Neuenfelde/Cranz. Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung zieht das regelmäßige Ausbaggern der Este vor. Hamburgs älteste Werft ist wieder arbeitsfähig.

In die bislang verfahrene Schlick-Problematik im Hafenbecken der Pella-Sietas-Werft scheint Bewegung zu kommen: Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) zieht ihre halbjährlichen Unterhaltungsbaggerungen an der Este-Zufahrt in diesem Jahr vor und macht damit den Weg dafür frei, dass die Werft selbst die Sedimente aus ihrem Becken spülen kann. Damit wird der Schiffbaubetrieb wieder arbeitsfähig.

Die Werft liegt direkt auf der Binnenkante des Este-Sperrwerks, das den Nebenfluss der Elbe von den Gezeiten im Hauptstrom abkoppelt und damit weniger hochwasseranfällig macht. Trotz des Sperrwerks findet jedoch Wasseraustausch mit der Elbe statt und damit gelangen auch Sedimente in den Mündungsbereich.

Schlick-Spülung bei Sietas beeinträchtigt Funktion der Fluttore

Die Werft spült diese üblicherweise bei Bedarf aus und sie fließen in die Elbe ab. In jüngster Zeit haben diese Spülungen allerdings die Funktion der neuen Sperrwerkstore beeinträchtigt, weil ausgespülter Schlick in der Tormechanik hängenblieb, sodass die Hafenbehörde HPA der Werft das so genannte „Wasserinjektionsverfahren“ einstweilig untersagte.

Die Werft hätte nun tatsächlich baggern müssen. Das wäre mit unwirtschaftlich hohen Kosten verbunden. Durch die zeitlich aufeinander abgestimmten Arbeiten werden hydraulische Synergieeffekte zwischen den beiden Einsätzen genutzt. Weil die WSV in der Este-Mündung eine breite Rinne schafft, kann der Schlick, den Sietas ausspült schneller abfließen und setzt sich nicht im Sperrwerk ab, glauben alle Beteiligten.

Wirtschaftsbehörde arbeitet an gemeinsamer Lösung

Die Wirtschaftsbehörde hatte Werft, WSV und HPA an einen Tisch geholt, um eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten, die allen Interessen gerecht wird. Die HPA betreibt einerseits das Sperrwerk und den Hochwasserschutz, hat andererseits auch ein Interesse daran, dass Hamburgs ältester Werftbetrieb weiter arbeiten kann. Die WSV ist für die Fahrrinnenunterhaltung der Este zuständig, die flussaufwärts bis Buxtehude eine Bundeswasserstraße ist.

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Der Schlick im Werftbecken blockiert ausgerechnet die Auslieferung eines Baggerschiffes an die WSV. „Die Koordination der Arbeiten ist auf Gespräche zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg, der WSV und der Werft zurückzuführen“, sagt WSV-Sprecherin Kristin Hildebrandt, „Auf die Natur wird dabei Rücksicht genommen. So werden die Arbeiten nur bei ausreichendem Sauerstoffgehalt in der Elbe durchgeführt.“

Baggerarbeiten beginnen umgehend

Die Arbeiten der WSV beginnen sofort. Die Werft will ebenfalls in der ersten September-Hälfte spülen. Die Cranzer Bürgerschaftsabgeordnete Gudrun Schittek (Grüne) begrüßt den Beginn der Arbeiten. „Dass die Werft weitermachen kann, ist wichtig für die Region“, sagt sie. „Aber dass die WSV jetzt baggert, kommt nicht nur der Werft zugute, sondern auch dem Fährverkehr zwischen Cranz und Blankenese, der nämlich auch häufig vom Schlick beeinträchtigt wird. Hier hat man nicht den Eindruck, dass die WSV die Este tatsächlich ständig schiffbar hält. Vielleicht ist der halbjährliche Rhythmus ja zu lang?“