Neu Wulmstorf. Mehr Bewohner, mehr Wohngebiete in der Gemeinde: Studie zeigt künftigen Bedarf an Kindergärten und Schulen.

Trotz derzeit geplanter Millionen-Ausgaben in den Ausbau von Kitaplätzen und Grundschulen wird Neu Wulmstorf auch in den nächsten Jahren kaum eine Verschnaufpause bei diesen Aufgaben gegönnt sein. Auf dieses Fazit lässt sich das Abschluss-Ergebnis eines umfangreichen Gutachtens des Bonner Beratungsunternehmens biregio bringen, das jetzt der örtlichen Ratspolitik vorgestellt wurde. Biregio berät bundesweit Kommunen zu ihrer Schul- und Kita-Entwicklungsplanung auf Grundlage demographischer Kennzahlen und Trends.

Zwar wurde in der Gemeinde gerade mit der „Krümelkiste“ eine neue Kita mit mehr als 100 Plätzen eröffnet. Und auch in den beiden Neubaugebieten Wulmstorfer Wiesen am Bahnhof und an der Lessingstraße stehen 2022 zwei Kita Eröffnungen an, doch der Bedarf werde weiter bleiben, sagte biregio-Geschäftsführer Wolf Krämer-Mandeau und nannte dazu zwei Entwicklungen: Zum einen steige gerade bei den kleinen Kindern unter drei Jahren die Nachfrage immer weiter an, weil immer häufiger sowohl Väter als auch Mütter trotz Nachwuchses arbeiten gehen. Die Betreuungsquote liege derzeit in Neu Wulmstorf in dieser Altersgruppe bereits bei 45 Prozent und werde voraussichtlich bis 2039 auf mehr als 60 Prozent anwachsen.

Hinzu komme das Bevölkerungswachstum durch den Wohnungsneubau im Ort. Daraus ergebe sich trotz der Kita-Neubauten ohne weitere Schaffung von Plätzen für die ganz kleinen Krippen-Kinder eine negative Bilanz von mehr als 100 Plätzen nach 2030.

Bei den Plätzen für Drei- bis Sechsjährige erwarten die Gutachter zwar ab 2021 wieder eine positive Bilanz mit geringfügigen Überschüssen, aber ab 2030 werde es auch in dieser Altersgruppe im Ort zu wenig Plätze geben. „Sie werden daher im Kita-Bereich erheblich nachjustieren müssen, was Sie jetzt schaffen, reicht nur für kurze Zeit“, sagte Krämer-Mandeau. Neu Wulmstorf müsse daher immer weiter Kita-Plätze ausbauen. „Es sei denn, Sie würden Ihre Baulandausweisung absolut stoppen“, so der Gutachter.

Zahl der Grundschüler sank zunächst, stieg dann wieder an

Etwas weniger eindeutig ist dem Gutachten zufolge die Entwicklung bei den drei Grundschulen in der Gemeinde. Seit 2001 sanken die Schülerzahlen zunächst, seit 2016 steigen sie aber wieder und dieser Aufwärtstrend wird sich wohl auch über 2030 hinaus fortsetzen. Neu Wulmstorf will daher in den nächsten Jahren ebenfalls kräftig in seine Grundschulen investieren wird dafür voraussichtlich die derzeitigen Rücklagen von mehr als zehn Millionen Euro mehr als verbrauchen. Allein schon, weil mit der Corona-Krise auch erhebliche Steuerausfälle auf die Gemeinde zu kommen.

Allein etwa 25 Millionen Euro sind derzeit für den Neubau einer dann fünfzügigen Grundschule Am Moor im Norden des Ortes geplant, für die Grundschule An der Heide wird später mit Investitionen von etwa 16 Millionen gerechnet und auch in die Grundschule Elstorf soll künftig investiert werden, hier reicht aber laut Gutachten eine Zweizügigkeit in absehbarer Zeit weiter aus. „Bei allen Sanierungen und Neubauten an Schulen sind generell mögliche Erweiterungsflächen zu berücksichtigen“, heißt es in dem Gutachten, das nach Beschluss der zuständigen Rats-Ausschüsse jetzt Basis weiterer Entscheidungen sein soll.

Und weiter: „Welche Schulgrößen in zehn Jahren aus organisatorischer und pädagogischer Sicht und bezüglich der Lehrerversorgung zu fokussieren sind, ist heute nicht klar überblickbar.“ Allerdings könne Neu Wulmstorf mit weiteren „Auffrischungen“ durch junge Menschen und ihre Kinder rechnen und müsse dafür Geld einsetzen, so der Gutachter. „Wir sind dann wohl auf dem richtigen Weg“, kommentierte der Neu Wulmstorfer Bauausschuss-Vorsitzende Thomas Grambow solche Aussagen.

Auch in der Krise wird in Schulen und Kitas investiert

Es sei daher richtig, dass Neu Wulmstorf auch in der derzeitigen Krise weiter in Schulen und Kitas investiert. „Wir haben Rücklagen und sind keine Sparkasse“, so Grambow. Es zeige sich zudem, dass der jetzt anstehende fünfzügige Ausbau der Grundschule Am Moor ebenfalls richtig sei. „Und die Zahlen zeigen uns, dass wir mit dem Ausbau der Grundschule An der Heide hingegen noch zwei, drei Jahre Luft haben“.

Ebenso sei die Erkenntnis wichtig, dass auch mit der Ausweisung weiterer möglicher Wohnbauflächen in Elstorf für die dortige Grundschule eine Zweizügigkeit ausreiche. „Das alles hilft uns bei den weiteren Entscheidungen“, sagte der SPD-Politiker.

Auch Frank Kockmann von der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) äußerte sich zufrieden über das Gutachten, mahnte aber auch Sparsamkeit an: Man müsse immer den Gesamtbedarf an Investitionen für alle Schulen bedenken, sagte er mit Blick auf die Grundschule Am Moor, wo zuerst investiert wird und wo zusätzlich eine große Mensa und eine Veranstaltungsaula geplant sind. Man müsse daher überlegen, ob das alles noch in diesem Umfang passieren kann, so der UWG-Politiker.

Bevölkerungsentwicklung mit Männerüberschuss

Das relative Bevölkerungswachstum in Neu Wulmstorf ist ausgeprägter als beim großen Nachbarn Hamburg. So kletterte die Einwohnerzahl seit 2000 von seinerzeit 19.898 auf jetzt 22.256. Von 2000 auf 2010 betrug der Zuwachs dabei 4,8 Prozent und in den vergangenen zehn Jahren noch einmal 6,8 Prozent. In Hamburg lag der Zuwachs von 2000 bis 2010 bei 4, 1 Prozent und danach bei 3,1 Prozent.

Bei Betrachtung d er einzelnen Altersgruppen fällt auf, dass die meisten Neu Wulmstorfer zwischen 50 bis 60 Jahre als sind. Relativ stark ist auch die Altersgruppe der Familienphase zwischen 30 und 50. Auffällig: Bei den Jüngeren zwischen 20 und 30 Jahren liegt mit 55,5 Prozent der Anteil der jungen Männer deutlich höher.