Harburg. Die Partei möchte auch das Wirken von Ehefrau Greta Wehner würdigen. Platz vor Karstadt soll Herbert-und-Greta-Wehner-Platz heißen.

Die Rot-Grüne Koalition in der Harburger Bezirksversammlung möchte, dass der Herbert-Wehner-Platz am Harburger Ring in „Herbert-und-Greta-Wehner-Platz” umbenannt wird, um so das Wirken von Greta Wehner (1924-2017) zu würdigen. Greta Wehner, geborene Burmester, war Herbert Wehners dritte Ehefrau. Zuvor war sie seine Stieftochter, Privatsekretärin und Fahrerin. „Ohne Greta Burmester wäre Herbert Wehners politisches Wirken, wie wir es kennen, gar nicht möglich gewesen”, sagt Holger Böhm, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD. „Wir wollen mit diesem Antrag auch ihr Werk würdigen.”

Harburg war Wehners Wahlkreis

Herbert Wehner (1906-1990) war von 1949 bis 1983 der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Hamburg-Harburg (zu Anfang Hamburg VII). Als langjähriger Fraktionsvorsitzender der SPD machte er sich einen Ruf als strenger Stratege, der keine Abweichler duldete und als Architekt des Eintritts der SPD in die große Koalition 1966 sowie in die sozialliberale Koalition 1969. Seine bissige Rhetorik war gefürchtet.

Exiljahre in Schweden

In seiner Jugend war Wehner Anarchist und Kommunist, während des Dritten Reichs im Exil. zunächst in Moskau, später in Schweden, wo er Exildeutsche kommunistisch organisieren sollte. Dafür steckten ihn schwedische Gerichte allerdings als Spion ins Gefängnis, worauf die Kommunistische Partei ihn ausschloss, weil er seine Aufgabe nicht erledigt hatte. In Schweden lernte Wehner Charlotte Burmester kennen, deutsche Widerstandskämpferin sowie Mutter zweier Kinder und Witwe eines Widerstandskämpfers. Die beiden heirateten.

Greta Wehner war gelernte Krankenschwester

Lotte Wehner stand Herbert Wehner in seinen Anfangsjahren als Bundestagsabgeordneter zur Seite, erkrankte bald allerdings schwer. Ihre Tochter Greta gab ihren Beruf auf und zog zu ihrer Mutter und ihrem Stiefvater nach Bonn, wo sie sich zunächst nur um Lotte und den Haushalt kümmerte, dann aber nach und nach auch für Herbert Wehner immer mehr Aufgaben wahrnahm. Sie organisierte Wehners Terminkalender und Tagesabläufe, wurde seine Fahrerin und wirkte in persönlichen Kontakten des barschen Herbert Wehner oft als seine menschliche Seite. Als Wehner 1966 Diabetiker wurde, übernahm die gelernte Krankenschwester Greta auch dafür die praktische medizinische Betreuung. 1983, vier Jahre nach Lotte Wehners Tod heirateten Herbert Wehner und seine Stieftochter. Aus der Politik hatte er sich da gerade zurückgezogen und wurde dement. Greta Wehner pflegte ihn bis zu seinem Tod 1990.

„So sehr Herbert Wehner immer unser Aushängeschild als Harburger SPD war, so war doch Greta stets unsere erste Ansprechpartnerin”, sagt Frank Richter, Bezirksfraktionsvorsitzender der SPD, „sie hatte aus Bonn stets ein Ohr nach Harburg. Und auch später, als sie verwitwet und nach Dresden gezogen war, hat sie immer noch Kontakt zur Harburger SPD gehalten.”

Engagement in der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft

Greta Wehners eigenes Werk begann nach dem Tod ihres Mannes. Sie engagierte sich in der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft, war Mitbegründerin und aktive Mitwirkende des Herbert-Wehner-Bildungswerkes in seiner Geburtsstadt Dresden und gründete die Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung, die das Bildungswerk unterstützt. 2010 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Der jetzige Herbert-Wehner-Platz soll im Zuge des dritten Umbaus des Harburger Rings optisch aufgewertet werden. Der Siegerentwurf des Gestaltungswettbewerbs nimmt starke Bezüge auf die öffentliche Person Herbert Wehner. Ob sich da noch Hinweise auf die starke Frau in seinem Hintergrund einpflegen lassen, ist eine Frage, die sich der Stadtentwicklungsausschuss stellen muss, wenn der Antrag beschlossen wird.