Wege, die sonderbare Namen wie Foßholt, Plaggenhieb, Holzhäuser, Rönneburger Freiheit oder Pepers Seeg tragen und so die Erinnerung an frühere Flurbezeichnungen bewahren. Die Gastronomenfamilie Küster, die im 19. Jahrhundert segensreich wirkte, wird sogar doppelt geehrt: mit dem Küstersweg und dem Küsterstieg - bei dem dummerweise eines der beiden "s" vergessen wurde.

+++ Der Stadtteil-Pate: Heiner Schmidt +++

Beten bei den Nachbarn

Bewahrt wurde auch die Grundschule, neben dem Kindergarten die einzige öffentliche Einrichtung im Stadtteil. Eine eigene Kirchengemeinde ist Rönneburg erst seit 1960. Das Gotteshaus ist in einem alten Bauernhaus mit kleinem frei stehenden Holz-Glockenturm untergebracht und wohl das einzige reetgedeckte in Hamburg. Es steht an der Rönneburger Straße - und damit bei den Wilstorfer Nachbarn. Doch in Rönneburg gilt dieser Standort keineswegs als Nachteil, sondern sogar als Beitrag zur Sicherung der Lebensqualität im Dorf. Wenn am Sonntagvormittag in Wilstorf die Glocken der Rönneburger Kirche bimmeln, habe man rund um den Burgberg trotzdem seine Ruhe, sagen Alteingesessene verschmitzt.

In der nächsten Folge am 4.4.: Wohldorf-Ohlstedt