Harburg. „Walls can Dance“: Das Urban Art Institute möchte mit zehn weiteren Riesengemälden die Innenstadt zur Freiluftgalerie machen.
Die Harburger Innenstadt bekommt ein drittes riesiges Wandgemälde. In der Lüneburger Straße, am Nebengebäude des Drogeriemarkts Rossmann, wird im Frühjahr das Kunstprojekt „Walls Can Dance“ weitergeführt. „Wir wollen in den kommenden zwei Jahren bis zu zehn großflächige Kunstwerke schaffen“, sagt Lukas Grellmann vom gemeinnützigen Urban Art Institute. Wenn dies gelänge, wäre das Dutzend voll – die Harburger City inklusive Binnenhafen würde zu einer großen Freiluftgalerie, so die Hoffnung der Kunstschaffenden.
Die erste „tanzende Wand“ war im Frühjahr 2017 entstanden. Damals gestaltete das Künstlerduo Low Bros die Seitenwand des historischen Thörl-Verwaltungsgebäudes an der Harburger Schloßstraße, das heute von der Technischen Universität genutzt wird. Einige Monate später bekam die Seitenwand des Altstadthotels an der Neuen Straße eine künstlerische Note. Hier malte der spanische Urban-Art-Künstler Sabek ein Mädchen-Porträt mit zwei weißen Tauben an die Fassade.
Die Riesengemälde stehen für die Strategie des Projekts: „Wir möchten die Kunst zu den Leuten bringen. Sie sollen sie anschauen und wertschätzen, wenn sie sich durch Harburg bewegen. Dafür ist die Fußgängerzone Lüneburger Straße natürlich sehr gut geeignet“, sagt Grellmann. Ein zweites Ziel sei, mit Walls Can Dance die Trennung von Innenstadt und Binnenhafen zu überwinden – „wir können natürlich die B 73 und die Bahntrasse nicht wegzaubern, aber dennoch einen gemeinsamen künstlerischen Raum schaffen“.
Das dritte Großkunstwerk soll nun den Auftakt bilden für weitere Gemälde im Bereich des Binnenhafens und der City. Das Urban Art Institute führt dabei die Regie, besorgt Wände und Künstler. Letztere kommen von nah und fern. „Die ersten beiden Gemälde sind auf gute Resonanz gestoßen“, sagt Mitinitiator Rudolph Klöckner. „Es fragen bei uns deutsche und internationale Künstler an, ob sie hier in Harburg eine Wand gestalten dürfen – wir haben weit mehr Anfragen als Wände.“
An der Lüneburger Straße wird der Frankfurter Stadtkünstler Guido Zimmermann aktiv werden. Seinen Malstil beschreibt er als „figurative Malerei, die abstrahiert und mit grafischen Elementen ergänzt wird“. Welches Motiv Harburgs Einkaufsstraße zieren wird, wissen Klöckner und Grellmann noch nicht: „Wir stimmen uns gerade mit dem Eigentümer der Wand und dem Künstler ab. Gemeinsam legen wir das Motiv fest, die Ausgestaltung bleibt dem Künstler überlassen. Unser Ziel ist es, dass der Eigentümer, der uns seine Wand zur Verfügung stellt, am Ende von dem Gemälde begeistert ist.“
Bei den ersten beiden Wandmalereien sei dies der Fall – mit der Technischen Universität laufen gerade Gespräche zur Gestaltung einer zweiten Wand an der Harburger Schloßstraße. Und auch der Eigentümer des Altstadthotels sei von dem Projekt überzeugt und habe den spanischen Künstler Sabek während der rund einwöchigen Schaffensphase in seinem Hotel wohnen lassen.
Allgemein habe sich „Walls Can Dance“ in Harburg inzwischen einen Namen gemacht, sagt Grellmann. „Wir brauchen die Unterstützung der Verwaltung und natürlich die der Eigentümer der Hausfassaden. Mit jeder neuen Wand wächst das Interesse und das Vertrauen darauf, dass wir hier professionelle Arbeit machen, die den Stadtteil aufwertet.“
Dazu braucht das Urban Art Institute finanzielle Unterstützung – das gesamte Projekt wird um die 150.000 Euro kosten. Die Künstler bekommen Honorare sowie Reisekosten und Unterkunft bezahlt. Dazu müssen Fassadenfarben gekauft und ein Hubsteiger angemietet werden. Das Projekt wird öffentlich gefördert, dies deckte bislang einen Großteil der Kosten. Auch die Mara und Holger Cassens Stiftung hat Geld zur Verfügung gestellt. Sachspenden sind ebenfalls willkommen. „Wir haben bereits großzügige Farbenspenden erhalten“, sagt Grellmann. Das Baugewerbe sei in Harburg gut vertreten – vielleicht lasse sich bei einem der nächsten Gemälde auch einmal eine mobile Arbeitsbühne gratis organisieren.
Am wichtigsten wären allerdings weitere freie Wände. „Wir haben eine ganze Liste von potenziellen Kunstflächen und versuchen jetzt nach und nach, mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen“, sagt Klöckner.