Harburg. „Walls Can Dance“ geht weiter. Das nächste Werk soll die Tristesse am Karstadt-Parkhaus vertreiben. Kunst soll Brücken schlagen.

Das 2017 begonnene Fassadenkunstprojekt „Walls Can Dance“ geht weiter. Im Kulturausschuss der Bezirksversammlung stellte Rudolf Klöckner vom „Urban Art Institute“ das nächste Teilprojekt der Reihe vor:

Die Verschönerung des „Karstadt-Parkhauses“ an der Ecke Großer Schippsee/Hölertwiete. Weitere sollen in diesem Herbst folgen.

Aus heutiger Sicht gehört das Schippsee-Quartier zu den besonders misslungenen Beispielen für die Sanierung der Harburger Innenstadt im Zuge des S-Bahn-Baus. Gleichförmige Fassaden aus Beton und dunklem Klinker bestimmen das Bild.

Die wenigen durchaus schmucken Gründerzeitbauten, die erhalten wurden, gehen darin unter. Die Gebäude erfüllen Funktionen und zeigen kein Gesicht.

Symptomatisch dafür ist das Contipark-Parkhaus an der Ecke Schippsee/Hölertwiete. Die Betonplatten seiner Verkleidung sind in salatsoßengelb gestrichen, angeschmutzt und unattraktiv.

Allerdings ist Abhilfe in Sicht: Das Street-Art-Projekt „Walls Can Dance“ will das Aufwertungspotenzial der Fassade nutzen. Der Entwurf liegt bereits vor.

Er stammt von dem in Spanien lebenden argentinischen Künstler Felipe Pantone. Der bezeichnet sich selbst als „Nebenprodukt des digitalen Zeitalters“ und seine Werke als „Schnittstellen zwischen Technologie und Kunst“.

Besonders Farbverläufe mit rechteckigen, an Testbilder erinnernden Rasterelementen sind seine Spezialität. Damit schafft er Bilder für Galerien, Etiketten für Cognacflaschen, Textilmuster für große Sportartikelmarken und Wandgemälde von New York bis Lissabon.

Die bereits vorhandenen rechteckigen Fassadenplatten des Parkhauses kommen ihm da entgegen, obwohl das Muster seines Entwurfs kleinteiliger ist, als das der Platten.

Harburg: Verwandlung in eine begehbare Ausstellung

Mit „Walls Can Dance“ will das Urban Art Institute Harburg in eine begehbare Bilderausstellung verwandeln. Vier Wandgemälde wurden in den vergangenen drei Jahren bereits fertig, nun sollen im Herbst gleich sechs weitere folgen.

Drei im Binnenhafen und drei in der Harburger Innenstadt. Mit der begehbaren Ausstellung soll die Trennung von Binnenhafenquartier und Innenstadt durchbrochen werden.

Da passt das Parkhausprojekt bestens, denn erstens wird es schon vom Binnenhafen aus sichtbar sein.

Zweitens kann man es später am besten von der Fußgängerbrücke aus betrachten, die die Quartiere über die Verkehrsadern hinweg verbindet und dritten sehen auch Stadtplaner das Schippseequartier in einer „Scharnierfunktion“ zwischen Hafen und City.

Finanziert wird das Projekt aus Stadtteilkulturmitteln und Geldern zur Quartiersaufwertung. Die Kosten bestehen aus Künstlerhonoraren, Materialkosten sowie Arbeits- und Reisespesen. Die Wände werden von den Hauseigentümern „gespendet“.

Das Projekt hatte bereits im Frühjahr fortgeführt werden sollen, doch die Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie warfen nicht nur die Zeitpläne durcheinander sondern ließen ganze Teilprojekte kippen, da die international gefragten Künstler auch international ausgebucht sind.

Dafür soll im Herbst ein Team aus Lokalmatadoren zum Zuge kommen: Ein Team um den harburger Künstler Bernd Muss sucht derzeit nach einer Wand.