Ehestorf. Das Museum rechnet bis Ende August mit 380.000 Euro niedrigeren Einnahmen. Programm für die Ferien startet Ende Juni.

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg wird in diesem Jahr in Folge der Corona-Krise rote Zahlen schreiben. „Im schlimmsten Fall werden wir 2020 bis zu 100.000 Besucher weniger haben“, sagte Museumsdirektor Stefan Zimmermann am Dienstag in Ehestorf. Trotz des Lockdowns vom 14. März bis 5. Mai gehen die Arbeiten an dem bundesweit beachteten Projekt Königsberger Straße weiter. Für das Abschneiden des Museum in diesem Jahr wird entscheidend sein, ob nach dem 31. August wieder Großveranstaltungen möglich sind.

Allein zum Dampf- und Traktorentreffen und zum historischen Jahrmarkt werden im September und Oktober zusammen knapp 30.000 Besucher erwartet. „Wir hoffen spätestens bis Mitte Juli Gewissheit für die Termine zu haben, um die Vorbereitungen gut abschließen zu können“, sagte Zimmermann.

Nach den Rekordjahren 2018 und 2019, in denen 245.000 beziehungsweise 248.518 Menschen ins Museum und in die vier Außenstellen kamen und Überschüsse von 41.000 beziehungsweise 53.000 Euro (nach Rückstellungen) erzielt wurden, muss nun ein Einbruch verkraftet werden.

Konnte die kaufmännische Geschäftsführerin Carina Meyer 2019 rund 843.000 Euro an Eintrittsgeldern sowie für Kurse und Führungen verbuchen, rechnet sich jetzt bis Ende August mit einem bereits realisierten Minus von 380.000 Euro. Der Förderverein des Museums, der stets bei den Investitionen hilft, verlor 243.000 Euro, weil Tagungen und Hochzeiten abgesagt wurden, Standgebühren ausfielen und der Museumsladen geschlossen war.

17 größere Veranstaltungen sind ausgefallen

Wie stark das Museum von der Krise betroffen ist, wird daran deutlich, dass allein 17 größere Veranstaltungen, Märkte und Treffen entfielen. Dazu zählten der Kunsthandwerkermarkt Ende März und der traditionelle Pflanzenmarkt im April, zu dem in den vergangenen Jahren an zwei Tagen stets um die 20.000 Interessierte gekommen waren. „Uns waren lange die Hände gebunden. Wir konnten uns nicht als lebendiges Museum darstellen, in dem die Besucher etwas erleben können“, sagte Zimmermann.

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An der Königsberger Straße, in der mit sechs Häusern die Nachkriegszeit nachgestellt wird, werden nun jedoch durch die Krise abgesagte Termine nachgeholt. So soll die Ausstellung über die Jahrzehnte bis 1970 im Siedlungsdoppelhaus am 25. Juni eröffnet werden. Das zweite, kleinere Siedlungshaus, das derzeit noch in Tostedt steht, soll statt im Juni im September von der thüringischen Spezialfirma Bennert ins Museums gebracht werden. Die Darstellung des ersten Nachkriegssommers mit 60 Schauspielern haben Meyer und Zimmermann um ein Jahr auf das Wochenende nach Himmelfahrt am 15. und 16. Mai 2021 verschoben.

Blick auf das Gelände der Königsberger Straße im Museum am Kiekeberg mit der Tankstelle im Hintergrund und links der halbrunden Ladenzeile, an der gebaut wird.
Blick auf das Gelände der Königsberger Straße im Museum am Kiekeberg mit der Tankstelle im Hintergrund und links der halbrunden Ladenzeile, an der gebaut wird. © Rolf Zamponi

Der Ausbau des Museums wird zudem nicht gestoppt. Allein für die Königsberger Straße fließen in diesem Jahr drei der insgesamt 6,14 Millionen Euro, von denen der Bund 3,84 Millionen Euro zugesagt hat. Ein neuer Spielplatz und Tafeln für die historischen Gebäude für 100.000 Euro werden mit 73 Prozent vom Amt für Regionale Landesentwicklung gefördert. Am 19. September soll eine Dauerausstellung zum Handwerk starten. Auch hier soll das Museum Fördermittel vom Land, der Handwerkskammer und dem Förderverein erhalten.

Doch trotz solcher Projekte muss gespart werden. Am Tag der Schließung Mitte März gingen 47 der 70 festangestellten Mitarbeiter in Kurzarbeit und noch immer sind nicht alle wieder zurück.

„Wir haben geplante Instandhaltungen an unseren Hallen verschoben, weniger an den Wegen auf dem Gelände arbeiten lassen und bislang auch unseren defekten Transport-Lkw nicht ersetzt“, zählt Meyer auf. Gezielt wird jetzt nach Förderprogrammen von Land und Bund gesucht, über die die finanzielle Lücke zumindest teilweise geschlossen werden kann.

Sommerferien-Programm macht Hoffnung

„Es laufen inzwischen auch Gespräche mit dem Landkreis über mögliche Hilfen“, sagte Direktor Zimmermann. Der Kreis hat mit dem Museum einen Zukunftsvertrag geschlossen, über den bis einschließlich 2023 jedes Jahr 1,976 Millionen Euro an die Einrichtung fließen. Außerdem werden eingeworbene Gelder für die Stiftung bis 150.000 Euro in gleicher Höhe aufgestockt.

Beim Kiekeberg setzt man nun auf das Sommerferien-Programm, das ebenfalls am 25. Juni anlaufen soll. Für Kinder und Erwachsene sollen Führungen, Vorführungen und Mitmachaktionen geboten werden. Zu den Attraktionen wird dabei die Bäckerei mit ihren Lehmbackofen gehören. Sie gilt als besonderer Anziehungspunkt.

„Wir planen das Programm über die Zeit der Ferien in Hamburg und Niedersachsen, um so viele Menschen zu erreichen, die zu Hause Urlaub machen“, sagt Meyer. Alle können auch am Montag kommen. Denn bis zum 27. August ist der Ruhetag abgeschafft.

Stiftung als Träger

  • Das Freilichtmuseum am Kiekeberg wird von einer gemeinnützigen Stiftung getragen. Zweck dieser Stiftung sind kulturelle und soziale Aufgaben und der Betrieb von Museen im Landkreis.


Die Stiftung führt das Museum sowie vier Außenstellen: Den Museumsbauernhof Wennerstorf, die Museumsstellmacherei Lan-genrehm, das Mühlenmuseum Moisburg und das Feuerwehrmuseum Marxen. Ein Wohnheim für Menschen mit Behinderungen ist ebenfalls eingerichtet.

  • Ein Stiftungsrat überwacht den Vorstand. Vorsitzender ist Klaus-Wilfried Kienert, Stellvertreter Maximilian Leroux, beide sind Kreistagsmitglieder. Vorstand ist Museumsdirektor Stefan Zimmermann, Kaufmännische Geschäftsführerin Carina Meyer.
  • Der gemeinnützige Förderverein des Museums hat heute mehr als 13.000 Mitglieder. Der Jahresbeitrag beträgt für Mitglieder 50 und für Paare 80 Euro.