Harburg. Bezirksamt nimmt Epidemie ernst, aber von Panik ist keine Spur. Augenmerk liegt darauf, das Virus auszubremsen.
Wie gut ist der Bezirk Harburg eigentlich auf das Corona-Virus vorbereitet, wollten Harburgs Kommunalpolitiker wissen und hatten Vertreter der Bezirksverwaltung kurzfristig in den Hauptausschuss der Bezirksversammlung eingeladen, damit sie dort einen kurzen Sachstandsbericht abgeben. Die Einladung kam keinen Tag zu früh: Am Dienstag, dem Sitzungstag, hatte sich die Zahl der Infizierten in Hamburg innerhalb eines Tages von 16 auf 29 fast verdoppelt – und es gab die ersten Infektionen aus dem Bezirk Harburg zu vermelden. „Wir müssen Corona ernst nehmen, aber dabei hilft uns Panik nicht weiter“, sagte Gesundheitsamtsleiter Robert Wegner, der Bezirk sei so gut auf die Lage vorbereitet, wie er es sein könnte. Das bestätigte auch Verwaltungsdezernent Dierk Trispel.
Drei Personen in Harburg befinden sich in häuslicher Quarantäne: Ein nachgewiesenermaßen Infizierter und zwei seiner Familienangehörigen. Außerdem soll im Bezirk ein Reisender gestrandet sein, der aufgrund eines Corona-Verdachts derzeit nicht in sein Heimatland zurück kann.
„Wir befinden uns in einer frühen Phase einer sehr dynamischen Entwicklung und die Zahlen, die ich Ihnen gerade nenne, sind in dem Moment überholt, in dem ich sie ausspreche“, sagt Wegner, „Worauf es ankommen muss, ist, die Ausbreitung zu verlangsamen. Bei den meisten Infizierten nimmt die Erkrankung einen milden Verlauf, aber ein geringer Prozentsatz erkrankt schwer und muss intensiv behandelt und gepflegt werden. Wenn die Kurve der Neuerkrankungen nicht allzu steil wird, kann das für alle Betroffenen gelingen.“
Die anfangs hohe Sterblichkeit der Corona-Infizierten in einigen Regionen Chinas habe am Mangel an Intensivbetten gelegen, so der Harburger Experte. Man habe die Erkrankten nicht adäquat versorgen können.
Panik, wiederholte Wegner, sei nicht angebracht. „Derzeit reicht es, die Risikogruppen zu beobachten, die das Robert-Koch-Institut festgelegt hat: „Menschen, die aus den Risikogebieten in China, Korea, Italien und dem Iran kommen, sowie alle, die engen Kontakt mit Infizierten hatten.“
In diese Risikogruppe fielen aber auch die Harburgerinnen und Harburger die jetzt in den Winterferien in die Risikogebiete gereist waren, beispielsweise zum Skifahren nach Südtirol. Diese Menschen sollten abklären, ob sie sich infiziert haben. Dafür sollten sie den Kassenärztlichen Notdienst unter der bundeseinheitlichen Telefonnummer 116 117 anrufen. „Der Notdienst schickt entweder einen Arzt vorbei, der einen Abstrich für den Test nimmt, oder verweist an eine Notfallpraxis oder Notaufnahme, wo das geschieht.“
Bis zur Abklärung sollten die Risikobürger möglichst wenig nahen Kontakt mit anderen Menschen haben – besonders nicht mit älteren, denn bei älteren steigt das Risiko für einen schweren Verlauf der Krankheit. „Und das bedeutet dann eben auch, dass in dieser Zeit bis zur Abklärung die Großeltern nicht zur Kinderbetreuung eingesetzt werden sollten“, sagt Wegner, „auch wenn das einige Familien hart treffen wird, weil die Großeltern fest eingeplant sind.“
Wer keiner Risikogruppe angehört, aber trotzdem auf Corona getestet werden muss, beispielsweise um ein Visum zu erlangen oder weil der Arbeitgeber es verlangt, kann dies nicht vom Notarzt erledigen lassen. „Einige Hausärzte bieten den Test als kostenpflichtige Zusatzleistung an. Wir arbeiten als Gesundheitsamt derzeit an einem Konzept, wie man die Virentests auf einen größeren Personenkreis ausweiten kann.“
Personell sei das Gesundheitsamt gut aufgestellt. Außerdem habe der Personalrat schon vorsorglich Überstunden und Wochenendarbeit genehmigt.
Auch der Rest des Bezirksamts sei für ein Szenario, in dem die Erkrankungen drastisch zunehmen, gut gerüstet, berichtete Verwaltungsdezernent Dierk Trispel. Er war stellvertretend für die krank abwesende Bezirksamtsleiterin Sophie Fredenhagen in den Ausschuss gekommen. „Es ist ja gerade in Ausnahme- und Notfallsituationen enorm wichtig, dass die öffentliche Verwaltung funktioniert“, sagte er.
Sollte die Epidemie auch die Ämter und Beamten betreffen, gebe es einen Prioritätenplan, welche Tätigkeiten wichtig und welche aufschiebbar seien. Nach diesem Plan könne man Beamte und Angestellte zur Vermeidung von Infektionsketten auch nach Hause schicken – zumal viele auch von dort aus arbeiten könnten. „Arbeitsrechtlich ist Home Office für jeden Arbeitnehmer des Bezirksamts möglich“, sagt Trispel, „natürlich, sofern die Tätigkeit Heimarbeit zulässt. Viele nutzen das auch gelegentlich oder regelmäßig. Etwa 60 Prozent haben ein mobiles Arbeitsgerät..“