Hamburg. Neuer Radweg endet in Hausbruch unvermittelt an einem „Drängelgitter“. Unklare Lage auch im Harburger Binnenhafen.
Im Juli verkündete der Bezirk Harburg den Startschuss für den Ausbau der Veloroute 10, die einmal als gut ausgebauter und durchgängiger Radweg von der Hamburger City bis Neugraben führen soll. Das entpuppte sich dann zwar zunächst als ein lediglich etwa 20 Meter langes Teilstück – doch immerhin geht der Ausbau inzwischen zügig weiter. Allerdings mit einigen noch ungeklärten Problemabschnitten: Aktuell wird ein Teilstück zwischen Hausbrucher Moor und der Hafenbahn-Querung Heykenaubrook bis zum März als drei Meter breiter Zweirichtungsradweg ausgebaut: Doch mit der zügigen Radfahrt wird es danach an diesem Bahnübergang vorbei sein.
Jedenfalls für eine bisher noch nicht absehbare Zeit. Gleich zwei Dreierbügel sind dort als Sicherung eingebaut: Ein so genanntes Drängelgitter. „Selbst versierte Radfahrer müssen dort absteigen, Lasträder und Räder mit Hänger kommen überhaupt nicht durch“, kritisiert Joachim Franke vom Kreisverband Harburg des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC).
Künftige Veloroute eignet sich nicht für Lastenräder
Dem Bezirk Harburg ist dieses Problem offensichtlich bekannt. Derzeit sei es noch nicht möglich, die Gleise an der Stelle mit Lastenrädern oder Gespannen zu überqueren, räumt das Amt auf Nachfrage ein. Mit anderen Worten: die künftige Veloroute ist dort eigentlich zunächst nicht veloroutentauglich, jedenfalls nicht für Lastenräder, die vom rotgrünen Senat gerne mal als lobenswertes Symbol der Verkehrswende genannt werden. „Wir arbeiten derzeit daran, eine entsprechende Verbesserung herbei zu führen und im Zuge des Velorouten-Projekts die Querungsmöglichkeit zu optimieren“, heißt es dazu weiter beim Bezirksamt. Sowohl der Bau einer Brücke als auch eines Tunnels seien bereits geprüft worden. Inzwischen gebe es die „Aussicht“ auf eine Unterführung.
Doch wann die tatsächlich gebaut werden kann, ist derzeit noch völlig offen. Bei den Gleisen handelt es sich um ein Bauwerk der Hafenbahn, die dort in der Nähe von der Kattwyk-Brücke kommend in die DB-Strecke einfädelt. Zuständig ist daher die Hamburger Hafenverwaltung Hamburg Port Authrity (HPA). Der HPA sei bekannt, dass sich der Bezirk den Bau einer Radwegsunterführung „wünscht“, heißt es dort auf Nachfrage. Derzeit gebe es aber noch keinen Realisierungsträger für diese Maßnahme. Und da das Projekt durch den Bezirk und das Amt für Verkehr und Mobilität auch noch nicht initiiert worden sei, könnten auch keine Termine für einen Baubeginn genannt werden. Oder anders: Bei der Unterführung handelt es sich bisher lediglich um einen Wunsch und mehr nicht.
Auch im Harburger Hafen muss die Veloroute 10 eine Bahnlinie kreuzen
Dabei wäre aus Sicht des ADFC durchaus Gelegenheit gewesen, diese Fahrrad-Barriere zu entschärfen. So seien an der Stelle gerade erst im Sommer die Gleise erneuert worden. ADFC-Kreisvorstand Franke: „Da hätte man einfach ein Stück abflexen können und der Übergang wäre einfacher geworden.“
Auch im Harburger Hafen muss die Veloroute 10 im weiteren Verlauf eine Bahnlinie kreuzen und auch hier ist noch längst nicht klar, ob und wie das geht: Die Veloroute 10 soll, über die Blohmstraße vom Binnenhafen kommend zum Bostelbeker Hauptdeich weitergeführt werden, ohne dabei allzu lang entlang der schwer befahrenen Seehafenstraße zu verlaufen. Dazu müssen allerdings zwei Gleise gequert werden, die auf Höhe des alten Unterelbe-Bahnhofs nach Norden von der Hauptlinie ausfädeln, um die Schienenanbindung der Ölmühlen, Raffinerien und Hafenbetriebe nördlich der Seehafenstraße zu gewährleisten und sich außerdem weiter westlich zu einer kleinen Abstell- und Rangieranlage auffächern. Die Veloroutenplaner wollen diese Gleise möglichst frühzeitig queren – am besten parallel zur Rampe der Seehafenbrücke, neben der die Seehafenstraße nur einspurig und weniger befahren ist.
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Das müsste allerdings mit der Deutschen Bahn ausverhandelt werden und die äußert sich nach Auskunft der Planer bislang weder zustimmend, noch ablehnend. Derweil wird 2021 der Veloroutenabschnitt an der Blohmstraße fertig gestellt und auch am Bostelbeker Hauptdeich soll in naher Zukunft begonnen werden. Sollte die Bahn also irgendwann die Querung verweigern, muss die fertig gebaute Route umgeplant werden. Dabei setzen die Planer mehr oder weniger auf die Streckenführung auf dem Bostelbeker Hauptdeich, weil dieser wenig befahren ist, und man dort nicht viel verändern müsste, um die Veloroute einzurichten.
An der Veloroute 11 von der Hamburger City nach Eißendorf klammert man die problematischen Teile ebenfalls aus: 2021 soll die Route auf der Hannoverschen Straße bis zur Buxtehuder Straße fertig werden; außerdem wird der Ausbau der Denickestraße von der TUHH bis zur Triftstraße zur Fahrradstraße fortgeführt. Zwischen diesen beiden Abschnitten liegt die Harburger Innenstadt, wo die Megakreuzung am Bahnhof, die Moorstraße und der Harburger Ring sowie letztlich der „Finanzamtsknoten“ und der Bereich vor der Goethe-Stadtteilschule derzeit noch mehr Probleme bereithalten, als die Planer Lösungen haben.