Hamburg. Jahrzehntelang lag die Bahnstrecke still. Jetzt wurde sie wieder eröffnet, für Fahrräder, Fußgänger und Gehwagen.
Das kann sich heute kaum noch jemand vorstellen, der sich nicht erinnert: Mitten durch Finkenwerder rumpelten einst schwere Güterzüge – direkt neben dem Marktplatz. Das war allerdings im letzten Jahrtausend. Jahrzehntelang lag die Bahnstrecke still. Jetzt wurde sie wieder eröffnet, allerdings nicht für Lokomotiven und Waggons sondern für Fahrräder, Fußgänger und Gehwagen. Finanzsenator Andreas Dressel, der Vorsitzende des Regionalausschusses Finkenwerder, Ralf Neubauer, und der Chef der Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, durchschnitten das obligatorische rote Band und gaben die Strecke frei.
Die HPA war beteiligt, weil das Gleis einmal ihr gehört hatte. Es war die Hafenbahnanbindung der Deutschen Werft auf der Finkenwerder Rüschhalbinsel. In den 1930er-Jahren wurde ein Bahndamm quer über die Insel aufgeschüttet und die Trasse gelegt, die auch mehrere Brücken umfasst. 1937 fuhr der erste Zug über die eingleisige Strecke.
Werft gibt es seit 1976 nicht mehr
Die Werft gibt es seit 1976 nicht mehr. Seit den 1990er-Jahren ist ihr alter Standort Park und Gewerbegebiet. Die Gewerbetreibenden – hauptsächlich Airbus-Zulieferer – hatten zwar zunächst Interesse an einem eigenen Bahnanschluss bekundet. Sie reduzierten ihren Enthusiasmus jedoch radikal, als sie erfuhren, dass sie an den Kosten der jeweils eigenen Gleisanschlüsse beteiligt würden.
Für die HPA stand damit eigentlich schon länger fest, dass sie die Strecke nicht mehr brauchte. Einfach so aufgeben wollte sie sie dennoch nicht. Es sollte ein überzeugendes Konzept zur Nachnutzung geben. „Und damit haben wir uns lange schwergetan“, sagt Stadtteilpolitiker Ralf Neubauer. „Weil es viele verschiedene Wünsche gab. Die einen wollten Parkplätze, die anderen Parkbänke.
Welche wollten bauen, andere renaturieren.“ Der Beschluss des Regionalausschusses Finkenwerder und der Bezirksversammlung Mitte, hier einen Radweg zu entwickeln, ist deshalb gar nicht so alt. „Daher gebührt mein besonderer Dank der HPA und der Finanzbehörde, dass der Umbau so schnell vonstatten ging“, sagt Neubauer. „Das sind wir so gar nicht gewohnt!“
Neue Querung der Süderelbe muss her
Die gesamte Strecke soll eines Tages als untergeordnete Veloroute Finkenwerder mit dem geplanten Radschnellweg Stade–Hamburg verknüpfen. Dafür muss jedoch noch eine neue Querung der Süderelbe her, denn die alte Bahnbrücke über die Aue und die alte Süderelbe ist unsanierbar verfallen. Außerdem führt sie direkt zur Hafenschlick-Trennanlage META. Der nördlichste Teil der Strecke ist keine reine Veloroute mehr.
Die beiden großen Seniorenheime der Elbinsel sowie das Haus der Jugend liegen direkt am alten Bahndamm. Vor allem für die Senioren ist es über den Bahndamm wesentlich bequemer, das Finkenwerder Zentrum zu erreichen, weil sie dann nicht mehr den steilen Anstieg zum Neßdeich bewältigen müssen. „Für mich ist das ein herausragendes Beispiel für einen Ort, an dem keine hafenwirtschaftliche Nutzung mehr möglich ist und an dem nun der Bürger durch ein attraktives Angebot profitiert“, sagt HPA-Chef Meier.
Auch im Bezirk Harburg kann man sich über die neue Strecke freuen: Zur Eröffnung war auch die Grünen-Bezirksabgeordnete Britta Ost gekommen. „Es ist schön, dass auch im Süden gute Radwege jetzt vorankommen“, sagt sie. „Das muss uns im Bezirk Harburg jetzt ein Ansporn sein!“